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Arbeiter-Jugend
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ihre vollendete Höhe. Seelenlos ſtarr, den Forderungen japaniſchen Anſtandes entſprechend,
ſind ſeine Geſichter, aber duftig und zart ſind ſeine Farben, weich der Fluß ſeiner Gewänder.
(Abb. 2 Beilage.) Nach ihm konnten die Wege nur nach abwärts führen, weil er und ſeine
Zeit bereits an der Grenze der Ueberfeinerung ſtanden. Das Schlanke und Zarte wird bei
mühlich ſchwächer, und
das Publikum, geſättigt,
Überreizt im ſchöngeiſti-
gen Leben, verlangt
Senſationen. So werden
die Frauen, die immer
nog im Mittelpunkt
aller Kunſtthemen ſtehen,
überſchlank, ja dürr. Wie
Himmliſche, nur aus
Aether geformte Weſen,
Ichreiten „die Kurtiſanen
dahin. Masken haben
ſie, teine Geſichter. Kleine
Sdchlitzaugen, einen kaum
angedeuteten Mund, eine
langrückige Naſe und
einen oft fürchterlich
verlängerten Kopf. (Abb.
8, Beilage.) Der Ja-
paner iſt klein, ſo wird,
wie oft, das Fehlende,
das Schlanke, Große und
Zarte, zum Kunſtideal.
"Utamaro(1753 bis
1806) iſt der größte
Künſtler der Tage, vem
wir bei aller Ueber-
reiztheit die Bewunde-
rung doc) nicht ver»
den Künſtlern nach ihm zur Manier (Verkünſtelung). Die ſchöpf
ſagen. (Abb. 8, Bei-
lage.) Nervö5, über
feinert iſt die Kunſt
jeiner Zeit, ſtark erotiſch
gefärbt, aber laſziv
(imlüpfrig) nur dort,
wo ſie bewußt erotiſch
jein will. Die Land-
ſchaft, welche ſchon bei
Kiyonaga auf Holz-
Jchnitten erſchien, wirv
von Utamaro zu höch
ſter Vollendung ge-
bracht. Seine Kunſt iſt
vor dem Beginn des
im Stimmungsgehalt, den er ſeinen Landſchaftsbildern verleiht,
Dieſer japaniſche Reſt, verbunden mit vielfachem europäiſchen Lei
Abb. 11. Buddhiſtiſcher Text. Tuſche auf
Papier. China um 600. (Aus Kümmel,
vie Kunſt Oſtaſiens.)
nenderweiſe auf Europas Kunt zurückzuwirken.
Für Japans Kunſt aber wurde Europas Einfluß zur Kataſtrophe. Man führte die eben
erjundenen Anilinfarben ein und richtete mit ihrer grellen Buntheit den japaniſchen Holz-
eriſchen Kräſte werden all»
Verfalls eine lezte Blüte
am köſtlichen Baum.
Nach ihm wird es Herbſt.
Aber auch im Herbſt
iſt es ſchön. Noch wurde
Hokuſai (1760. bis
1849), den Japanern ge»
JIchenkt. Er iſt der in
Curopa wohl bekannteſte
Künſtler. Was ihm
europäiſhe Verehrer
verſchaffte, hat ihm je-
dvd) in der Heimat ge»
ſchadet. Er iſt unter
europäiſc<em Einfluß
einem Realismus ver»
ſallen, den der Japaner
nicht recyt ertrug, und
vcr für uns doch noch
Joviel japaniſches Stil-
wollen umfaßte, daß
wir ihn als verwandten,
und doc) wieder exotiſch
(fremdartig) intereſſan-
ten Meiſter ſchätzten. I<
muß ſelbſt geſtehen, als
ich vor etwa einem Jahr
vor vem Bik von Tene-
riffa ſtand, habe ich dies
ſen Vulkankegel mit den
Augen des japaniſchen
Holzichnittmeiſters ges
ſehen, der ſeinen heimat»
lichen Fujijama in 100
und in 36 Anſichten ab
gebildet hat. (Abb. 9
Beilage.)
In Hiro ſhige (1797
bis 1858) wird Europa
noc< ſtärker. Seine
Landſchaften ſind natu-
raliſtiſch. Er übernimmt
die perſpektiviſche Wiſ«
jenſhaft europäiſcher
Künſtler und bleibt nur
ein japaniſcher Maler.
hgut, vermochte bezeich»