Full text: Arbeiter-Jugend - 19.1927 (19)

- bewegung, 
Arbeiter-Iugend“ | /?6 
„Die Internationale wird die Menſchheit ſein!“ 
FS it dem 1. Ulai iſt unlöSbar verbunden der Gedanke 
:-1 der internationalen Solidarität der Arbeiterſ<aft. 
20 BD An dieſem Tag ſind Millionen Menſchen vereint in 
einem Geiſt und in einem Willen. Kn vielen tauſend 
Orten marſchieren die Arbeiter auf, ſie demonſtrieren für ein 
Siel und feiern in den Sprachen der ganzen Welt ein Ideal. 
Dody eines bleibt auh Heute no<, troß der erſtarkten inter- 
nationalen Beziehungen für die meiſten unter uns ein uner- 
füllter Wunſ<: Uun einmal nic<t nur zu reden von der 
 
„internationalen Zuſammengehörigkeit der Arbeiterſchaft und 
der Arbeiterjugend, jſondern wirklic< Seite an Seite zu mar- 
j<ieren mit den ArbeitsSkameraden und Geſinnungsbrüdern 
des anderen Candes, einmal * 
die Internationale zu er- 
leben als eine gemeinſame 
Kundgebung von Menſc<en 
mit gleicher Uot und gleichem 
Sehnen. 
Politiſ;e und vor allem 
wirtſchaftliche Hinderniſſe 
ſtehen: dieſer ſchönſten Er- 
füllung der internationalen 
JIdes des 1]. Mai no< im 
Wege. Dody) auh hier mehren 
ſic? die Vlöglichkeiten. Die 
internationale Bewegung 
tauſ<t Redner aus, ſige ver- 
anſtaltet Reiſen und Greiz ooo oo oo oo 
kundgebungen, kurzum die 
Derbindungen von Menſd) zu 
Ülenſ) knüpfen ſich enger 
und enger. 
Dor allem die ſozia- 
liſtiſ;e Iugend goht 
hier bahnbrechend voran. Es 
gibt wohl kaum nod einen 
Jugendtag, der nicht auch 
ausländiſc<e Beſucher zu ſei- 
nen Gäſten zählt und inter- 
nationale Rundgebungen iv 
ſein Programm einbezieht. 
Weimar, Bielefeld, Uürnberg, 
Hamburg, keine dieſer großen 
Tagungen iſt denkbar ohne 
ihre internationalen Kund- 
gebungen. -- - 
An dieſem 1. Mai erfaßt 
uns vor allem dis Erinnerung 
an den erſten internationalen 
Jugendtag unſerer Sozialiſti- 
Ihen IJugend-Internationale 
 
in Kimſterdam Pfingſten 1926. Dor uns ſteht wieder 
die aroße Stadt der Jugend vor den Toren KAmſterdams. 
Das war eine internationale Stadt. In ihren Straßen- 
namen lebte die Geſchichte der internationalen Arbeiter- 
in ihren Zelten wohnten junge Arbeiter und 
Arbeiterinnen aus mehr als einem Dußend Uationen, in den 
Straßen erklangen Lieder in den verſchiedenſten Sprachen, 
aber über allem dieſen Eigenartigen und Einzigartigen dieſer 
Tage wehte ſtolz das rote Banner des Sozialismus vom hHerr- 
lichen Turm der Kameradſ<aft. „Die Internationale, ſie wird 
die Menſchheit ſein!“ Wohl ſelten iſt die Größe dieſes Wortes 
jungen Sozialiſten deutlicher und eindringlicher ins Bewußt- 
ſein getreten. 
Und dabei war das Cagerleben nur ein Teil des großen 
Feſtes. Seinen Höhepunkt erreichte es erſt, als am Pfingſt- 
ſonntag der große Feſtzug in das Stadion marſchierte. Das 
war ein Einmarſ<! Doran der Wald von roten und farben- 
gleiche 
 
Amſterdam, Der Turm der Kameradſchaft. 
erſten 
frohen, bunten Fahnen und dann die Iugond. Immer neue 
Züge, immer neue Delegationen, immer von neuem der Geſang 
der Internationale. In verſchiedenen Sprachen, aber immer der 
Rhythmus. Amſterdams, Hollands Arbeiterſchaft 
grüßte von den Tribünen mit nicht endenwollendem Beifall 
die junge Garde des Proletariats. Dann folgte der feierli<e 
Akt der Fahnenübergabe an die Exekutive der Sozialiſtiſchen 
JIugend-Internationale und ſ<ließlic die Feſtaufführung des 
„Jugendtag“ dur< den Hamburger Sprehdior. od) immer 
höre iem€m neben mir den jungen Engländer, der, tief ergriffen, 
immer wieder ausrief: Mein Gott! IJMein Gott! -- Zwei 
Stunden marſchierten wir durd) Amſterdams nadtſtille 
Grachten mit klingenden Lie- 
dern und lodernden Fackeln. 
Was waren uns Müdigkeit 
und Hunger. Hier war ja 
„das Pfingiten der jungen 
Generation der Arbeiterſ<aft. 
Hier war Erfüllung des hohen 
Maigedankens internationga- 
lex Zuſjammengehörigkeit. 
Der Pfingſtmontag verre6- 
net. Was madts. In den 
großen Spielzeiten entwidkelt 
ji? ein buntes Treiben. Zu- 
nächſt frohes Spiel. Iede 
Gruppe zeigt ihr Können. Die 
Deutſchen fingen, die Belgicx 
tanzen, neue Lieder ſeßen ein. 
Dl68lLich bricht es wieder her- 
vor mit elementarer Gewalt. 
Jeder faßt die Hand des 
Hadbarn. Einer iſt aufge- 
jtanden und feiert den Fric- 
den, die Dölkerverſtändigung, 
den Sozialismus. Und dann 
ſteigt das Lied der Inter- 
nationale. „Es lebs die So- 
zialiſtiſMe JIugend-Interna- 
tionale!“ 
Uod) einmal iſt Heerſcha: 
am Turm der Kameradſchaft. 
Ein JFahnenwald grupptert 
: fim um den Turm, von dem 
die Führer der internatic- 
nalen Jugendbewegung und 
der Arbeiterbewegung die 
große Idee der internatic- 
nalen Derbundenhbeit verkün- 
den. KLufs neue wird der 
Bund bekräftigt. Die Iugend 
hat ſich längſt gefunden in dieſen Tagen und ihre Wortführer 
können nimmt mehr, als dieſem Bewußtſein beredten Kus- 
drUu3mR geben. Dann ſprechen die Dertreter der erwachſenen 
Arbeiterſ<aft; ſie brincen im Uamen vieler Millionen von 
Menſ<en aller Raſſen und Sprachen das Gelöbnis treuer 
Kampfgemeinichaft zwiſchen jung und alt. Den Sdluß 
bilden die Grüße der Iungen, die nicht dabei ſein können, 
Telegramme aus Amerika, aus Uorwegen, vom Balkan, aus 
Polen, aus Spanien. -- 
Bilder und Worte ſind hier nict mehr als ein matter 
Widerſchein des großen Erlebniſſes. Sie vergehen und ver- 
klingen. Kber in der Welt ſind fünftauſend junge Menſchen, 
dis alles das miterlebt haben und die nun draußen im harten 
Ringen um die Befreiung der Arbeiterſchaft immer wieder 
angefeuert werden dur< ihre eigenen Erinnerungen an dieſen 
großen internationalen ſozialiſtiſ;Gen Iugendtag 
unſerer Sozialiſtiſchen Iugend-Intkernationale. 

	        
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