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durch einen gewiſſen Rechtsſinn der Schweden. Die öffentliche Meinung telt. fich ohne
weiteres auf die Seite deſſen, den ſie für den Unterdrückten anſieht. Auch hat man die
Sozialdemokraten verhälinismäßig früh zur praktiſchen Mitarbeit herangezogen... So iſt es
der ſchwediſchen Arbeiterſchaft gelungen, ſich eine 'Lebenshaltung zu erkämpfen, die als die
beſte aller europäiſchen Länder bezeichnet werden kann. Der Wochendurchſchnittsverdienſt
eines Arbeiters beträgt jezt mindeſtens 70--75 Kronen (84-90 Mfk.).
Auch von ſchweren politiſchen Stürmen iſt Schweden in den letzten hundert Jahren
bewahrt geblieben. Seit hundert Jahren iſt das Land an keinem Krieg beteiligt geweſen,
Auch die jetzige politiſche Lage iſt ſo, daß kaum die Möglichkeit beſteht, daß Schweden in
einen Krieg hineingezogen werden könnte. Deswegen hat die ſchwediſche Regierung als erſte
eine Abrüſtung beſchloſſen und durchgeführt. Die ſo erſparten 30 Millionen Kronen ſollen im
Weſentlichen zum Ausbau der Sozialverſicherung verwandt werden. Wer aus ethiſchen oder
religiöſen Gründen keinen Militärdienſt leiſten will, ktann dafür Arbeitsdienſt leiſten.
Schweden war nicht am Weltkrieg beteiligt, es hat keine Verſaſſungskämpfe geſehen, es
kennt den Kampf um die Flagge nicht, eine Minderheitenfrage hat es- für Schweden nie
gegeben. G<weden fennt alſo all die Probleme nicht, die den Auſſtieg der Deutſchen
Arbeitertlaſſe erſchwert haben. Da keine Partei in ihrer Entwidlung gehemmt wurde, kennt
iman auch in Schweden die Formen des politiſchen Kampfes, wie ſie bei uns üblich ſind, nicht,
Die Jugend hat infolge dieſer politiſchen und ſozialen Struktur nicht den Oppoſitionskampf
gegen Militarismus, Schule und Elternhaus zu kämpfen brauchen. Man hat die Jugend
in weitgehendem Maße gewähren laſſen, und ſo ſind Beſtrebungen einer gründlichen Lebens-
reforim, ein Ringen nach neuen Lebensinhalten, dieſe Hauptziele der deutſchen Jugend-
bewegung, für Schweden keine zwingende Notwendigkeit geweſen. Das Hauptintereſſe der
Arbeiterjugend hat ſich mehr ſachlichen Problemen zugewandt. Die Fragen des ovrganiſa»
toriſchen Auſbaues der Bewegung, Fragen der gewerkſchaftlichen Organiſation, der Geſekß»
gebung des Landes, des Steuer- und Finonzweſens, der Sozialverſicherung und der Stadt-
verwaltung ſtehen im Mittelpunkt des Intereſſes. Die Themen ber Vorträge und Kurſe
berühren faſt ausſchließlic) dieſe Fragen. Kulturpolitiſche, philoſophiſche und literariſche
Themen werden ſehr ſelten behandelt. Die Hauptauſgabe der Arbeiterjugend iſt vielmehr
die parlamentariſche und redneriſche Schulung ihrer Mitglieder. Alle wollen ſich die Fähig»
keiten erwerben, einmal der Bewegung, ſei es als Varteifſunktionär oder in der Stadt-
verwaltung oder im Reichstag zu dienen. Sie-wollen gute Bürger des ſchwediſchen Staates
und gute Mitglieder ihrer Partei werden. Die Bewegung iſt aus den Verhältniſſen des
Landves organiſch herausgewachſen, ſie nimmt die fortſchrittlichen Ideen der Partei auf, um
an dieſen weiter zu bauen. Es iſt alſo im eigentlichen Sinne nicht von einer Jugendbewegung
zu reden, ſondern von einer Jugendgruppe der Partei.
Für die italieniſche ſozialiſtiſche Jugend.
Das Bureau der Sozialiſtiſchen Jugend-Internationale erläßt folgen-
den Aufruf: Jugendgenoſſen und Jugendgenoſſinnen!
Unſer italieniſcher Bruderverband ſteht im ſchwerſten Abwehrkampf gegen die Gewalt»
politik Muſſolinis. Durch ihre unerſchrokene und unermüdliche Arbeit für die Ideen der
internationalen ſozialiſtiſchen Arbeiterbewegung und für die Wiedergewinnung der politiſchen
Treiheit in Italien haben ſich unſere italieniſchen Genoſſen ſchon ſeit langem das beſondere
Mißſfallen des italieniſchen Faſchismus zugezogen. Jetzt iſt nun den dauernden Schikanen,
dem Verbot der vortrefflichen, unter großen Opfern geſchaff fenen Zeitſchrift „Libertäa“ die
Auflöſung der Organiſation geſolgt.
Durch dieſe Maßnahme iſt jede öffentliche Betätigung für die ſozialiſtiſche Iugend-
bewegung in dtalien unmoglich gemacht, vie Berbindung der Ortsgruppen untereinander auſs
äußerſte erſchwert und die perſönliche Sicherheit der Funktionäre der Bewegung in hohem
Maße geſährdet worden.
Das Ziel dieſer Maßnahme iſt offenſichtlich. Muſſolini und ſeine Helfer wollen dem
italieniſchen Sozialiemus den Todeeſtoß verſetzen, jede freiheitliche Regung im italieniſchen
Volk mit den Mitteln der brutalen Gewalt und des blutigen Terrors unterdrücken.