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heit geſtraffte Geſichtszüge. Geſteigerte Erbiiterung ſchlug hohe Wogen. In den letzten Tagen
waren von den Lehrlingen mehrerer Fabriken die Arbeitsſtätten verlaſſen worden. Eine unter
der Wirtſchaftskriſe leidende Jungarbeiterſchaft haite ihre Forderungen an die Direktionen
geſtellt. Mit höhniſchem Lächeln waren die Abordnungen der Lehrlinge und jugendlichen
Arbeiter empfangen und abgewieſen worden. -- In der Verſammlung auſtretende jugendlichs
Redner begründeten unter dem Beifall von Hunderten mit Begeiſterung ihre Anſprüche. In
den Augen der Jungen aus Werkſtatt und Fabrik leuchtete verhaltene Kampfesfreude. Auch
Hellmut wurde von ihr erfaßt. Einem zum Schluß ausgeſprochenen Appell zum Zuſammen»
Ihluß leiſtete er Folge. Er wurde Mitglied ver Arbeiterjugend.
Unter Gleichen lebte Hellmut neu auf. Wenn er ſich. abends im Jugendheim mit ihnen
zuſammenſand und bei Spiel und Geſang die Stunven ſchaffensſchwerer Fron vergaß, dann
wurde der ſtille, zurükgezogene Junge ein anderer. Er vergaß in dem ſreundlichen, mit
bänderumwundenen Fichtenkränzen geſchmü>ten Raum den vom Sauſen der Treibriemen
und dem Getöſe der Montagehallen erfüllten Werktag. Wenn auf der ſtillen, am Berghang
gelegenen Waldwieſe im letzten Schein der Abendſonne beim Jauchzen der Geigen Burſc) und
Mädel ſich im Volkstanz wiegten, vergingen düſtere, nicht immer zu bannende Gedanken an
ein widerwillig getragenes Joc<y. Stunden der Ausſpannung und des Schöpfens neuer Kräfte
aus dem Born der Natur waren es, wenn man durc) dunklen Tann oder blühende Heide
dahinzog, um nac) Stunden des Wanderns am murmelnden Bach oder am zum Bade ladenden
Weiher zu raſten. Abends, wenn der Tag zur Neige gegangen und ſern am Horizont über
dunkle Baumgipfel der Mond emporſtieg =“- dann wurden, nachdem Lieder und Sagen ver-
klungen, in der Bruſt der Jungen die Kräfte lebendig, die leidenſchaftliches Aufbäumen gegen
Ausbeutung und Unterdrü>dung zur Folge hatten.
Mit heißem Kopf hörte unſer Lehrbub in den Bildungsabenden von den Kämpfen für
die weltbefreiende Sache des Sozialiszmus. Er erſuhr von ſtillem Heldentum im Ringen für
die Idee der Arbeiterklaſſe und von den Frühtagen der ſozialiſtiſchen Arbeiterjugendbewegung,
von dem Wirken der Pickelhaubenträger und PBaragraphenjünger in den Auseinanderſezungen
mit der jungen Arbeitergeneration. Er erkannte vie Bedeutung und wurde ſchaſſendes Glied
der Organiſation ſeiner Klaſſe in ihrem Streben für die geſellſchaſtliche Entwieklung zum
Evzialismus. hp. in der Jugendbeilage der Bieleſelder „Voikswacht“.
SUZ, und Eifernhaus.
Von Mox Weſtphal.
MDA ir müſſen uns immer wieder bemühen, zwiſchen unzeren Jugendgruppen
5 H Yund der Elternſchaſt recht gute Beziehungen herzuſtellen. Wir müſſen in
frier Treundſchaft verbunden ſein, nicht durch Mißtrauen getrennt. Die Hex-
ſtellung jolcher freundſchaftlicher Beziehungen ijt eine von Eltern und Jugendlichen
gemeinſam zu löſende Aufgabe. Ihre Löſung iſt immer möglich, wenn auſ beiden
Seiten guter Wille, Verſtändnis und Entgegenkommen vorhanden ſind.
Den Eltern kann es nicht gleichgültig ſein, was ihre Töchter und Söhne treiben,
in welcher Geſellſchaſt ſie ſich auſhalten. Die Eltern müſſen ſich deshalb einmal mit
den Beſtrebungen der SAJ. bekannt machen, müſſen einmal in das Leben, in die
Arbeit unſerer Jugendgruppen hineinſchauen. Wenn ſie unſere Ziele kennen und
billigen, dann werden ſie unſere Arbeit immer gern unterſtützen, werden gern helfen,
Fehler zu beſeitigen, wo ſolche vorhanden ſind.
Die Jugendlichen müſſen immer wieder den Eltern aus der Bewegung berichten.
In vielen Fällen würden Vater und Mutter gern einmol von den Arbeitsabenden,
von den Spielen und Wanderfahrten hören. Unſere Jungen und Mävel müſſen
nicht alles in der eigenen Bruſt verſchließen =- mit Kameraden plaudert ihr gern,
eure Eltern dürft ihr nicht minder gut behandeln. Ihr werdet nicht ſelten erleben,
daß die Eltern ſich do auc) mancherlei Gedanken über eure Jugendgruppe machen,
Eine Ausſprache kann da oft Unſtimmigkeiten beſeitigen.