330 Arbeiter-Jugend
ic) immer Hunger und ſchlechtes -Zeug; nun ich Meiſter bin, laſſe ich andere für
mich arbeiten, eſſe mich ſatt und kleide mich gut. Der Mann hatte keine Ahnung
vv Der Mehrwerttheorie, aber den Mehrweri verſtand er ſich praktiſch zu verſchaffen.
-- Bis vor hundert Jahren gab es faſt lauter kleine, ſelbſtändige Exiſtenzen,
Großbetriebe waren ſelten. Seitdem iſt es umgekehrt. Das iſt ein Zeichen vom
Kapitalismus, | vun
Kapital iſt nicht jedes Produktionsmittel, ſondern nur düs-
jenige, was zur Erzielung von Mehrwert verwendet wird. Zur Erzeugung
von Werten ſchlechthin dient jedes Rroduktionsmittel, zur Erzeugung. .von. Mehrwert
nur das Kapital. Mehrwert kann nicht erzeugt werden vom kleinen Handwerker,
Händler oder Bauern. Dieſe erzeugen Werte, die ihnen allein und ganz gehören.
Mehrwert iſt immer und unter allen Umſtänden ein Wert,
dernicht dem Erzeuger gehört, ſondern dem Eigentümer der
Produktionsmittel, die Kapital ſind. Das Geſamterzeugnis eines
Betriebes ſließt zum Teil den Erzeugern (allen Mitarbeitern) zu, zum Teil jedoch
3. B. Aktionären und anderen Perſonen, die nur Eigentumsrechte an den
Produktionsmitteln haben, weiter aber auch nichts. Zur Erzielung von
Mehrwert iſt es immer nötig, fremde Arbeitskräfte zu beſchäftigen und mit
deren Hilfe einen arbeitsloſen Gewinn aus dem Eigentumsrecht an den
Produktionsmitteln zu ziehen. Das gab es vor hundert Jahren ſelten, heute iſt es
häufig. Und dieſe neue Erſcheinung nennt man Kapitalismus. Produktions-
mittel, die man von fremden Arbeitskräften gegen Lohn
bedienen läßt und deren Verwendung nicht nur Werte,
jondern auch Mehrwerte abwirft oder abwerfen ſoll, ſind
Kapital,
Das. haben ſchon vor mehr als hundert Jahren große Gelehrte geſagt, die
feineswegs Sozialiſten waren. Trotzdem wird der falſche Gedankengang immer
wiederholt. Woran liegt das? Nun, der Gedantkenfehler wird künſtlich genährt,
und das hat tiefliegende politiſche Urſachen, num
Wenn nämlich jeder Vorrat, jede Ware, je d es Rroduktionsmittel Kapital
iſt, dann hat jed er Menſch irgendwelches Kapital, auch der ärmlichſte Lohnarbeiter.
Dann kann niemand mehr von Ausbeutung reden, dann iſt grundſäßlich kein
Unterſchied zwiſchen Kapitaliſt und Lohnarbeiter, dann iſt der Klaſſenkampf nur eine
böswillige Erfindung des Juden Marx, dann iſt zwiſchen Kapital und Arbeit
Harmonie. Dann braucht der Kapitalismus nicht grundſätzlich bekämpft zu werden,
dann genügt die Beſeitigung Jeiner „Auswüchſe“, dann iſt das Streben zum
Sozialismus unnötig und unſinnig, dann genügt „Sozialpolitik“. Man will abſichtlich
die ſcharfen Grenzen verwiſchen, um das Klaſſenbewußtſein ſchwach und die prole»-
tariſche Lohnarbeiterſchaft genügſam zu halten.
Hinter dieſer Unklarheit ſte>en ſtarke Kreiſe, die ſie gefliſſentlich nähren. Hat
jemand die Unklarheit als ſolche erkannt, dann iſt für ihn der Weg zum Sozialis-
mus frei.
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Die Dorausſekung zum Siege dor ſozialiſtiſchon Bewegung iſt ni<t die Zahl der
Fäuſte, ſondern die Zohl der klaren Röpfe, der ſtarken Willen. Tieſert nuf der einen
Soite die goſellſ<haftliche Entwicklung alle Bodingungen umd die notwendigen Elomonte
für den kommenden Sieg des Sozinlismus, ſo iſt es auf der anderen Seite Sache uller
dorjenigen, die in der Bewegung ſtehen, dur< ungusgeſchte, zähe und auſfopſernde
Auſklärungsarbeit dix Elemente zu ſchulen, dur die allein dex Sieg ermöglicht umd
beſchleunigt werden kann, Bebel,
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