Arbeiter-Jugend - 283
Außer der praktiſchen Nüßlichkeit liegt dem Eſperanto auch noh die große ſittliche Idee
des Weltfriedengedankens zugrunde, für den alljährlich das Weltproletariat und die arbeitende
Jugend . demonſtriert. . 0
Arbeiterjugend! Es iſt deine Miſſion, mitzuhelfen an dem großen Bau der Brücke
von Volk zu Volk, an der Brücke - der Verſtändigung. Dieſe Miſſion erfüllſt du, wenn du
Cjperanto erlernſt und dich dafür mit der gleichen Begeiſterung einſetzt, mit der du alle
veine Ziele verfolgſt, - '
Derinternationalen Arbeiterjugend die internationale Sprache!
“ | Toni Meindl, München.
Rorddeulſcher Jugendkag in Lübe>.
Von W. Heſſe, Roſto>.
W7 ugendtage haben in der Geſchichte der Arbeiterjugendbewegung ihre beſondere Bedeutung;
Dp ſie jollen eine Heerſchau des Jungproletariats ſein, die Geiſter aufrütteln und anſpornen
zu neuen Taten. =-- Auch der Lübecker Jugendtag hat ſeine geſchichtliche Bedeutung.
Mx" Vor zwölf Jahren rüſteten einmal die Scharen des ſozialiſtiſchen Jungvolks an der
Waſſerkante zu einem Norddeutſchen Jugendtag in der alten Hanſeſtadt; in den erſten Auguſt-
tagen 1914 ſollte das große Treffen ſtattfinden. Alle Vorbereitungen waren getroffen, die
Jugend ſtand voller Erwartungen zur Fahrt bereit. Da kam der Krieg und vernichtete mit
einem Schlag die tauſendſältig gehegten Hoffnungen. Viele der beſten unſerer Jugend wurden
einberufen, mußten dem imperialiſtiſchen Machtſtreben des alten Obrigkeitsſtaats ihr junges
Leven opfern.
Nach 12 Jahren weltgeſchichtlicher Ereigniſſe hat nunmehr die Norddeutſche Sozialiſtiſche
Jugend ihren Einmarſch in der alten Hanſeſtadt Lübec> vollzogen. Aus allen Gauen der
Waſſerkanie ſind ſie gekommen, die Jungen und Mädel, aus Schleswig-Holſtein, Mecklenburg,
Pommern und dem Bezirk Hamburg-Nordweſt, der mit ſeinen 1800 Teilnehmern das Gros
der Jugendtagfahrer ſtellte. Jubelnde Begeiſterung zog mit dem proletariſchen Jungvolk in
dem aiten Lübeck ein, das wenige Wochen vorher mit großem Auſwand ſeine Siebenjahr-
hundertfeier veranſtaltet hatte, zu der alle Geiſter der Vergangenheit wachgerufen wurden.
Gewiß hat auch die Sozialiſtiſche Arbeiterjugend Ehrfurcht vor den Schöpfungen ver«-
gangener Jahrhunderte und Generationen. Aber mit den 300 Arbeiterjungen und -mädeln,
die in Lübe> einzogen, zog auch ein neuer Geiſt in die alte Hanſeſtadt ein. Eine junge
Generation kam, die aufgebrochen war aus niederen Häuſern und engen Gaſſen, aus
Fabriken und ſtaubigen Werkſtätten. Sie kamen voll Hoffnungen und in der Zuverſicht, daß
die neue Zeit von ihren Idealen würde. erfüllt werden. Die Jungen und Mädel trugen aber
auch in ſich das Gelöbnis, und ſie haben es in Lübe> aufs neue bekundet, mit ihren Herzen
und Hirnen, und wenn es Not tue, auch mit ihrem Leben, dem Sozialismus zu dienen, Dieſer
heiße Glaube an den Sozialismus gab der Jugendtagtagung das Gepräge.
Den Auftakt machten die Genoſſen aus dem Bezirk Hamburg-Nordweſt, die in einem
wuchtigen Demorſtrationszug am Sonnabend in Lübeck einmarſchierten, jubelnd begrüßt von
der erwachſenen Arbeiterſchaft. Am Sonnabendabend fand im feſtlich geſchmückten Saal des
Gewerkſchaftshauſes die Begrüßungsfeier ſtatt. Unter den gahlreich erſchienenen Gäſten war
auch u. a. der mecklenburgiſche Miniſterpräſident, Genoſſe Paul Schröder -Roſtoc>, an
weſend. Reichstagsabgeordneter W. Kröger=Roſto> und Otto S<hröder-Hamburg
Iprachen zu den Teilnehmern. Dann marſchierten die 3500 Jugendteilnehmer in einem über-
aus eindrudsvollen Fackelzug zur Antikriegskundgebung, die in Verbindung mit der Lübecker
Arbeiterſchaft ſtattfand, auf dem Markt auf. Der Marktplaß glich einem lodernden Flammen-
meer, als der Reichstagsabgeordnete Genoſſe Alwin Sacenger- Müncen, der Führer
der bayeriſchen Sozialdemokratie, in pa>enden Worten die Erinnerung an jene denkwürdigen
Auguſttage 1914 aufleben ließ: wie die internationale Arbeiterſchaft, noch nicht ſtark und ge-
j<lojſſen genug, den Aufeinanderprall der Völker zu vermeiden, in den entſeßzlichſten aller
Kriege hineingezogen wurde, wie Jaure8s, der große Führer des internationalen Proletariats,
unter der mörderiſchen Kugel eines von nationaliſtiſchen Elementen gefauften Subjektes zus