Full text: Arbeiter-Jugend - 18.1926 (18)

eaten än 
Arbeiter-Jugend 
115 
ihre vollendete Höhe. Seelenlos ſtarr, den Forderungen japaniſchen Anſtandes entſprechend, 
ſind ſeine Geſichter, aber duftig und zart ſind ſeine Farben, weich der Fluß ſeiner Gewänder. 
(Abb. 2 Beilage.) Nach ihm konnten die Wege nur nach abwärts führen, weil er und ſeine 
Zeit bereits an der Grenze der Ueberfeinerung ſtanden. Das Schlanke und Zarte wird bei 
mühlich ſchwächer, und 
das Publikum, geſättigt, 
Überreizt im ſchöngeiſti- 
gen Leben, verlangt 
Senſationen. So werden 
die Frauen, die immer 
nog im Mittelpunkt 
aller Kunſtthemen ſtehen, 
überſchlank, ja dürr. Wie 
Himmliſche, nur aus 
Aether geformte Weſen, 
Ichreiten „die Kurtiſanen 
dahin. Masken haben 
ſie, teine Geſichter. Kleine 
Sdchlitzaugen, einen kaum 
angedeuteten Mund, eine 
langrückige Naſe und 
einen oft fürchterlich 
verlängerten Kopf. (Abb. 
8, Beilage.) Der Ja- 
paner iſt klein, ſo wird, 
wie oft, das Fehlende, 
das Schlanke, Große und 
Zarte, zum Kunſtideal. 
"Utamaro(1753 bis 
1806) iſt der größte 
Künſtler der Tage, vem 
wir bei aller Ueber- 
reiztheit die Bewunde- 
rung doc) nicht ver» 
den Künſtlern nach ihm zur Manier (Verkünſtelung). Die ſchöpf 
ſagen. (Abb. 8, Bei- 
lage.) Nervö5, über 
feinert iſt die Kunſt 
jeiner Zeit, ſtark erotiſch 
gefärbt, aber laſziv 
(imlüpfrig) nur dort, 
wo ſie bewußt erotiſch 
jein will. Die Land- 
ſchaft, welche ſchon bei 
Kiyonaga auf Holz- 
Jchnitten erſchien, wirv 
von Utamaro zu höch 
ſter Vollendung ge- 
bracht. Seine Kunſt iſt 
vor dem Beginn des 
im Stimmungsgehalt, den er ſeinen Landſchaftsbildern verleiht, 
Dieſer japaniſche Reſt, verbunden mit vielfachem europäiſchen Lei 
 
 
 
 
 
Abb. 11. Buddhiſtiſcher Text. Tuſche auf 
Papier. China um 600. (Aus Kümmel, 
vie Kunſt Oſtaſiens.) 
nenderweiſe auf Europas Kunt zurückzuwirken. 
Für Japans Kunſt aber wurde Europas Einfluß zur Kataſtrophe. Man führte die eben 
erjundenen Anilinfarben ein und richtete mit ihrer grellen Buntheit den japaniſchen Holz- 
eriſchen Kräſte werden all» 
Verfalls eine lezte Blüte 
am köſtlichen Baum. 
Nach ihm wird es Herbſt. 
Aber auch im Herbſt 
iſt es ſchön. Noch wurde 
Hokuſai (1760. bis 
1849), den Japanern ge» 
JIchenkt. Er iſt der in 
Curopa wohl bekannteſte 
Künſtler. Was ihm 
europäiſhe Verehrer 
verſchaffte, hat ihm je- 
dvd) in der Heimat ge» 
ſchadet. Er iſt unter 
europäiſc<em Einfluß 
einem Realismus ver» 
ſallen, den der Japaner 
nicht recyt ertrug, und 
vcr für uns doch noch 
Joviel japaniſches Stil- 
wollen umfaßte, daß 
wir ihn als verwandten, 
und doc) wieder exotiſch 
(fremdartig) intereſſan- 
ten Meiſter ſchätzten. I< 
muß ſelbſt geſtehen, als 
ich vor etwa einem Jahr 
vor vem Bik von Tene- 
riffa ſtand, habe ich dies 
ſen Vulkankegel mit den 
Augen des japaniſchen 
Holzichnittmeiſters ges 
ſehen, der ſeinen heimat» 
lichen Fujijama in 100 
und in 36 Anſichten ab 
gebildet hat. (Abb. 9 
Beilage.) 
In Hiro ſhige (1797 
bis 1858) wird Europa 
noc< ſtärker. Seine 
Landſchaften ſind natu- 
raliſtiſch. Er übernimmt 
die perſpektiviſche Wiſ« 
jenſhaft europäiſcher 
Künſtler und bleibt nur 
ein japaniſcher Maler. 
hgut, vermochte bezeich»
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.