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So brachte jeder Tag an der See wertvolle Eindrücke für Augen und Geiſt, und 
ich könnte nod) manches erzählen, Kleines und Großes von Menſchen und Tierlein. 
Da 25 jedoch in dieſem Jahr noch Zeit iſt, eine „Seefahrt“ zu unternehmen, ſo iſt 
es beſſer, jeder geht ſelbſt auf Entde>ung. Hier möchte ich beſonders darauf hin- 
weiſen, daß der Sommer an der See aus einer Vor-, Haupk- und Rachſaiſon ſich 
zuſammenſeßt. Die Hauptſaiſon mit teuereren Preiſen und ſtarkem Beſuch de>t ſich 
giemlich mit den großen Ferien Berlins und anderer Städte, dauert alſo vom Juli 
bis Mitte Auguſt. Danach iſt es zum Wandern die richtige Zeit, und das Waſſer iſt 
zum Baden immer noch warm genug. Für Beobachtungen und zur Anregung 
empfehle ich das „Strandbüchlein“, Verlag Kosmos, Frankh'ſche Verlagsbuchhand» 
lung, Stuttgart. 
 
 
 
Shwarzrofgold in der Geſchichte. 
Aus einer Reichstagsrede von Dr. Cduard David. 
5 n der Geſchichte hat Schwarzrotgold einen viel gewichtigeren Anſpruch, das Symbol 
der deutſchen Nation zu ſein, als Schwarzweißrot. Es iſt dem Geſchichtsunterricht 
des Obrigkeitsſtaates zu danken mit ſeinen Geſchichtsfälſchungen, mit ſeiner Fürſten» 
verherrlichung, mit ſeinem Verſchweigen der wirklichen Tatſachen, daß ſolche Auffaſſungen 
überhaupt in der Deffentlichkeit vertreten werden können, ohne durc< den Fluch) der Lächer» 
lichfeit getötet zu werden. 
Die ſogenannten „Freiheitskriege“ halten das deutſche Volk nicht zur Freiheit, ſondern 
in noch tiefere Knechtſchaft als vordem geführt. Den großen Zwingherrn Napoleon war 
man l05 geworden; dafür haite man nun alle die kleinen Tyrannen wieder. Aber es gab 
Männer im deutſchen Volke, die ſic) mit dieſem Ausgang des Befreiungskampfes nicht 
zufrieden geben wollten. In Preußen verlangte man die Erfüllung des von Friedrich 
Wilhelm 111. in ven Tagen der Not gegebenen Verſprechens auf Gewährung einer Verfaſſung. 
Dieſelbe Forderung wurde in den übrigen deutſchen Ländern erhoben. Darüber hinaus war 
das Ziel: Wiederherſtellung der Reichseinheit mit einem Reichsparlament als Drgan des 
nationalen Geſamtwillens des deutſchen Volkes. 
Die Hauptträger dieſer Freiheits-s und Einheitsbewegung waren die Profeſſoren und 
Etudenten der deutſchen Univerſitäten. Wir ſinden in dieſer Bewegung Ernſt Moritz Arndt, 
Turnvater Jahn, Friz Reuter, Uhland. Jene Männer, erfüllt vom deutſchen Geiſte, 
haben die ſchwarzrotgoldene Fahne aufgenommen, haben unter ihr gekämpſt, haben ſie hod» 
gehalten in den ſchlimmſten Zeiten der Reaktion. Zu ihnen gehörte auch Hofſmann 
von Tallersleben, der Dichter von „Deutſchland, Deutſchland über alles!" Und wenn 
er mahnt, daß ſich alle Deutſchen einigen von der Maas bis an die Memel, von der ECtſc 
bis aan den Belt, dann war das Band, das ſie vereinen ſollte, das ſ<warzrotgoldene Band. 
Das alles erregte natüriich allerhöc<ſtes Mißſallen bei den Inhabern der ſtaatlichen Macht. 
Eine Zeit übelſter polizeilicher und gerichtlicher Verfolgung brach über die Vertreter der 
nationalen und freiheitlichen Gedanken herein. Viele „demagogiſcher Umtriebe“ verdächtige 
Jünglinge und Männer wurden eingekerkert, Der Dichter Wilhelm Hauff, damals Student 
der Medizin, bekam 2% Jahre Hohenaſperg und wurde im Februar 1825 totkrank ſeiner 
Familie zurückgegeben. Ernſt Moritz Arndt wurde wegen „demokratiſcher Umtriebe" 1820 
ſeines Amtes als Profeſſor in Bonn entſezt und blieb bis zum Jahre 1840 dieſer Maß»- 
regelung unterworfen. Auch Friz Reuter ging es ſchlimm. Er wurde 1836 nach drei» 
jähriger Haft zum Tode verurteilt und dann zu dreißigjähriger Feſtungshaft begnadigt. Erſt 
1840 ließ man den ſc<wer in ſeiner Geſundheit erſchütterten Dichter wieder frei. Ein letztes 
Wiederſehen mit ſeinem alten Vater war während der Haft durc) einen gemütsrohen Kriminal» 
richter verhindert worden. 
Schwarzrotgold ſind die älteſten Wahrzeichen des deutſchen Einheitsgevankens; 
darum wurden ſie damals aufgenommen, zugleich mit der Forderung nach dem neuzeitlichen 
Zerfaſſungsſtaat, mit dem Verlangen nach Demokratie. Denn die deutſc<he Einheitsbewegung 
iſt, wie die jedes andern Landes, von der Demokratie geboren, von der Demokratie