Arbeiter-Jugend 87
es nicht nötig, ſür jede Farbe einen Drukſto> zu haben. Man kann auc die einzelnen Teile
eines Drueſio>s verſchieden färben und ſo die Zahl der Stö>ke verkleinern. Durch Veber-
einanderdructen laſſen ſich Miſchſarben erzielen. Nähert ſic) die Wirkung der Linienholz»
j<nitte der Zeichnung, ſo ſtrebt die flächige Anlage der Farbenholzſchnitte nach maleriſchem
Eſfetkt.
3. Der Holzſtich. Am Ende des 18. Jahrhunderts führte der Engländer Bewic> das
„Sirnhol3“, Jenkrecht zur Faſer geſchnittenes, äußerſt hartes Buchshaumholz in die Holz»
Ichnittechnik ein. Es wurde mit grabſtichelartigen Inſtrumenten bearbeitet, indem man von
der ſc<warzdru>kenden Oberſläche des Holzſto>s ausging und ſie durch die mit dem Grabſtichel
gezogenen Furchen mehr oder weniger aufhellte. Die Wirkung dieſer vom Schwarzen zum
Weißen arbeitenden Technik kennt jeder aus den Illuſtrationen der Bücher und Zeitſchriſten
vergangener Jahrzehnte. Sie unterſcheidet ſich ſtark von der des eigentlichen Holzſchnittes,
jo daß man dem Verfahren -- obwohl es auch ein „Hochdruc>verfahren“ darſtellt == mit Recht
den Namen Holzſtich (auch Tondruck) gab.
B. Der Kupferſtich und die Radierung.
1. Der Kupferſtich Nur wenig jünger als der Holzſchnitt, ſtellt der Kupferſtich eine
nach gang anderen Geſichtspunkten arbeitende Technik dar. Ausgangsmaterial iſt eine ebene,
glatt geſchliſſene Kupferplatte. -In dieſe werden alle Linien, die nachher ſchwarz ſein ſollen,
mit dem „Grabſtichel“ eingegraben. Der eniſtehende „Grat“ zu beiden Seiten der im
Querſchnitt V=-förmigen Rinne wird mit einem „Schaber“ abgekratzt. Doch kann man den
Grat auc) ſtehen laſſen und erhält dann weichere, verwaſchenere Linien. Zur Hervorbringung
ſeinerer Linien dient die „Scneidenadel“ (kalte Nadel), als Ergänzung des Grabſtichels.
Manche Künjiler ſchufen nur mit der Nadel treffliche Werke.
Vor dem Druc> wird die Plaite mit öliger Farbe eingerieben und wieder abgewiſcht,
jo daß nur in den eingegrabenen Linien die Farbe zurückbleibt. Wird nun ein angefeuchtetes
Papierblatt unter der Walzenpreſſe mit ſtarkem Druck auf die Kupferplatte gepreßt, ſo ſaugt
das Papier die Farbe aus den Rillen, und das Bild iſt gedru>t. Der Kupferſtic) iſt ein
Tieſdruckverfahren. |
2. Die Schabkunſt. Dieſe Technik rauht die Kupferplatte mit dem „Granierſtahl“
(der Wiege), einem bogenförmig gezahnten Eiſen auf. Der Abdruck der Platte würde ein
gleichmäßiges Samtſchwarz ergeben, Glättet man nun verſchiedene Stellen der Platte mehr
oder weniger ſtart, Jo arbeitet man in den Abdruck „Lichter“ hinein. Die Wirkung des
Druckes iſt im Gegenſaßz zum Kupferſtich „flächig“, ähnlicher dem gemalten Bild als der
Zeichnung. Stic<el- und Nadelarbeit können ergänzend hinzutreien. |
3. Die Radierung. Bei der Radierung wird die Kupferplatte (in älteren Zeiten eine
ECiſenplatte) mit. einer ſäurebeſtändigen Schicht aus Wachs, Harz und Aſphalt überzogen und
mit Ruß geſchwärzt. In dieſe dünne Schicht rißt der Radierer, das Kupfer bloßlegend, ſeine
Zeichnung ein. Im Gegenſaß zu dem nur mit gewiſſem Kraftaufwand zu führenden Grab-
jtichel des Kupſerſtec<ers kann die Radiernadel wie eine Zeichenfeder gehandhabt werden.
An die Stelle wohlüberlegter Linienführung tritt die leichte geniale Hand. Das bedingt
tiefgreifende Gtilunterſchiede zwiſchen Kupferſtich und Radierung, deren Wirkung ſich der
Federzeichnung nähert.
Die gerißte Platte wird in Säure gelegt. Die Säure greift nur das bloßgelegte Kupfer,
nicht die Firnisſchicht an. Nach dem Abwaſchen der Vlatie und dem Entfernen der Deckſchicht
hat man alſo eine mit ſeinen Aeßlinien überzogene Kupferplatte vor ſich, die ebenſo wie ein
Kupferſtich abgedru>t wird (Tiefdru>verfahren),
Beim A quatintaverfahren werden mit Kolophoniumpulver körnig bedeckte Flächen
mehr oder minder ſtark angeäßt, indem man bei wiederholten Aetzungen die Stellen, die heller
bleiben ſollen, abde>t. Der Abdruck gibt aquarellähnliche Bilder.
C. Der SteindruF (Lithograptie).
Der Steindru> wurde von Aloys Senefelder um 1797 erfunden. Die von ihm zunächſt,
ähnlich wie bei der Radierung, angewandte Aetzung fiel bald weg. Mit einer ſjetthaliigen
Tinte vder Kreide --- je nachdem eine Federzeichnung, ein Aquarell oder eine Kreidezeichnung
nac;geahmt werden ſoll --, wird die Zeichnung auf den Stein gebracht, Die ſo auf <emiſche
Weiſe prüparierten Stellen nehmen die Drucſarbe an, der Stein ſelbſt ſtößt ſie ab. Es