Arbeiter-JIJugend - eam aameneein enten ee meeting 281
540 vi: . 668. ZEI „2 een Dati inn 3 bel in
Religion und Sozialismus.
ie "Von Günter Heinß, Berlin. u on nn
Die Berliner Jugendgenoſſen haben kürzlich eine: Schulungswoche für
“hre Funktionäre veranſtaltet, in der Fragen der Jugendarbeit, der
.. Führerſchulung, ſowie allgemeine wiſſenſchaſtliche Probleme behandelt
wurden. Die Teilnehmer entwickelten in kurzen Aufſäßen ihre Auffaſſung
über die ſie am ſtärkſten intereſſierenden Probleme. . Nächſtehend ver-
* öffentlichen wir einen dieſer Auſſäße, der Zeugnis davon ablegt, welche
uu - Fruchtbringende Denkarbeit in dieſen Kurſen geleiſtet wird... .
Zn. der heutigen. ſozialiſtiſchen Bewegung bewahrt man zur Frage der Religion offiziell
HB Neutralität, ſieht man die Religion als Privatſache an. Es kann aber nicht dabei bleiben;
Wa? wir müſſen vielmehr auch zu dieſen Problemen eine kläre und eindeutige Stellung
gewinnen, da jede geſchichtliche. Epoche neben beſtimmten Formen ihres wirtſchaftlichen und
ſtaatlichen Lebens auch ihre eigenen Ideen auf kulturellem und weltanſchaulichem Gebiet er-
fordert. Dieſe Klärung iſt gerade jezt notwendig, weil die innerhalb der Bewegung bereits
beſtehenden verſchiedenen Strömungen auf religiöſem Gebiet dazu beigetragen haben, daß
dieſe Fragen, und zwar mit beſonderer Stärke, in der ſozialiſtiſchen Jugend lebhaft dis-
kutiert werden. . . m
Bevor wir dieſe einzelnen Strömungen betrachten, erſcheint es angebracht, zunächſt einmal
über den Begriff der Religion Klarheit zu gewinnen; denn erſt dadurch werden wir erkennen
fönnen, inwieweit jene Richtungen ſich wirklich in der Sache unterſcheiden und nicht nur einen
Wortſtreit miteinander führen. Für den Bürgerlichen iſt die Religion begrifflich nicht weſent-
lich von der Konfeſſion verſchieden. Ein einheitlicher Religionsbegriſſ iſt für ihn daher un-
möglich, und das Gemeinſame der verſchiedenen Konfeſſionen iſt lediglich der Glaube an ein
beherrſchendes, überſinnliches Weſen, von dem alles menſchliche Schi>ſal abhängig iſt. Dem:-
gegenüber finden wir im ſozialiſtiſchen Lager Auffaſſungen vom Weſen der Religion, die
über jenen Rahmen hinausgehen: indem man nicht nur das Gefühl ider Bindung an ein
überſinnliches Weſen als Religion bezeichnet, ſondern jegliches Verbundenheitsgefühl über»
haupt, alſo auch das der Verbundenheit in und mit der menſchlichen Gemeinſchaft; oder indem
man, nech weiter gehend, alles das, was wir nicht wiſſenſchaftlich begründen können, aber
dennnod) bejahen, alſo gläubig hinnehmen, als Religion anerkennt.
Haben wir Jo die begriffliche Grundlage geklärt, ſo wollen wir uns jezt mit den einzelnen
religidjen Richtungen innerhalb 'der ſozialiſtiſchen Bewegung beſchäftigen, und zwar wollen
wir uns zuerſt den religiöſen Sozialiſten zuwenden, da ſich dieſe --- wenigſtens
teilweiſe -- noc< am meiſten an die bisherigen Formen anlehnen. Es gibt unter ihnen
wiederum zwei Richtungen, von denen die eine der Anſicht iſt: wir müßten in der Kirche
bleiben, in ſie eindringen, um ſie ſo zur Volkskirhe zu machen. Die Vertreter dieſer
Meinung wollen alſo von dem Glauben an ein überſinnliches Weſen nicht Abſtand nehmen,
ſie wollen nur die Organiſation dieſes Glaubens, die Kirche, ſozial und volkstümlich geſtalten.
Die andere Richtung der religiöſen Sozialiſten vertritt folgenden Gedankengang: Jeder
Maonſc< verſucht, mit Hilfe der verſchiedenen Wiſſenſchaften alle an ihn herantretenden Fragen
zu löſen. Bei einer Frage Findet er aber keine Antwort, nämlich bei der nach Sinn und Zweck
des menſchlichen Lebens. Dieſe Frage taucht bei jedem Menſchen auf, und das Forſchen nach
der Antwort auf ſie iſt Religion Bezeichnend iſt, daß dieſe ſicherlich ſehr tiefgründige
Anſchauung jede Anlehnung an die heutige Kirche ſchroff zurüc>weiſt. -
Betrachten wir nun einmal das Freidenkertum, das in unſeren Reihen ſicherlich
am ſtärkſten verireten iſt. Nach ihm iſt Religion für uns ein überholter Begriff. Wir müſſen
uns von jedem Glauben, von jedem religiöſen Gefühl frei machen. Wir erſtreben eine menſch-
liche Gemeinſchaft mit einer ihr eigenen, ſelbſtändigen Gemeinſchaftskultur. Das
Geſühl der Gemeinſamkeit und Solidarität, das dieſe Gemeinſchaft verbunden hält, ja trägt,
iſt eine Weltanſchauung, nicht aber eine Religion. :
Ich will nun verſuchen, unabhängig von jenen Strömungen eine Anſicht zu begründen,
die viele Genoſſen, oft unbewußt, teilen, und die die meine als junger Sozialiſt iſt. Wir
wollen eine neue Weltordnung auſbauen; wir kämpfen darum auf dem Gebiet der Wirtſchaft