Full text: Arbeiter-Jugend - 18.1926 (18)

Arbeiter-Jugend 11 
nach Auſtralien und den es umgebenden Inſeln. Der gemeinſamen Wurzel näher 
geblieben ſind die Malayen Oſtindiens; von ihnen mögen die „Volyneſier“ abge- 
zweigt ſein, nämlich die Bewohner der Inſeln im öſtlichen Stillen Ozean, die mehr 
Aehnlichkeiten mit Malayen als mit Auſtraliern haben. 
Von den Funden menſchlicher Knochenreſte in Europa iſt jener des „Heidelberg» 
menſchen“ der älteſie. Er ſtammt von Mauer bei Heidelberg und hat deshalb die 
angegebene Bezeichnung erhalten. An derſelben Lagerſtätte fanden ſich Stkelettreſte 
nicht mehr lebend vorhandener Arten von Nashörnern, Elefanten, Hyänen, Rindern, 
Pferden uſw. Mit echt menſchlicher Ausbildung des Gebiſſes vereinigte der Heidel- 
bergmenſd) eine fremdartige Maſſigkeit des Kiefers und völliges Fehlen des Kinn- 
vorſprungs. Die Formen des Unterkiefers erinnern ſtark an die des Gibbon, jener 
Großaffenart, die auch in anderen Beziehungen dem Menſchen am nächſten ſteht. 
Eine noch niedrigere menſchliche Form iſt kaum denkbar; die nächſt niedrige Stufe 
müßte ſchon vo r menſchlich ſein, Dem geologiſchen Alter nach dürfte der Heidels- 
berger der zweiten Zwiſcheneiszeit entſtammen. Nur wenig jünger ſind wahrſchein- 
lich die bei Taubach und Ehringsdorf gefundenen Menſchenknochen, wie auch jene 
dus dem Neandertal in der Rheinprovinz. In den weſentlichen Merkmalen ſtimmen 
mit dieſen Funden auch die des Mouſterienmenſchen aus Südfrankreich überein, die 
gllerdings etwas jünger ſind. 
Die ganze Gruppe wird als Neandertalmenſ<en zuſammengefaßt. Sie 
waren durchweg durch plumpe Beſchaffenheit der Knochen der Gliedmaßen und des 
Gchädels ausgezeichnet, durch einen Knochenbau, der in mancher Beziehung an den 
Gorilla, den größten der menſchenähnlichen Affen, erinnert. Die Wirbelſäule war 
weniger gekrümmt, als ſie es bei den Menſchen der Gegenwart iſt, und die Beine 
hatten noch nicht die für die heutigen Menſchen bezeichnende Geradeſtrefung und 
ſäulenförmige Geſtalt angenommen. Die Längenverhältniſſe der Gliedmaßen des 
Neandertalmenſchen ſind eigenartig menſchlich, die Arme ſind kürzer als die Beine, 
während bei allen Menſchenaffen das umgekehrte Längenverhältnis zutrifft, die 
vberen Gliedmaßen länger ſind als die unteren. Die übergroße Länge der Arme der 
Menſchenaffen dürfen wir als eine Eigenart betrachten, die ſich erſt dann ausbildete, 
gls Menſchen und Menſchenaffen von dem gemeinſamen Stamme abgezweigt waren 
und verſchiedene Wege der körperlichen und geiſtigen Entwieklung eingeſchlagen 
hatten. Die Ausbildung der Arme und Hände, wie ſie die eu denaſſen beſitzen, 
kann ihren und der Menſchen gemeinſamen Vorfahren nicht eigen geweſen ſein, da 
jonſt aus ihnen nur Klettertiere hervorgegangen wären, nicht aber auch aufrecht 
gehende Menſchen. Arm und Hand des Menſchenaffen ſind ſo eigenartig einſeitig 
entwidelt, daß daraus Menſchenarm und Menſchenhand niemals hätten entſtehen 
können. Hingegen wurden Handſkelette, die eine überraſchende Aehnlichteit mit dem 
Abbildung 1: Unterkiefer vom Hei- 
delbergmenſchen: ausgezogene Linie; eines 
Negers: -- == =-- geſtrichelte Linie; eines 
TTTTZYZTD f - Europäers:! ...punktierte Linie. (Aus 
„|J 35 1, - Klaatſch „Der Werdegang der Menſchheit 
/ 
 
 
und die Entſtehung der Kultur",
	        
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