iim Arbeiter-Jugend 195
ſtattgefunden hatte, folgte am Abend die eigentliche Begrüßungsfeier. In einer rieſigen
Ausſtellungshalle wurde ein kurzes, aber ſehr eindru>svolles Programm geboten. Es beſtand
aus Sprechchoraufführungen, und zwar wirkte hier neben dem Amſterdamer Sprechchor der
Hamburger mit, Eine holländiſche Tanzgruppe zeigte ein feines Tanzſpiel, und einige
wirkungsvolle lebende Bilder bildeten den Abſchluß.
Den Höhepunkt erreichte der Jugendtag mit dem
Ingendſeſt im Stadion
am Sonntag abend. Schon der Feſtzug durch die Stadt bot ein prächtiges Bild. Der Zug war
geſchmüdt mit vier Feſtwagen, die die Ziele unſeres Kampfes ſymboliſch darſtellten. Alle Dele-
gationen führten zahlreiche Fahnen mit, beſonders reich war der Fahnenſchmu> der holländi-
Ihen. Jugend, die in ihren Zügen viele bunte Fahnen hatte. Zwei Stunden währte der Zug
durch die Stadt. Da Kirchzeit war, durfte nicht geſungen werden, aber der Eindru> der
Geſchloſſenheit wurde durch. den ruhigen, diſziplinierten Aufmarſch des jungen Proletariats
nur erhöhi. Das Stadion war mit den Fahnen aller Nationen geſchmückt, aber von den hohen
E>türmen wehten ſtolz die mächtigen roten Banner des internationalen Sozialismus, Der
Cinmarſc<h der Jugend ins Stadion geſtaltete ſich zu einem überwältigenden Erlebnis. Auf
den Tribünen hatte die Amſterdamer Arbeiterſchaft in Maſſen Plaz genommen und unter
ihrem nicht endenwollenden Jubel zog nun die Jugend ein. Sie marſchierte getrennt nach
Delegationen. Die deutſche hatte die Spitze. Aus dem Wald der roten Fahnen, die den Zug
führlen, leuchteten die Farben der deutſchen Republik. Der Zug durch das Stadion, an den
Zuſchauertribünen vorbei, glich einem Triumphzug, der ſich nun immer von neuem wieder-
holte, wenn neue Delegationen einmarſchierten. Endlich lagerte die Jugend in der weiten
Runde der Fahrbahn. Es ſetzte eine kurze Stille ein, dann brach neuer Beifall los. Die
Exekutive der Sozialiſtiſchen Jugend-Internationale und der Hauptvorſtand der holländiſchen
Organiſation marſchierten in die Mitte der Kampfbahn. Dort erfolgte die feierliche Ueber-
gabe der von der holländiſchen Organiſation geſtifteten Fahne der Internationale an die
Leitung der Internationale. Als dann die Fahne an den Maſſen vorbei dem Ausgangstor
zugeführt wurde, um neben dem holländiſchen Jugendbanner Aufſtellung zu nehmen, da
erflang machtvoll und brauſend die Internationale.
Das Feſtſpiel des Tages war die Aufführung des „Jugendtags“" von Bruno Schönlank
durch den Hamburger Sprechchor. Die Hamburger machten ihre Sache großartis. Atemloſe
Stille herrſchte, als die Jugend auf der mächtigen Bühne ihren Kampf gegen Not und Krieg
führte. Ihr Ruf an die Jugend fand Widerhall, eine mächtige Fahnengruppe marſchierte der
Bühne zu und unter leuchtendem Facelſchein wurde der Sieg des Sozialismus und der
Jugend erſtritten. Unvergeßlich wird den Zehntauſenden der Augenbli> bleiben, als auf
der Bühne die Internationale erklang und ſich dann fortſetzte unter den Maſſen der Jugend
und der Amſterdamer Arbeiterſchaft, bis in einem Rhythmus das Lied der internationalen
Arbeiterbewegung erklang. |
Nun formierten ſich die Teilnehmer zum Fackelzug. Wieder ging es den weiten Weg
zurück zum Lager, aber das großartige Bild, das der Zug mit ſeinen vielen hunvert Fackeln
bot, verſcheuchte die Müdigkeit. Den ganzen Weg entlang war der Zug eingeſäumt von den
Majſen der wartenden Amſterdamer, die Zeugen dieſes großen Schauſpiels werden wollten.
Als der lezte Zug gegen 1 Uhr nachts im Lager anlangte, ſtanden vor den Toren no
immer Hunderte, die nicht wichen, bis der lezte Mann im Lager war. Am Muſeumsplatz
hatten die Führer der internationalen Arbeiterbewegung Aufſtellung genommen, darunter
vie Genoſſen ODudegeeſt und Saſſenbach vom Internationalen Gewerkſchaftsbund, Criſpien
von der Sozialiſtiſchen Arbeiter-Internationale und Stenhuis und Wibaut von der hollän-
diſchen Arbeiterbewegung. Ihnen wurden begeiſterte Ovationen zuteil. |
Nach den Strapazen, die dieſer Tag neben dem vielen Schönen gebracht hatte, wurde
es angenehm empjunden, daß ein tüchtiger Regen die Durchführung des Montagprogramms
verhinderte. Die Spiele, die am Vormittag im Stadtpark geboten werden ſollten, konnten
nicht ſtattfinden, aber dafür entwickelte ſich im Lager ein reges Leben, und in den beiden
Veſtzelten wurden die Programme abgewicelt, die urſprünglich für den Stadtpark beſtimmt
waren. «In dem einen Zelt führten die holländiſchen Genoſſen ihr Feſtſpiel auf, in dem
anderen, boten Deutſche, Belgier und Deſterreicher Rroben ihres Könnens .