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u. a. m. All dieſe Einzelteile werden nun in das Schiff eingebaut. Ein im erſten
Augenbli> ſinnlos erſcheinender. Wirrwarr - von Maſchinenbauern, Nietexn;
Schweißern, Malern, Tiſchlern, Mauerleuten, =- ja. auch Mauerleute, zum. "Aus
betonieren der Kühlräume .-=- bietet ſich dem müßigen Betrachter... Der- Maſchinen-
raum wird ausgebaut, - die Kabinen und. Wirtſchaftsräume - werden eingerichtet;
Speiſe- und Feſtſäle, Schwimmbäder, Turnhalle u. a. von dem Innenarchitekten ais-
geſtattet. Es gibt ſo vieles, was heute zu einem modernen Ozeanrieſen gehört; denn
2000 bis 3000 Menſchen -- die Einwohnerſchaft einer kleinen Stadt =- die auf dem
Schiff verſorgt werden wollen, haben mancherlei: Anſprüche und Bedürfniſſe. Mit
dem Auſſeßen des Schornſteins bekommt dann ſchließlich auch. das Schiff ſein Geſicht.
Das Maſchinenperſonal, das ſchon während. des Baues die Aufſicht führte, iſt
bereits an Bord. Ein Teil der Hilfsmaſchinen wird in Betrieb geſeßt, :und das Blut
des großen Schiffes beginnt zu pulſen. Die Maſchinen - werden nochmals durch»
probiert, da das Vertrautwerden des Perſonals mit den Maſchinen nötig iſt...
Den Abſchluß bildet die Probefahrt, auf der das Schiff - die verlangten Be-
dingungen an Geſchwindigkeit und Sicherheit nachzuweiſen hat. Nach einem feſtlichen
Akt wird das Schiſſ dann von der Reederei übernommen und in den Dienſt. geſtellt.
Stapellauf.
Von Alfred Thieme, Hamburg. |
d) gehe oft in den Hafen. Immer wieder trinken“ meine Augen rich jJatt an dem
"Jrade Spiel der Farben und Eindrücke, die - ſic) in Ueberfülle dem Beſchauer dart-
bieten. =- Heute aber iſt Feſttag. Ich habe meinen Veiertagsrod an. Mitten in einer
feſtlich geſtimmten Menge ſtehe ich auf“ dem - De> eines grünen Fährſchiffes. - Um mich
herum wimmelt es von gepußten Leuten. Alle: reden vom Stapellauf. Sachkundige ver?
juchen ihren Angehörigen zu erklären, wie ein Schiff vom Stapel gelaſſen wird. Ein Bater
erzählt ſeinem erſtaunt zuhörenden Kind, daß das neue Schiff, das heute zu Waſſer gelaſſen
wird, zirka 21 000 Bruttoregiſtertonnen Waſſerverdrängung hat.
„Du mußt dir einen langen, langen Eiſenbahnzug denken. Ein Wagen kann
15 Tonnen ſaſſen, und ſo müßten alſo 1490 Eiſenbahnwagen angefahren kommen, um all
das Waſſer zu transporlieren, das dieſes Schiff: verdrängen kann.“ So verſucht er, ſeinem
Kinde eine Größenvorſtellung von dem neuen Schiff zu geven.
Unterweilen hat unſer Boot ſchon von den Landungsbrücken losgeworfen. Cin kalter
Novemberwind treibt die Waſſer gegen ven Bug des Fährſchiſfes, das ſich breit und kräftig
ihnen entgegenwirft. Am Maſt, der buntbewimpelt iſt, knattern, vom Wind. gezerrt, die
Signalflaggen.
Nach kurzer Fahrt biegen wir um die E>e in den Kuhwärderhafen, Aller Augen richten
ſich auf die Werſtanlagen und taſten ſtaunend die Helgengerüſte av. Da liegt das große
Schiff noch ſtill und gewaltig auf dem Helgen.
Ich ſchreite zwiſchen den vielen Menſchen. Wir müſſen an einem anderen Schiſſbau
vorbei. Zwiſchen Spanten, großen Liſenplatten, auf unſicheren, ſchwanken Stellagen
hantieren Arbeiter. Viele ſchwielige Hände mühen ſich, nieten und hämmern und fügen
aus unendlich vielen kleinen Teilchen ein ſtolzes Ganzes, ein Schiff, das über die Meere
von Volk zu Volt ven Austauſc<h vermittelt. Mit einer berechtigten Geringſchätzung blicken
die ſchweiß: und rußentſtellten Männer nieder auf die Schlange geputzter . Menſchen, die
ſich an der Stätte des Fleißes vorbeiwindet, Die Hämmer dröhnen und Nietmaſchinen
raſſeln ihr Lied.
Rechts neben uns ragt der fertige Schiſſsrumpf-des neuen Dampfers.. Der. Koloß liegt
ruhig und fertig da. Der friſche Anſtrich hat alle die Einzelheiten mit Glorie zugedeckt.
Der Handgriff, der Hammerſchlag, die Schijjsplatte, die Niete, jedes Stücdchen iſt ein-
geordnet, und nur das Ganze liegt vor uns in. maſſiger Gewalt,