Full text: Arbeiter-Jugend - 19.1927 (19)

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Ur. 1 
DoH da ertönt erneut die Glo>ke. DieSmal genügen einige 
Schläge, dann geht es zum Frühſtüd. Ob Berliner, 
Sachſen, Thüringer -oder Bayern, dieſes „Tännich-Frühſtück“ 
iſt ihre gemeinſame Liebe. Beim Eſſen ſpri<t man nit, alſo 
wollen wir uns die Schilderung weiterer Einzelheiten aus 
dieſer Tätigkeit ſc<enken. Ua< dem Frühjtük kommt das 
Sdqhönſte. ES klin- 
gelt nict wieder 
zum Arbeitsbe- 
ginn, man braucht 
nimt an ſeinen 
Arbeitsplaßs zu 
haſten, die Kinder 
brau<men nict 
auf die Shulbank 
ZUrÜK. Man kann 
maden, was man 
will! Die Umge- 
bung von Tännid 
iſt wunderſ<ön 
für Spaziergänge 
 
Arbeiter-Iugend | 5 
da draußen, deren Treiben uns hier ſo weit entrüGt iſt. 
Während no< alles beſchäftigt. iſt, die Teuigkeiten zu ver- 
dauen, ruft die Glo&ke zu Tiſch. Es gibt das Leibgeri<t der 
Bayern: „Schweinsbraten mit Salat“. Aber niht nur vie 
Bayern, ſondern au< die übrigen deutſchen Stämme hauen 
tüchtig rein. Dem Eſſen folgt die „ſchöpferiſche“ Pauje. Sie 
wird ſehr indivi- 
duell geſtaltet, 
weil zum MMit-. 
tagsſhlaf die Ge- 
meinſHaft nit 
unbedingt nötig 
iſt. Uur ſelten 
findet ſim eine 
Spielgruppe ZU- 
ſammen, die auf 
dem nahen Spiel- 
plas ein Fuß- 
ballſpiel liefert. 
Zuſ<auer finden 
dieſe Spiele um 
und Halbtag5aus- die TänniH-Mei- 
flüge in alle Him- ſterſMaft nur, 
melsrihtungen. wenn ſich BezirkS- 
Jian kann alſo leiter oder andere 
loSziehen. Man „gehobene JFunk- 
k ann, aber man tionäre“ daran 
muß niht, und es beteiligen, denn 
ſoll Feriengäſte die ſind rühm- 
gegeben Haben, Hoher Beſu<. Genoſſe Doogd- Holland beſic<tigt das Heim. liſt bekannt 
die nam? vem dur< ihre herr o- 
Grundſaß handelten: „Warum denn in die Ferne ſ<weiſfen, 
liegt das Gute doMm ſo nah“ und in vierzehntägigem 
Ferienaufenthalt über den Park nicht hinausgekommen 
ſind. Beute iſt die „Derführung“ zur „Liegeſtuhlkur“ im Park 
beſonders groß. Es herrſcht eine göttliche Ruhe. Der Kurſus 
„büffelt“, und die Berliner „Gören“ ſind zum Erdbeerſammeln 
in den Wald gezogen. 
Die Sache mit der „Liegeſtuhlkur“ hat nur einen Haken. 
Wir betrachten, die andern handeln. Die Liegeſtühle ſind ver- 
griffen. Klſo ziehen wir uns ins Leſezimmer zurük. 
Bier findet jeder etwas für ſJeinen Geſ<mak>. Seitungen, 
Bücher, Screibgelegenheit und Brettſpiele. Im Leſezimmer 
gilt ein ungeſchriebenes Geſez: Ruhe! In der Regel wird es 
au< innegehalten; wir finden Muße, zu leſen oder zu 
ſ<reiben oder zu ſpielen, je nac<dem, was uns lo>t. Uur 
einer durHbricht die Ordnung der Dinge. Das iſt der Brief - 
träger. Sein Kommen bringt Leben in die Bude, ſeine 
Botſ<haften bringen uns wieder in Derbindung mit der Welt 
 
Der Maibaum wird errichtet. 
ragende Ungeſ<ik>li<keit. Es bietet ſiM dann eine gute Ge- 
legenheit, ſi einmal auszulac<hen und ſich über alle die un- 
geſtraft luſtig zu maden, die ſonſt kraft ihres Amtes als 
Autorität reſpektiert werden müſſen. 
lah dem Uadcmittagskaffee bleibt wieder Zeit zu ernſter 
Arbeit. Beute werden eifrige Dorarbeiten getroffen für eine 
Feier, die am Abend aus Anlaß des Derfaſſungstages im 
Park ſtattfinden ſoll. In der dunklen Kllee leuchtet eine 
lange Reihe Fackeln auf. Um die Steinbank am Ende der 
Allee gruppieren ſim die Gäſte. Unter den hohen, feierlichen 
Bäumen ertönt ein trußiges Kampflied, ein Mädchen ſpricht 
einen Prolog und dann folgt die Anſprache, die auf die Kuf- 
gaben der Zukunft weiſt. Die deutſche Republik ſoll eine 
ſozialiſtiſc<e werden. Dieſem Ziel wollen wir dienen im Geiſt 
und in der ſelbſtloſen, hingebenden Art unſeres Friedrich 
Ebert, deſſen Andenken dieſes Heim gewidmet iſt. Tin neues 
Cied ſteigt auf, begeiſtert und kampfesfreudig. Dann geht's 
zurück -- die Fackeln voran -- zum Heim, zur Tactruhe. 
 
„Airbeit macht das Leben ſüß!“
	        
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