Full text: Arbeiter-Jugend - 18.1926 (18)

iim Arbeiter-Jugend 195 
ſtattgefunden hatte, folgte am Abend die eigentliche Begrüßungsfeier. In einer rieſigen 
Ausſtellungshalle wurde ein kurzes, aber ſehr eindru>svolles Programm geboten. Es beſtand 
aus Sprechchoraufführungen, und zwar wirkte hier neben dem Amſterdamer Sprechchor der 
Hamburger mit, Eine holländiſche Tanzgruppe zeigte ein feines Tanzſpiel, und einige 
wirkungsvolle lebende Bilder bildeten den Abſchluß. 
Den Höhepunkt erreichte der Jugendtag mit dem 
Ingendſeſt im Stadion 
am Sonntag abend. Schon der Feſtzug durch die Stadt bot ein prächtiges Bild. Der Zug war 
geſchmüdt mit vier Feſtwagen, die die Ziele unſeres Kampfes ſymboliſch darſtellten. Alle Dele- 
gationen führten zahlreiche Fahnen mit, beſonders reich war der Fahnenſchmu> der holländi- 
Ihen. Jugend, die in ihren Zügen viele bunte Fahnen hatte. Zwei Stunden währte der Zug 
durch die Stadt. Da Kirchzeit war, durfte nicht geſungen werden, aber der Eindru> der 
Geſchloſſenheit wurde durch. den ruhigen, diſziplinierten Aufmarſch des jungen Proletariats 
nur erhöhi. Das Stadion war mit den Fahnen aller Nationen geſchmückt, aber von den hohen 
E>türmen wehten ſtolz die mächtigen roten Banner des internationalen Sozialismus, Der 
Cinmarſc<h der Jugend ins Stadion geſtaltete ſich zu einem überwältigenden Erlebnis. Auf 
den Tribünen hatte die Amſterdamer Arbeiterſchaft in Maſſen Plaz genommen und unter 
ihrem nicht endenwollenden Jubel zog nun die Jugend ein. Sie marſchierte getrennt nach 
Delegationen. Die deutſche hatte die Spitze. Aus dem Wald der roten Fahnen, die den Zug 
führlen, leuchteten die Farben der deutſchen Republik. Der Zug durch das Stadion, an den 
Zuſchauertribünen vorbei, glich einem Triumphzug, der ſich nun immer von neuem wieder- 
holte, wenn neue Delegationen einmarſchierten. Endlich lagerte die Jugend in der weiten 
Runde der Fahrbahn. Es ſetzte eine kurze Stille ein, dann brach neuer Beifall los. Die 
Exekutive der Sozialiſtiſchen Jugend-Internationale und der Hauptvorſtand der holländiſchen 
Organiſation marſchierten in die Mitte der Kampfbahn. Dort erfolgte die feierliche Ueber- 
gabe der von der holländiſchen Organiſation geſtifteten Fahne der Internationale an die 
Leitung der Internationale. Als dann die Fahne an den Maſſen vorbei dem Ausgangstor 
zugeführt wurde, um neben dem holländiſchen Jugendbanner Aufſtellung zu nehmen, da 
erflang machtvoll und brauſend die Internationale. 
Das Feſtſpiel des Tages war die Aufführung des „Jugendtags“" von Bruno Schönlank 
durch den Hamburger Sprechchor. Die Hamburger machten ihre Sache großartis. Atemloſe 
Stille herrſchte, als die Jugend auf der mächtigen Bühne ihren Kampf gegen Not und Krieg 
führte. Ihr Ruf an die Jugend fand Widerhall, eine mächtige Fahnengruppe marſchierte der 
Bühne zu und unter leuchtendem Facelſchein wurde der Sieg des Sozialismus und der 
Jugend erſtritten. Unvergeßlich wird den Zehntauſenden der Augenbli> bleiben, als auf 
der Bühne die Internationale erklang und ſich dann fortſetzte unter den Maſſen der Jugend 
und der Amſterdamer Arbeiterſchaft, bis in einem Rhythmus das Lied der internationalen 
Arbeiterbewegung erklang. | 
Nun formierten ſich die Teilnehmer zum Fackelzug. Wieder ging es den weiten Weg 
zurück zum Lager, aber das großartige Bild, das der Zug mit ſeinen vielen hunvert Fackeln 
bot, verſcheuchte die Müdigkeit. Den ganzen Weg entlang war der Zug eingeſäumt von den 
Majſen der wartenden Amſterdamer, die Zeugen dieſes großen Schauſpiels werden wollten. 
Als der lezte Zug gegen 1 Uhr nachts im Lager anlangte, ſtanden vor den Toren no 
immer Hunderte, die nicht wichen, bis der lezte Mann im Lager war. Am Muſeumsplatz 
hatten die Führer der internationalen Arbeiterbewegung Aufſtellung genommen, darunter 
vie Genoſſen ODudegeeſt und Saſſenbach vom Internationalen Gewerkſchaftsbund, Criſpien 
von der Sozialiſtiſchen Arbeiter-Internationale und Stenhuis und Wibaut von der hollän- 
diſchen Arbeiterbewegung. Ihnen wurden begeiſterte Ovationen zuteil. | 
Nach den Strapazen, die dieſer Tag neben dem vielen Schönen gebracht hatte, wurde 
es angenehm empjunden, daß ein tüchtiger Regen die Durchführung des Montagprogramms 
verhinderte. Die Spiele, die am Vormittag im Stadtpark geboten werden ſollten, konnten 
nicht ſtattfinden, aber dafür entwickelte ſich im Lager ein reges Leben, und in den beiden 
Veſtzelten wurden die Programme abgewicelt, die urſprünglich für den Stadtpark beſtimmt 
waren. «In dem einen Zelt führten die holländiſchen Genoſſen ihr Feſtſpiel auf, in dem 
anderen, boten Deutſche, Belgier und Deſterreicher Rroben ihres Könnens .
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.