276 Arbeiter-Jugend
M enzergliederung auf dem Boden der alten Geſellſchaft im hoffnungsloſen
Ibſinken., = Nn
Der Inhalt des Buches? Zwecklos, ihn zu erzählen. Was beſagt das: Ein
amerikaniſcher Geemann bleibt ohne Ausweiſe im Hafen von Antwerpen zurüd;
fällt der Polizei in die Finger; wird als Paßloſer von der Polizei ſelbſt,. die überall
gleicherweiſe Scherereien mit ſolchen „Staatenloſen“ aus dem Wege gehen will, von
einem Land ins andere nbgeſchoben und landet ſchließlich in Spanien auf einem
„ZÄotenſchiff“", deſſen Leben und Fahrten den zweiten Teil der Geſchichte bilden.
Um dieſen kurzen Inhalt aber rankt ſich übermütiger Humor, naturwüchſige
Luſtigkeit und auch bittere Ironie im erſten Teil, von Menſchenqual und Natur-
ſtürmen durchbebte Tragik im zweiten. at, -
Ich weiß nicht, wer Traven iſt. Er tritt als Amerikaner auf. Ich glaube,
daß er Deutſcher iſt, oder doch Deutſchamerikaner. . Seine Schulung, ſeine Bildung
-- die Geſchichte wird in der Ichſorm erzähli --, reicht über das Dutzend weit
hinaus und hat bisweilen zu einer eiwas gekünſtelten Naivität verleitet. Aber
wie dem guch ſei, was Traven erzählt, iſt Leben und innerſtes Erlebnis, geformt
und gelebt von einem echten Glied der ausgebeuteten Klaſſe. Zweiſello5 iſt Traven
Anarchiſt oder Syndikaliſt. Der Staat, das Staatenweſen ſcheint ihm der Haupts-
feind. In immer neuen Wendungen kehrt der Gedanke wieder; einſeitig, ſchroſf und
ungeſchichtlich geſehen. Dieſe Auffaſſung ergibt eine gewiſſe Einengung des geſchicht-
lichen und ſoziologiſchen Geſichtsfeldes, läßt Reſte kleinbürgerlichen Perſönlichkeits-
begriffes zutage treten. Schadet nichts; jedenſalls nichts in einer Epoche, die noch un-
ſicher taſtend ihr neues Denken und Fühlen zu verlebendigen ſucht. Und iſt es für den
kapitaliſtiſchen Staat nicht wahr, wenn Traven aufbegehrt: „Hunger haben iſt
etwas Menſchliches. Papiere haben, iſt etwas Unmenſchliches, etwas Unnatürliches.
Darum der Unterſchied. Und das iſt die Urſache, warum Menſchen immer mehr
auſhören, Menſchen zu ſein, und anfangen, Figuren aus Papiermacht& zu werden.
Das Bieſt (der Staat) kann keine Merſſchen brauchen; die machen zu viel Arbeit.
Figuren aus Papiermacht laſſen ſich beſſer in Reih und Glied ſtellen und uni-
formieren, damit die Diener des Bieſtes ein bequemeres Leben führen können.“
Ein neues Ehrgefühl ſür den Proleten ſordert Traven. „Heute haben ſie ihr
Ehrgefühl da, wo es die anderen bei ihnen gerne ſehen, weil ſich dann ſ9 gut damit
ſpielen läßt, zum Vorieil der anderen.“ Aber werden ſie es endlich haben, wo
es wirklich hingehört, dann ſind ſie die Lacher. Heimatliebe? gewiß. Undenkbar,
nicht die Heimat zu lieben; aber nicht dieſe ihre kapitaliſtiſchen Vertreter. „Und
wenn die andern blöken: Right or wrong, my country! Recht oder Unrecht,
mein Vaterland!, jo habe ich, verflucht nochmal, Recht und Schuldigkeit, zu ruſen:
„Right or wrong, my fellow-workers! Recht oder Unrecht, meine Mitproloten!“
Noch einmal; jeder ſollte das Buch leſen. Nicht, weil es ein höchſtes literariſches
Kunſtwerk wäre; das iſt es nicht; daran mangelt viel, troß ſeiner eigenartigen,
glücklichen Erzählungsform und auch ſtarken Spannungsſfähigkeit. Aber er ſoll
es leſen, weil es über alle gute Unterhaltung hinaus mit Zukunft erfüllt, mit jened
Zukunft, in der erſt der wahre Menſch geboren werden kann. Es iſt unſere Kunſt.
KW WEG REGE WEG NEG NEG WGG AGG NG NWEG WEG NWEG AG WE WGH WEGE NGRGWGREGZ REGER REGE RWERG REG WÜ RERE A
Die Gewerkſ<haften ſind die Schulen für den Sozialismus. In den Gewerk-
j<haften werden die Arbeiter zu Sozialiſten herangebildet, weil ihnen da täglich der
Kampf mit dem Kapital vor Augen geſührt wird. Alle politiſ<en Parteien, mögen
ſie jein, welche ſie wollen, begeiſtern die Vlaſſen der Arbeiter nur eine Zeitlang
vorübergehend; die Gewerkſchaften dagegen feſſeln di? Vlaſſe der Arbeiter auf die
Daver, nur ſie ſind imſtande, eine wirklicke Krbeiterpartei zu repräſentieren und
der Kapitalmadt ein Bollwerk entgegenzuſeßen. | Viarzx.