Full text: Arbeiter-Jugend - 19.1927 (19)

Ur. 8 
Arbgiter-Jugend 
18/7 
 
Hemden, ihre Taſſe und ihre Bürſte und 39og in die Wohnung 
des TFleit<ers, der in der Gaſſe mit Pferdefleiſch handelte. Sie 
LIEB. Paul ihrem Viann, da der Fleiſ<er ein nervöſer Menſ<O 
war, ter junge Frauen vGüußerordentlich, Kinvter aber gar nit 
liebte. CTouis nahm feinen Sohn, wiegte ihn, damit er nicht 
weins, wiegte öhn ungeſc<iG6t, denn er rorſtand wohl Steine 
zu ſ<leppen, aber niht Kinder zu tragen, und ging, die 
Djfeife zwiſchen den Zähnen, dur< die Straßen 025 Dorortes 
St. Antoine. Er liebte Inliette ſehr, aber er vorſtand, dai 
ſie ritig gebundelt hatie: der Fleiſwer haite viel2 gelbe 
Münzen, er Bonnte jogar nah giner anderen Straße ziehen, 
und m ihm würde Juliette ſorglos zu laGen beginnen. Er 
erinnerte ſi, daß ſein Dater Icean, als er an jenem JUli- 
MOLgen mit jeinem gereinigten Gewebr TOrTaLRANGEN Wur, 
u ſjginer weinenden Frau, 
Tous" Nutter, geſagt Datte: 
„IH muß gehen, und du 
mußt mid) davon abhalten. 
Der Bahn Jucht einen 80- 
hen Balken, das SQIiif das 
weoeite Meer, die Früu = 
ein ſgraloſes Leben.“ 
In der Erinnerung die8- 
ſer Worte feines Daters 
überlegte Touis ncH ein- 
mal, das er reht gehandelt, 
als er Juliette feſtgehalten, 
daß aber nu< Inliette remt 
gehandelt hatte, als fie von 
ihm weg zu dem reien 
Fleiſger gegangen War. 
Dann baute Louis wieder 
Häuſer und wartete jeinen 
kleinen Sohn. GBber bald 
hram ein Krieg Gaus, und 
die böſen Dreußen belager- 
ten Daris. Uiemand wollte 
mehr Düuuſfer bauen, und die 
 
 
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Standen unjere 
Wälder von Baugerüjten 
nim vollendeter Bauten 
verwilderten. Die Kugeln 
der preußiiGen Kanonen 
fielen nieder und zerſtörten 
viele Gebäude des ſchönen 
Paris, um die ſim? Louis 
Rouce und andere Maurer 
geplagt hatten. Louis hatte 
keine Arbeit und kein Brot, 
dor dreijährige Daul konnte 
aber ſHon wortlos wie ein 
Rabenjunge den Schnabel aufſperren. Dann gaben ſie Cou1s 
ein Gewehr. Er nahm es, ging aber nicht damit Hin und 
ihrie „Brot“, ſondern begann, wie viele Tauſende Waurer, 
Zimmerkeute und SHmiede, die ſchönſte aller Städte -- Paris, 
gegen die böjen Preußen zu verteidigen. Den kleinen Daul 
betreute eine gute Frau, die Beſjißerin des Grünkramladens, 
Frau Moneau*). Couis Roue ſtand mit anderen Blaubluſen zu- 
ſommen im Winterfroſt, barfuß am Fort Dincennes**), jap 
die Kugeln an die Kanone und ſ<goß auf die böſen Proußen. 
Diele Tage lang aß er nicht, denn in Paris war Zungersnot. 
Die Füße erfroren ihm, denn im Winter der BeſegunzI 
berriäie unerhörter Froſt. Die preußiſcG&en Rugeln fielen in 
das Fort Bincennes, und es bliebon immer weniger Blau- 
bluſen, aber Louis Roue rorließ ſeinen Doſen neben der 
Rleinen Kanone niht, denn er verteidigies Daris. Und die 
i<önſte allor Siädte war ſolcher Dertoidigung wert. Un- 
geachtet des Hungers und ves Troſtes ſhimmerten die Lichter 
auf den Boulevards, gingen die rubinroten Getränke für die 
Stuger niGtf QUuS und wi< vas ſorgloſe TuäWeln nimt von 
*) ſpricg monob; 
 
 
 
WB) ſpri d) wängſen 1, 
 
  
  
  
  
  
  
  
  
