356 ArbeiteroJTygend
Organiſationsapparat, einen ſtändigen, intenſiven Nachſchubdienſt zur Verſorgung
mit geiſtigen Waffen. Das iſt mühevolle Arbeit in der Etappe und im Hinterland.
Auch im Einzelleben hat ſich vieles geändert, Einſt war ſich der, der „nur zehn
Stunden“ täglich zu arbeiten hatte, deſſen bewußt, daß er für den kämpfe, der noch
zwölf Stunden täglich in die Fron gezwungen war, daß der Erfolg des Kampſes,
„denen, die nach uns kommen“, zuteil werden wird. Heute ſind dieſe an der
Reihe. Sie ſind die Nußnießer des Erfolgs. Sie müſſen nicht mehr die einzige
Gtunde, die dem Schlaf abgerungen werden kann, in ſchmußzigen Winkeln und
KRellerlokalen konſpirieren, organiſieren und agitieren. Sie können Sonntags einen
Ausflug machen, ein Konzert beſuchen, ſie können manchmal ſpielen, turnen,
jcwimmen, ja, es wird ſolche körperliche „Ertüchtigung“ ſogar von ihnen verlangt.
Und doch ſind die Aufgaben der dritten Generation größer und ſchwerer als die
der anderen. Sie muß ihren Kampfgeiſt ergalten, ohne von den Ohrfeigen des
Lehrmeiſters, die einſt alliäglich waren, in Aufruhr gebracht zu ſein. Sie muß Reife
und Ernſt beweijen, obwohl ihr, wenn auch nur ſür kurze Stunden, das Recht und
Möglichkeit, an Freuden der Jugend teilzunehmen, geſichert iſt. Sie muß für die
anderen fämpſjen, die noch nicht ſo weit ſind, die in noch größerem Elend, in größerer
Ausbeutung leben als ſie, obwohl dieſes Elend nicht mehr ſo aufdringlich ſichtbar,
nicht mehr jo aufwühlend iſt wie einſt,
Und noch eine wichtige Antriebkraſt fehlt, Vertrauen und Förderung. In den
Zeiten des Sturmes und Dranges hat die Partei auch Kräfte aus der Jugend heran»
geholt. Mancher Jugendliche hat ſich auf verantwortlichem Voſten hewährt, denn
25 Wwuchſt der Menſch mit ſeinen höheren Zwecken“. Das Selbſtvertrauen (des
einzelnen, ohne das große Leiſtungen nicht vollbracht werden können, gedeiht nur
in Idem Vertrauen, das ihm von anderen entgegengebracht wird. Nicht jeder Orts»
oder Bezirksfunktionär hat Verſtändnis für die Jugend. Es mag manchen geben,
dem Weſen der Jugend unverſtändlich iſt, und der nur den als Mitarbeiter
für geeignet und vertrauenswürdig hält, der ſich durch regelmäßige Anweſenheit,
nicht aber durch eine eigene Meinung oder gar durch Kritik bemerkbar macht.
Und doch: ohne den ſtets ſich erneuernden, vorwärtstreibenden Geiſt der
Jugend, iſt die Arbeiterbewegung nicht denkbar. Alle Hemmungen, alle Er»
Icheinungen der Bewegung, die dem Geiſt der Jugend entgegenſtehen, müſſen zu
neuen Triebkräſten werden, um dieſen Geiſt durchzuſezen. Je größer die Schwierig-
keiten ſind, deſto höher muß das Ziel geſte>t werden. Die Jugend iſt die Zukunft der
Partei, ſieg iſt der Erbe ihrer Ideale. Das Schwerſte ſteht ihr noch bevor. Es iſt
„romantiſcher“, in Hochmomenten ſein: Leben und ſeine Freiheit in die Schanze zu
ſchlagen, als ſtändig in Zeiten ſcheinbaren Friedens zum Opfer bereit zu ſein. Für
die Sache aller zu wirken, war leichter, als noch keine Gelegenheit zu Spiel und
Jugendfreude rieſ,. Dem Geiſte der Jugend war es angenehmer, vorzuſtürmen im
Angriff, als das Errungene in der Verteidigung feſthalten zu müſſen. Und für den
einzelnen war es erhebender, ſich vom Vertrauen emporheben zu laſſen, als es für
die Maſſe iſt, reiſer, fähiger und tüchtiger zu werden. Aber Schwierigkeiten waren
für die Jugend immer nur Da, um Überwunden zu werden. Um [ſo vielſeitiger,
fähiger und tüchtiger wird die Jugend ſein, wenn ſie auch unter den geänderten
Verhältniſſen ſich ſelbſt, ihrer Jugend treu bleibt. Die Begeiſterung der Jugend, ihre
Erbitterung gegen alles Unrecht, ihre Unzufriedenheit mit dem Beſtehenden, ihr
roaſtloſes Vorwärtsdrängen, werden nach wie vor die wichtigſten Triebkräſte in jeder
Bewegung bleiben, die nicht der Vergangenheit nachhängt, ſondern der Zukunft
zuſtrebt,