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den Aufſtieg der Armen und Enſerbien, der im vergangenen Jahrhundert begann. . Feinde
ringsum und keine Helfer als die eigene Krafi und den leidenſchaftlichen Glauben an die
Zukunft, in der auch der Arbeiter Menſch ſein darf, frei von den drückendſten Sorgen des
Alltages, peimaitberedligt in jeinem Lande, deſſen gewiß, daß nicht ſhon der nächſte Tag
ihn und die Seinen mitlellos der äußerſien Nof überantworien wird.
Diejer unbeirrbare Glaube der vergangenen Generationen haf den Weg ins Freie
gebahnf. Im Bergleid) zu der Zeit, in der das Deuſlſ<he Reich gegründet wurde, iſt ein
gewaltiger Wandel in den Beziehungen zwiſchen Kapikal und Arbeik eingeſrelien. Die
Uſleinherrſ<ajt der Unternehmer im Betrieb iſt gebrochen. Ihre Vorherrſ<aft in Staat und
Wirtſchaft iſt bedroht. Die Organiſation der Arbeit, die in den Gewerkſchaften erſtanden iſi,
hat in zähem, jahrzehntelangem Angriff den übermächtigen Gegner uf vielen Gebieten in
die Deſenjive gedrängt. Es kann niemand mehr im Ernſt bezweifeln, daß die Zeit vorüber iſt,
in der das Kapilal allein den unbeſtrittenen Anſpruch erheben konnie, die Wirtſchaft zu
organiſieren. Die Arbeif und ihre Vertreter, die Gewerkſchaften, kreien im ganzen Bereich der
Wirtichaft mii dem Anſprud) auf, gleichberechtigt an den Fragen der Wirtj<haftspolitik wie
der Wirlſ<oftsführang mitzuwirken.
Der große Kampf um die Demofraftiſierung der Wiriſchaft iſt eingeleitet, aber noh lange
nicht abgeſchlojjetn. Er bedarf zu Jeiner ſiegreichen Durchführung des gleichen leidenichafi-
lichen, opferbereifen Wollens, wie es die ültere Generation beſeelle. Das junge Geſchlecht muß
dgs begonnene Werf der im Dienſt der Bewegung ergraufen Männer und Frauen fortſetzen
und vollenden.
An euch, an die Gewerkſchaffsjugend überall in Deviſ<hland, wendet ſid) des halb der
Bundesausſc<uß, an euch als die Bannerkräger der Zukunft, als die Erben des von den Vätern
errungenen Beſtkes:
Seid eud) ver großen, durd) eine ruhmvolle Kampftradition, durch die Trepe und den
Opferſinn von Millionen Arbeikern geheiligten Aufgabe bewußt, deren Dureführung eurem
Geijt, eurem Wilien anverfrauf iſt, Behauptet euch, wie die alten Kämpfer es gelan, jedem
Widerſland zum Troß. Gebt allen, denen der große Gedanke der gewerkſi<aſtlichen Soli-
darilüf nod) ſremd iſt, ein leuc<tendes Borbild kameradſchafllicher Treue und zielbewußter Kraft.
Dann fann und muß eud), den Iungen, die ihr noch in der Blütezeit des Lebens ſteht, eine
neue Cpode des Auſſag)wungs beginnen. Dann wird die Zeit anbrechen, in der ihr erntei auf
dem Boden, den die alte Generation bereitet und eurer beſonnenen Pflege anvertraut hat:
jene e<hle Freiheit des einzelnen, die allein dur die Intereſſen der Gemeinſ<ait, dur< das
Wohl des Volkes begrenzt wird, jene echte Bolksgemeinſc<aft, in der jeder einzelne ſich als
dienendes Glied des Ganzen einordnel.
Der Ausſc<huß des Allgemeinen Deuiſc<en Gewerkſ<affsbundes.
Warum fümpft die arbeitende Jugend gegen den Krieg?
Von F. Stiegel (Löbau).
225) ejunde, blühende Jugend durchzieht im Demonſtrationszug die Straßen der
B 4 Städte und Ortſchaften, von dem einen Willen beſeelt: Nie wieder Krieg! Iſt
NES vie Jugend dazu berufen, wer gibt ihr das Recht? Oftmals wurde ſie ſchon
aufgefordert, allein und im Verein mit den Partei- und Gewerkſchaftsorganiſationen
ihre Stimme erheben. So geſchah es auch in dieſem Jahr wieder, dem zwölften
iiach jenen unheilvollen Auguſttagen 1914, Seine beſondere Bedeutung hat es aber,
daß gerade die arbeitende, die organiſierte Jugend neben der körperlichen und
geiſtigen Ertüchtigung ihrer Mitglieder den ſyſtematiſchen Kampf gegen den Ge
brauch der Waſſen von Volk zu Volk auf ihre Fahne geſchrieben hat. Nicht die
Opfer des Krieges läßt ſie im Stich und wendet ſich von ihnen ab, ſondern ſolidariſch
hat ſie ſich mit ihnen erklärt und iſt ſich bewußt, daß dieſer Kampf dem größten Uebel
gilt, das je der Menſchheit zu ſchaffen machte.
Die Gegner jagen, die Jugend könne in dieſen Fragen nicht mitreden, weil ſie