Lig0 der Arbeiterjugend. 
Wenn unſere Fahnen por uns flattern im I8ind, 
Gingen ſie uns Drei Lieder, die uns heilig ſind. 
Z8enn unjere Fahnen vor uns ranjchen im JTBind, 
Singen ſie uns Das erſte Lied, 
Im Schoß der dunklen Städte begann unſere Welt, 
Nun fliegen unjere Sahnen auf freiem Feld. 
Im Schoß der dunklen EStadte, 
Sat uns eine bleiche Mutter zur Welt gebracht. 
2Senn unjere Sahnen vor uns rauſchen im ISind, 
Singen ſie uns das zweite Lied, das beginnt: 
Zm Echvß der dunklen Städte um kargen Lohn 
Väter und Bäter in harter Jron. 
Im Schoß der dunklen Städte in Itot und Pein 
Haben unſere Däter gelitten, um frei zu 
Wenn unjere Fahnen vor uns rauſchen im I83ind, 
Singen ſie uns das Dritkte Lied, das beginnt: 
Im Echoß der dunflen Etädfe begann unjer Echritt, 
Jiun gebt eine I8elf, eine große, an unjerer ECeite mit. 
Im Schsß der dunkfien Städte im AUrbeitsſaal 
Steht leuchtend vor unjerem Geiſte das große Fanal. 
Gedüngt mit dem Chmerz unſerer Düter und mit unjrer 
ITFächſt in unjeren klopfenden X 
Wenn unjere Fahnen vor uns fliegen im I3ind, 
Singen ſie uns Drei Lieder, die u 
ſchen gowöhnt war. Da gab es winzige Gonerale 
den Lippen der: Frauen. -- Louis Rouge wußte, es gab keinen 
Kniſer mehr, und Daris war jeßt Republik. Während er die 
Kugeln an die Kanone ſ<ob, hatte er Reins Seit, darüber 
namzudenken, was eine Republik ſei, aber die Blaublujen, 
die aus Paris kamen, erzählten, daß die Tafes auf den 
Boulevards wie immer gefüllt ſeien von Stußern und jorg- 
lojen Frauen ... 
Couis Rouo, der das Ulurmeln mitanhörte, begriff, daß 
in Daris ſi nights gcäntert hatte, daß div „Republik“ nit 
in 021 DorcrfSgGallen 3u [eee ji, Klug auf? don breiten 
Sllcon de l'Tivcile und taß, wenn die 
voririeben haben 
Mund aufſperren wurde. 
verließ jeinen Doſien an 
VTigurer die Dreußen 
WÜLDEeN, ver RIÜeIn2 Daul von neuem den 
eS Roue wußte IS, aber er 
r Kanone nict, und dc Proußen 
konnten nicht | in die Stadt 
Paris hinein. 
Aber eines Ulorgens De- 
Kg 
 
fahl man ihm, die Kanone 
zu vorlaſien und in feine 
Gaſt? zurüßzuRgechre Die 
Couts, die NiO „Ta LrEePU- 
bligue“ nannien und waDL- 
jocinlim Siußer und jorg- 
loſe Frauen waren, batten 
die Dreußen in das jyöne 
Dar:S 2ingelaſjen. Die Dfeife 
zwilven den 5ähnen, ſ<len- 
derte CouiS Roue fFinjier 
Jur) die Siraßen des Dor- 
ortes St. Anioinsz. 
Die Preußen maren ge- 
kommen und wicdgr abDg2- 
zogen, aber niemand dadmte 
daran, Häufer zu bauen. 
DPaul ſperrte ſeinen DBiund 
auf wie ein Rabenjunge, 
und CTouls begann fein Ge- 
wehr zu reinigen. In die- 
jen Tagen war an allen 
Diauern der ſtrenge Befehl 
angeſ<lagen, daß alle Blau- 
blujen die Gewehre abzu- 
liefern hHäifen, denn die 
Stußzer und die Jorglojen 
Frauen, die jiM „La tTePU- 
blique“ nannten, erinnerten 
jiM der JTunitag2 des Jah- 
rx8S 1838. CTouis Roue wollte 
ſein Gewehr nicmt abliefern 
und cbonſowenig wie ex alle 
Biaubluyfen des Dorortes St. Antoine und vieler 
anderer Dororte. Sie gingon mit den Gewehren auf die 
Straßen Hinaus und ſdGoſſen. Das war an einem warmen 
Abend, als in Paris der Frühling kaum begonnen hatte. 
Am folgenden Tag ſah Louis Roue auf den Straßen Züge 
von Prunkkaroſſen, alien Kutice n, Pamwagen und Karren. 
Auf den Rarren lag € Gut jeder : Art, uns in den Wagen faßen 
Loute, dig Couis in dcn "Cafes ter großen Beulepards zu 
in HimBDeer- 
ſarbenen Käppis mit martialiſQ hängentan Sdqnurrbärten, 
junge Srauen in broiten, ſpizenbofozion Röcgen, aufge- 
ſOwemmie Drioſter in violetten Soutanen, Glte Stußer in 
j<warzon, jandſarbenen und roten Iulintorn ſtolzierend, 
jungs Offiziers, die niemals am Fart Dinconnoes Teweſen 
waren, würdevoll, kahlköpfige Cakaicn, Händen mit 
Schleifen auf dem 'gla atien, geſtricgelten, jeidigen Fell und 
ſogar kreiſ&ende DPavageien. Klos eilten nas dem Derfailler 
Tor*). (Fortſozung folgt.) 
*) Dem Tor, das nach Verſailles (ſprich werſoi<) führt. In Vorfailles, 
dem Rariſer Potsdanm, war der Giß und das Heerlager der Fommungs: 
feindlichen bürgerlichen Regierung, 
das beginnf: 
in Leid und Nacht. 
jein. 
 
AARAAAAAAAAAAAAANALAAGAAAAAAAAKAAAAAAAANAR 
DUR SK SRT TRE BR STEP RIG ZT ESPERO BIT ZEN 
| Mütter Leid 
Die zietie Zeit. 
  
Dern 
uns heilig ſind. 
Robert Seis. 
ME LAAAAARANAAABCAMAAPAPA . 
NESS TISCHE BIE": KEPR SIEH. DER 
anderen
	        
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