Full text: Arbeiter-Jugend - 18.1926 (18)

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nicht vie deutſche Geographie durcheinander»- 
bringen. -- 
Goll ich, oder ſoll ich nicht? --- ſo frag' ich 
mich und beſchaue einen Brief der Gruppe 
Wolfenbüttel. Soll ich's mitteilen, daß, 
na ja, daß ſie meldet, ihr ſei der Kaſſierer 
mit der Gruppenkaſſe durchgebrannt? Nun 
ſteht's ja ſchon da, aber gewiß nicht nur, da- 
mit ihr's wißt, ſondern um euch aufmerkſam 
zu machen, daß die Nöte der Zeit manche 
jungen Menſchen in yarte Verſuchung brin- 
gen. Einige halten nicht ſtand und verſagen. 
Wir wollen hier über ſie, ohne die ECinzel- 
heiten des Falles zu kennen, den Stab nicht 
brechen. Aber wir müſſen die Gruppen 
ſchüßen vor Verluſten und zugleich immer 
wieder unſeren Funktionären das Gewiſſen 
ſchärjen. Eine ſtändige Kontrolle der Ver- 
waltungsarbeiten, beſonders der Kaſſen iſt 
durchaus nötig. Wohl überall werden Revi- 
joren gewählt, --- aber in wieviel Fällen 
verſehen ſie ihr Amt nur mangelhaft oder 
gar nicht? Das darf nicht geduldet werden, 
und jo nehmen wir denn die Meldung aus 
Wolfenbüttel zum Anlaß, dieſe Mahnung 
auszuſprechen. --- 
Für die Mädelwoche in Tännicd), den 
Ferienaufenthalt in Puan-Klent, für 
die Feſtſpielwochen des Schillerbundes in 
Weimar müſſen die Anmeldungen nun 
bald eingehen. Es ſei darum nochmals auf 
die entſprechenden Bekanntmachungen im 
„Führer“ hingewieſen. 
Frei Heil! 
Max Weſtphal. 
Wie es beſijer geht. 
In Nr. 10 des „Führers“ vom vergange» 
nen Jahre wird eine Statiſtik der öſterreichi- 
ichen Kinderorganiſation veröffentlicht, die 
doutlich den Wert der verſchiedenen Werbe- 
methoden zeigt. Es war an die Mitglieder 
des Verbandes die Frage geſtellt worden: 
„Ver oder was hat mich zur Organiſation 
gebracht?“ Es lagen 373 Antworten vor. Es 
erflärten, zur Organiſation gekommen zu ſein 
durch Kinderſreunde 34, andere Organiſatio- 
nen 6, „Jugendliche 181, erwachſene Ges 
noſſen 6, Eltern 15, Geſchwiſter 19, Verſamm- 
lungen 42, Werbewoche 7, GSchülerrat 11, 
Plakate 5, Veranſtaltungen 10, Wirtſchaft 5, 
eigenes Intereſſe 32. 
So iſt zahlenmäßig die alie Weisheit be- 
legt, daß die Hälfte der Mitglieder durch Ju- 
gendliche geworben werden. Weit über die 
Hälfte wird es, wenn wir die durc Ver- 
ſammlungen Gewonnenen hinzuzählen, Dies 
können wir mit Recht tun, denn dem Ber- 
ſammlungsbeſuch geht zunächſt die Werbe- 
arbeit durch Jugendliche voraus. 
Alle unſere großen Veranſtaltungen, 
 
Arbeiker-JugendB 
wie Reichsjugendtag, UnterbezirksJugendtage, 
Führer- und Ferienwochen, dürfen nicht nur 
Vergnügen und Erholung für Tage bedeuten. 
Sie müſſen ſich auswirken. Zuerſt. in der. 
Werbung für unſere Bewegung. Jeder Ge- 
noſſe und jede Genoſſin muß in die Front der 
Werber treten. Um jedes. Mädel. und. jeden 
Jungen muß gekämpft werden. Alle Arbeiter- 
kinder müſjen in unſere Reihen hinein. Sie 
müſſen bürgerlichen Vereinen, der Straße 
und der leichten Lebensführung entriſſen 
werden. Mit dauernder Aufbieteung aller 
Kräſte muß gearbeitet werden. . | 
Es war doch in der Vorkriegszeit ſo, daß 
die Jugend in Familie, Schule, Betrieb und 
bei Arbeiterfeſten immer auf dem GSprüng 
ſtand, den Aujnahmeſchein bereit. 
So muß es wieder werden. Die 
Echlappheit, die ſich darin zeigte, daß mancher. 
ſich ſchämte, ſich als Esajotler zu bekennen, 
und daß andere nur ihre Freude und ihr. 
Bergnügen bei uns haben wollten, muß 
endgültig erledigt jein. | 
Regt auf jede Art zur perſönlichen Wer- 
bung an! Sie iſt die Parole für alle Zeit: 
Michael in der Iugendbeilage des 
„Zwicdauer Volksblatts“. 
Wozu leben wir? 
Dumpfe Treppenhäuſer bergen unſere 
Jugend, verbrechenſchwangere Hinterhäuſer, 
dunkle Lichthöfe, notleidende Mitmenſchen: 
bine trojtloje Gegenwart, eine ſchwarze Zu» 
kunft. 
Wir ſind jung! Und ſchon ſtempelte uns 
das Leben, brannte uns die Wunde der 
Armut in Herz und Hirn. 
Prächtige Paläſte jenſeits unſerer Armut 
bergen andre Jugend. 
Sahſt du dieſe Glücklichen und Satten? 
Wie oft ſtreifen uns ihre wohlgepflegten 
Gewänder! Du kennſt doch dieſe jungen 
Tennisſpieler, dieſe ſchönen Mädchen, ent- 
ſtiegen einem Traumbuch, die mitleidig auf 
unſere erbärmlichen Kleider ſchauen. Wund 
und verbittert ſehnen ſich unſere Herzen 
nach Schönheit, indes „ſie“ alles genießen, 
was Jugend berechtigt iſt, vom Leben zu 
ſordern. 
Wir aber, ſind wir nicht berechtigt“ zu 
leben, zu fordern, glücklich und ſatt zu ſein? 
Gind wir nicht die gleichen Menſchen der 
Natur, die gleichen Bewohner der Erde? 
Seht, Freunde! Auch wir ſind jung, dem 
Leid zum Troß! Wir ſind keine General- 
direktorenſöhne, ſind Arbeiter, aber Freude 
ſordern auch unſere Seelen von dieſer. par» 
teiiſchen Welt! 
Wozu leben wir? Ihr ſollt es wiſſen: Wir 
leben für die Beſreiung dex ge» 
knechteten Menſ<heit! . 
 
 
Berantworktlich) für die Redaition: E. Ollenh auer. =- Verlag. Arbeiterjugend-Verlag (Aug. Albrecht) 
Dru>: Buchdru>erei Vorwärts, -- Sämtlich in Berlin SW. 68, Lindenſtraße 3.
	        
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