W Arbeiter-Jugend
jammenbrach. Troß der entſeßzlichen Kataſtrophe aber“ iſt der Glaube an den Auſſtieg und
die Erlöſung der Menſchheit in den Reihen des ſchaffenden Volkes nicht erloſchen. Genoſſe
Saenger rief den Jungen und der Arbeiterſchaft die Worte zu: =
„Hie wieder Krieg iſt unſer Ruf. . Fn | nun
Rie wieder Krieg, auf daß die endlos gepredigien großen Gedanken des Chriſfenſums
endlid) Wahrheit werden! - - 7 -
Nie wieder Krieg, daß das Heer der Zerhac>ten und Berſfümmelten endiid) verſchwinde!
Aie wieder Krieg, daß die Menſc<heit Erlöſung finde von uraltem Fluch!
Begreiſt die ganze Größe dieſes Gedankens, junge Freunde, kämpft dafür, und die Zu-
Funft wird eud) ſegnen.“ "
- Der Kieler Spreh<or und der Lübecker Jugend<or kamen nod) zu Wort. Dann ging es
in endloſem Demonſtrationszug mit Liedern und Fahnen durc die Stadt, in die Quartiere.
Am nächſten Morgen wurde unter Führung Lübecker Genoſſen die Stadt befichtigt.
Im Marmorſaal 'des Stadttheaters fand zu gleicher Zeit eine Ku ndgebung der
Aelteren-Gruppen und der Jungſozialiſten ſtatt. Zu den zirka 500 Teil-
nehmern ſprach) der Genoſſe Erich Dllenhauer- Berlin über die gegenwärtig brennen-
den fulturellen und politiſchen Aufgaben der Aelteren-Gruppen. Der Bortrag, der zweiſellos
jür die weitere Arbeit der Aelteren-Gruppen von grundlegender Bedeutung jein wird, wird
m ſeinen weſentlichen Ausführungen den Jugendgenoſſen an anderer Stelle unterbreitet
werden.
Um 11 Uhr vereinigten fich die Jugendtagteilnehmer im Verein mit den Gewerkſchaften
zu einer Kundgebung für den Sozialismus auf dem Markt. Der Bürgermeiſter der Stadt,
Genoſſe Paul Löwigt, ſprach zu den Jungen und Alten. Im Gedenken an die Taten
der Alten rief er das Jungvol? auf zum Kampſj für den Sozialismus. Entfachte in ihren
Herzen aufs neue den Geiſt der Völkerverſöhnung und Völkerverſtändigung. Ein begeiſtertes
Soch auf die internationale Arbeiterbewegung und den Sozialismus beſchloß die vom tieſſten
jozialiſtiſchen Empfinden beſeelte Rede des Genoſſen Löwigt.
Der Nachmittag war der Freude gewidmet. Auf der mit zahlreichen roten und ſchwarz-
rotgoldenen Fahnen umſäumten Feſt- und Spielwieſe tummelte ſich vald die Jugend. Wett-
fämpſje, Tänze und Spiele füllten den Nachmittag aus.
Der Höhepunkt des Jugendtages war zweifellos die wirkungsvolle mächtige Schluß -
fundgebung in der Freilichtbühne am Wall. Ueber 3000 Jugendgenoſſen und -ge-
nofſinnen waren dicht gedrängt in dem ſchönen und mit uralten Bäumen umſäumten Raum
der Freilichtbühne verſammelt -- ein farbenfreudiges Bild. Zahlloſe rote Fahnen um-
jäumen die Bühne. Der Lübecker Jugendchor tritt auf und entbietet den Teilnehmern den
jeierlichen Abſchiedsgruß. Dann ſpricht der Hamburger Sprechchor. Aller Augen ſind auf den
Chor gerichtet, der mit hinreißendem Schwung und mit fünſtleriſchem Können ſeine Aufgabe
gejtaltet. Dann folgen noch ein paar kurze Abſchiedsworte und der Jugendtag wird mit einem
begeiſterten Hoch auf die ſozialiſtiſche Iugendinternationale und den Sozialismus geſchloſſen.
Vir Norddeutſchland war der Jugendtag ſicherlich ein Creignis. Möge er in ſeiner Aus-
wirkung für die Bewegung reiche Früchte tragen!
Ausblis.
un ſind wir oben, haben den hohen Berg erſtiegen, werfen die Ränzel ab, wiſchen
den Wanderſchweiß vom Geſicht und ſchauen. Auch das muß gelernt ſein! Aber es
& Sleornt ſich ohne Lehrmeiſter, von innen heraus, wenn man wirklich etwas ſchauen
will. Wer ſolit? nicht wollen? Sind wir alle doch deshalb gekommen und ſehen wir
Dod) jeder im Grunde anders. Das iſt dann ein gegenſeitiges Daraufauſmerkſammachen.
Zuerſt bietet ſich das Geſamtbild = eine Landſchaft: =- im Tale kleine, rotgiebelige Häuſer
mit lattenumgürteten Gärtlein. Dahinter, langſam anſteigend, grüne, hochragende Wälder
= ein Bächlein dazwiſchen -- eine Mühle, deren Räder ganze Geſchichten klappern. In
weiter Ferne, wo der Wald ſich lichtet, hinter Feldern und Wieſen eine Fabrikanlage, die
das Zerrbild des Gegenſaßzes in die Einheit der Ruhe bringt.