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hunderten vorgenommene Umwandlung der. Fronen und Abgaben in Geldzins rüc--
gängig zu machen und ſie dann willkürlich) zu erhöhen. u -
Daneben vermehrte ſich das völlig landloſe Proletariat. Denn natürlich reichten
bei fortgeſetzter Volksvermehrung. aych die Viertelhufen auf. die Dauer nicht mehr aus.
Einer noch weiteren Zerſtückelung aber widerſetzten ſich die Grundherren, weil das
durch die Eintreibung der Zinſe und Fronen zu ſehr erſchwert worden wäre. So
wurden immer mehr Bauern landlos, und von ihnen erhob man Kopfzinſen.-- ganz
wider allen Sinn. Denn die Abgabe beruhte doch auf der Verleihung eines Stückes
Land, das dem Pflichtigen den Unterhalt ſicherte. Das Land hatten ſie. nicht, aber
Zins mußten ſie dennoch zahlen. So wurde.die Klaſſe der „Leibeigenen“ geſchaffen,
zum Unterſchied von den „Hörigen“, deren Abgabepflicht auf dem Boden laſtete. Dies
gab den Vorwand, allmählich auch die Hörigen, ja ſogar freie Pächter als Leib-
eigene zu behandeln, indem man ſie zwang, außer den Abgaben vom Boden auch
noch Kopfzinſe zu zahlen. . u | | |
Und immer weiter griff der Grundherr in die uralten Rechte der land-
bebauenden Bevölkerung ein. Was bis dahin freies Eigentum der Gemeinde ge-
weſen, die Weide, der Wald, das Gewäſſer, wird von den Herren beanſprucht. In
den Jahren 1395 und 1396 wurde die Jagd ausſchließlich den Vürſten, Grafen und
Herren, den Reichsſtädten und den Geiſtlichen zugeſprochen. Im 15. Jahrhundert
mußten die Bauern überdies. ungemeſſene Jagdſronen leiſten, und zugleich wurde
ihnen jedes Abſchießen von Wild, ſogar zur Verhütung von Flurſchäden, verboten
und als Jagdfrevel grauſam beſtraft. Schauderhaſte Strafen, bis zur Entmannung,
zum AÄbha>en der Hände und Ausſtechen der Augen wurden darüber verhängt.
Das ſind die Zuſtände, welche die deutſchen Bauern zu Aufruhr und Empörung
getrieben haben. | (Schluß folgt.)
Eiwas über Kikſc<h, Schund und Shmukßliteratur.
- Bon Karl Scröder. . . .
4dS ürazlich ſah ich im Kino ein Stü> mit Ja>ie Coogan. Der Junge ſpielte ſein?
KZ Rolle gut. Der Inhalt des Stückes war folgender: Aus gänzlich unbegründeter
A > Eiferſucht verläßt eine Frau mit ihrem kleinen Gohn ihren Mann, einen welt-
berühmten Violinvirtuoſen, kurz bevor er eine Europakonzertreiſe antritt. Sie ſucht
und findet Auſnahme bei zwei älteren Leutchen, die Haus und Wirtſchaft beſigen.
Noch Verlauf von ſechs Jahren iſt die Mutter geſtorben, die beiden Rflegeeltern ſind
banferott und gehen ins Armenhaus; der ſiebenjährige Jadie reißt aus mit einer
Geige und dem Bild jeiner: Mutter unter Hinterlaſſung der Nachricht, wieder-
zukommen, wenn er reich ſei und die Pflegeeitern- beſreien könne. Er findet alsbald
auſ der Großſtadtſtraße einen alten Bettelmuſikanten, den ehemaligen Lehrer ſeines
Baters. Gie führen ein idylliſches Daſein, bis nach einigem Hin und Her der Künſtler
ſeinen eigenen Sohn muſizierend . auf der Straße trifft und ihn durch die Photo-
graphie der Mutter als ' ſolchen erkennt. Damit löſt ſich alles in Herrlichkeit und
Freuden. Zwar ſtirbt der alte Bettelmuſikant nach einer ſehr rührenden Wieder-
ſehensſzene mit jeinem großen Schüler, aber dem Manager des Virtuoſen wird ein
hervorragendes Begräbnis des Alten. zur Pflicht gemacht. Und Jackie lebt in
ſchönſten Kleidern zwiſchen herrlichem Marmorbad, Auto und willfährig lächelnden
Bedienten. . |
Während der Aufführung dieſes Stückes wurde im Publikum geweint und
gelacht; die Mehrheit war außerordentlich befriedigt. Allerdings, hinter mir jagte
jemand zu ſeinem Nachbar: „Was die die Menſchen für dumm verkaufen!“ Dieſer