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nicht vie deutſche Geographie durcheinander»-
bringen. --
Goll ich, oder ſoll ich nicht? --- ſo frag' ich
mich und beſchaue einen Brief der Gruppe
Wolfenbüttel. Soll ich's mitteilen, daß,
na ja, daß ſie meldet, ihr ſei der Kaſſierer
mit der Gruppenkaſſe durchgebrannt? Nun
ſteht's ja ſchon da, aber gewiß nicht nur, da-
mit ihr's wißt, ſondern um euch aufmerkſam
zu machen, daß die Nöte der Zeit manche
jungen Menſchen in yarte Verſuchung brin-
gen. Einige halten nicht ſtand und verſagen.
Wir wollen hier über ſie, ohne die ECinzel-
heiten des Falles zu kennen, den Stab nicht
brechen. Aber wir müſſen die Gruppen
ſchüßen vor Verluſten und zugleich immer
wieder unſeren Funktionären das Gewiſſen
ſchärjen. Eine ſtändige Kontrolle der Ver-
waltungsarbeiten, beſonders der Kaſſen iſt
durchaus nötig. Wohl überall werden Revi-
joren gewählt, --- aber in wieviel Fällen
verſehen ſie ihr Amt nur mangelhaft oder
gar nicht? Das darf nicht geduldet werden,
und jo nehmen wir denn die Meldung aus
Wolfenbüttel zum Anlaß, dieſe Mahnung
auszuſprechen. ---
Für die Mädelwoche in Tännicd), den
Ferienaufenthalt in Puan-Klent, für
die Feſtſpielwochen des Schillerbundes in
Weimar müſſen die Anmeldungen nun
bald eingehen. Es ſei darum nochmals auf
die entſprechenden Bekanntmachungen im
„Führer“ hingewieſen.
Frei Heil!
Max Weſtphal.
Wie es beſijer geht.
In Nr. 10 des „Führers“ vom vergange»
nen Jahre wird eine Statiſtik der öſterreichi-
ichen Kinderorganiſation veröffentlicht, die
doutlich den Wert der verſchiedenen Werbe-
methoden zeigt. Es war an die Mitglieder
des Verbandes die Frage geſtellt worden:
„Ver oder was hat mich zur Organiſation
gebracht?“ Es lagen 373 Antworten vor. Es
erflärten, zur Organiſation gekommen zu ſein
durch Kinderſreunde 34, andere Organiſatio-
nen 6, „Jugendliche 181, erwachſene Ges
noſſen 6, Eltern 15, Geſchwiſter 19, Verſamm-
lungen 42, Werbewoche 7, GSchülerrat 11,
Plakate 5, Veranſtaltungen 10, Wirtſchaft 5,
eigenes Intereſſe 32.
So iſt zahlenmäßig die alie Weisheit be-
legt, daß die Hälfte der Mitglieder durch Ju-
gendliche geworben werden. Weit über die
Hälfte wird es, wenn wir die durc Ver-
ſammlungen Gewonnenen hinzuzählen, Dies
können wir mit Recht tun, denn dem Ber-
ſammlungsbeſuch geht zunächſt die Werbe-
arbeit durch Jugendliche voraus.
Alle unſere großen Veranſtaltungen,
Arbeiker-JugendB
wie Reichsjugendtag, UnterbezirksJugendtage,
Führer- und Ferienwochen, dürfen nicht nur
Vergnügen und Erholung für Tage bedeuten.
Sie müſſen ſich auswirken. Zuerſt. in der.
Werbung für unſere Bewegung. Jeder Ge-
noſſe und jede Genoſſin muß in die Front der
Werber treten. Um jedes. Mädel. und. jeden
Jungen muß gekämpft werden. Alle Arbeiter-
kinder müſjen in unſere Reihen hinein. Sie
müſſen bürgerlichen Vereinen, der Straße
und der leichten Lebensführung entriſſen
werden. Mit dauernder Aufbieteung aller
Kräſte muß gearbeitet werden. . |
Es war doch in der Vorkriegszeit ſo, daß
die Jugend in Familie, Schule, Betrieb und
bei Arbeiterfeſten immer auf dem GSprüng
ſtand, den Aujnahmeſchein bereit.
So muß es wieder werden. Die
Echlappheit, die ſich darin zeigte, daß mancher.
ſich ſchämte, ſich als Esajotler zu bekennen,
und daß andere nur ihre Freude und ihr.
Bergnügen bei uns haben wollten, muß
endgültig erledigt jein. |
Regt auf jede Art zur perſönlichen Wer-
bung an! Sie iſt die Parole für alle Zeit:
Michael in der Iugendbeilage des
„Zwicdauer Volksblatts“.
Wozu leben wir?
Dumpfe Treppenhäuſer bergen unſere
Jugend, verbrechenſchwangere Hinterhäuſer,
dunkle Lichthöfe, notleidende Mitmenſchen:
bine trojtloje Gegenwart, eine ſchwarze Zu»
kunft.
Wir ſind jung! Und ſchon ſtempelte uns
das Leben, brannte uns die Wunde der
Armut in Herz und Hirn.
Prächtige Paläſte jenſeits unſerer Armut
bergen andre Jugend.
Sahſt du dieſe Glücklichen und Satten?
Wie oft ſtreifen uns ihre wohlgepflegten
Gewänder! Du kennſt doch dieſe jungen
Tennisſpieler, dieſe ſchönen Mädchen, ent-
ſtiegen einem Traumbuch, die mitleidig auf
unſere erbärmlichen Kleider ſchauen. Wund
und verbittert ſehnen ſich unſere Herzen
nach Schönheit, indes „ſie“ alles genießen,
was Jugend berechtigt iſt, vom Leben zu
ſordern.
Wir aber, ſind wir nicht berechtigt“ zu
leben, zu fordern, glücklich und ſatt zu ſein?
Gind wir nicht die gleichen Menſchen der
Natur, die gleichen Bewohner der Erde?
Seht, Freunde! Auch wir ſind jung, dem
Leid zum Troß! Wir ſind keine General-
direktorenſöhne, ſind Arbeiter, aber Freude
ſordern auch unſere Seelen von dieſer. par»
teiiſchen Welt!
Wozu leben wir? Ihr ſollt es wiſſen: Wir
leben für die Beſreiung dex ge»
knechteten Menſ<heit! .
Berantworktlich) für die Redaition: E. Ollenh auer. =- Verlag. Arbeiterjugend-Verlag (Aug. Albrecht)
Dru>: Buchdru>erei Vorwärts, -- Sämtlich in Berlin SW. 68, Lindenſtraße 3.