Full text: Arbeiter-Jugend - 18.1926 (18)

Arbeiker-Jugend 163 
Sturze Luthers auferlegt, nicht entziehen wird. Aber auch darüber hat die Partei 
des werktätigen Volkes keine Zweifel gelaſſen, daß ſie nur einer Regierung zu- 
verläſſiger Republikaner ihre Unterſtüzung zur Verfügung ſtellt, daß ſie jede nach 
rechts erweiterte Koalition auſs ſchwerſte bekämpfen wird. Auch über die Haltung, 
die ſie gegenüber allen Anſchlägen der offenen Feinde der Republik einzunehmen hat, 
iſt ſic) die tlaſſenbewuüßte Arbeiterſchaft längſt im Klaren. Nicht von der Polizei 
erwartet ſie den Schuß der ſtaatsrechtlichen Einrichtungen, die bei allen ihren - 
Mängeln doch die einzige Möglichkeit für den Ausbau der Demokratie bilden, ſondern 
allein von ihrer eigenen Kampfbereitſchaft. Welche tatſächliche Macht hinter dieſem 
Willen zvr Demokratie ſteht, hat ſoeben das erſte Gefecht in der Kampagne gegen 
die Fürſtenhabgier bewieſen. In der bevorſtehenden Entſcheidungsſchlacht muß dieſer 
Beweis ſo überwältigend, ſo endgültig in Erſcheinung treten, daß fürderhin ſolches 
Wwiderliche Spiel mit dem Geſchi> eines mündigen Volkes, wie es jede dieſer ſo- 
genannten Regierungskriſen bedeutet, unmöglich gemacht wird. 
Unjere Reichskonferenz. 
" 3 & Verbandes ſtatt. Die Konferenz hatte ein reichhaltiges Arbeitsprogramm zu 
"Gri erledigen. Der Hauptvorſtand berichtete zum erſtenmal über eine Arbeits» 
periode von zwei Jahren, und „außerdem ſtanden mehrere für die weitere Entwieklung 
der Organiſation bedeutſame Fragen zur Entſcheidung. | 
Wir können mit Freude feſtſtellen, daß die Konferenz ihre Aufgabe in vollem 
Umfang erfüllt hat. Sie leiſtete unter Verzicht auf jede glänzende, rein äußerliche 
Wirkung wertvolle ſachliche Arbeit. Dieſes gute Ergebnis iſt ſicher zum größten Teil 
der Tatſache zu verdanken, daß alle Delegierten das Bewußtſein hatten, daß unſere 
Bewegung nach den ſchweren Zeiten der jüngſten Vergangenheit vor einem neuen 
Auſſtieg ſteht. Die Konferenz war die beſtbeſchi>te ſeit der Gründung des Ver» 
bandes, die Bezirke hatten ihr Delegationsrecht voll ausgenußt, und auch Reichsaus- 
ichuß und Hauptvorſtand waren bis auf zwei, durch Krankheit verhinderte Mitglieder 
vertreten. Außerordentlich ſtark war auch die Beteiligung befreundeter Organi», 
Jationen. Die Sozialiſtiſche Jugend-Internationale hatte ihren Vorſitzenden, den Ge» 
Noſſen Piet Voogd, entſandt. Die holländiſche Bruderorganiſation war durch Koos 
Vorrink vertreten. Außerdem waren anweſend unſere deutſchöſterreichiſchen 
Freunde Heinz und Kaniß ſowie der Genoſſe Ernſt Paul, Prag, .und I. de 
Graeve, Belgien. Den Parteivorſtand vertrat der Varteivorſizende Hermann 
Müller, Franken. Außerdem waren anweſend Vertreter des Reichsausſchuſſes 
für ſo ozialiſtiſche Bildungsarbeit, des Jugendſekretariats des Allgemeinen Deutſchen 
Gewerkſchaftsbundes, der Arbeiterſportler, des Jugendherbergsverbandes und des 
Reichzausſchuſſes der deutſchen Jugendverbände. 
Der erſie Konferenztag war ausgefüllt mit dem Geſchäftsbericht und ' der Er» 
ledigung der dazu vorliegenden Anträge. Als Berichterſtatter ſprachen die Genoſſen 
Albrecht und Dlilenhauer. Aus den Darlegungen der beiden Genoſſen ging 
hervor, daß die ſeit der Stabiliſierung beſtehenden ſchwierigen wirtſchaftlichen Ver- 
hältniſje dem Verband einen Mitgliedevverluſt gebracht haben. Der Tieſſtand iſt 
jedoc) überwunden, denn während im Jahre 1924 die Mitgliederzahl von etwa 
90 000 auf etwa 70 000 zurückging, konnte dieſe Zahl im Jahre 1925 gehalten werden 
und die bis jekt vorliegenden Ergebniſſe unſerer erſten Reichswerbewoche bringen 
einen Mitgliederzuwachs von 20 bis 25 Prozent. Im übrigen zeugt es von der un- 
erſchütterlichen Lebenskraft unſerer Bewegung, daß beide Berichterſtatter feſtſtellen 

	        
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