Full text: Arbeiter-Jugend - 20.1928 (20)

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Arbeiter-IJugend 
Dr. 11 
AKrbeitstage in Tännich. 
Kah Ur) buntes Cand trägt uns der Zug. Der Ulaler 
Bör BBeorbſt hat mit ſeinem Gelb und Braun und Rot Baum 
- *& und Buſh, Flur und Feld überpinſelt. Im Saaletal 
4treben die Rebenhänge von der Sohle zu den Fedorwolken am 
blauen Bimmel. Die Sonne Iag<ht über das ganze Geſicht. 
Ihre Strahlen tänzeln und ſhäkern mit den luſtig hüpfenden 
 
 
Mitglieder des Hauptvorſtandes und des Reichsausſ<uſſes in Tännich. 
Wollen . .. Rudolſtadt. Wir verlaſſen den Zug. Ein leßter 
Hau) verblichener Duodezfürſtenherrlichkeit umfängt uns. In 
einem bedenklich vollgeſtopften Poſtauto geht die Fahrt zum 
CTäannidcberg über holprige, reparaturbedürftige Straßen. Ab- 
geerntete Kornfelder winden ſich wie Leinenfezen zwiſchen 
dom Dunkel der Uadelwäldd<en. Kleine ſchmucke Dörfſ<en 
tau<en hier und da aus einer Lichtung auf. Einſam weidet 
2ine Schafherde. ISiellos blickt der Hirt in die Ferne. 
Auf unjerem Friedric<-Ebert-Beim beim Dorfe Tännich 
flattert eine rote Fahne. Das iſt ein Zeichen dafür, daß junge 
Gäſte unter dem freundlichen Dach eingezogen ſind. Vleiſtens 
kommen ſie aus zermürbenden Fabriken und elenden Wohnun- 
gen, um hier auf dieſem ſchönen Stük<en Thüringer Wald 
ein paar Stunden .der Ungebundenheit und Erholung zu ver- 
leben. Diesmal iſt es anders; ni<t der Erholung, ſondern der 
Erbeit um das Wohl und Wehe unſeres Derbandes der Sozig- 
liſtiſm<en Arbeiterjugend diente der LQufenthalt der BezirkS- 
führer und des Rei<sSausſ<uſſes in Tännim während der 
zweiten Oktoberwo<he. Der ReichSausſ<huß iſt neben der 
Rei<hskonferenz die wichtigſte Körperſ<aft in unſerer Organi- 
ſation. Er ſeßt ſich zuſammen aus je einem Dertreter der Be- 
zirke und den Mitgliedern des Hauptvorſtandes. Er hat die 
EKufgabe, bei allen beſonders wichtigen Entſcheidungen über 
die DerbandSarbeit mitzuwirken. | 
Die Sizung des ReihsausSſd<uſſes ſand am 
10. Oktcbeor ſtatt. Eine Fülle Material lag 
ratung vor. ECenoſſe Ollenhauer ſpra< zunäHſt über den 
Stand der Bewegung. In der erſten Hälfte dieſes 
Jahres iſt die Mitgliederzahl auf 53 155 geſtiegen. Die Orts- 
gruppen ſind von 1415 auf 1504 angewachſen. Dieſe erfreu- 
lime Dorwärtsentwicklung hält weiter an. Sie hat beſonders 
dur< den Dortmunder Jugendtag einen ſtarken Antrieb be- 
kommen. Der Geiſt unter unſeren Jungen und MäddHen 
berechtigt zu den ſchönſten Hoffnungen für das äußere und 
innere Wac<hstum unſerer Bewegung. 
„Arbeiter-Jugend“ iſt von 45 000 am 1. Januar auf 47 000 
am 1]. September d. I. geſtiegen. „Der Führer“ hat eine Kuf- 
lage von 4100. Es muß von den Ortsgruppen no< mehr 
Wert auf die reſtloſe Dur<führung des Obligatoriums der 
„Arbeiter-Jugend“ gelegt werden. 
Die beiden größten Derhandsveranſtaltungen 
dieſes Ighres, der Dortmunder Jugendtag und das 
ihm zur Be- 
Die Auflage der. 
Reichszeltlager bei Quelle, haben die große Joſtigkeit unſeres 
Porbandes und. den Idealismus der Krbeiterbewegung auſs 
neue bewieſen. Beide Deranſtaltungen Haben na< außen hin 
den beſten Eindrut Hinterlaſſen. Dur das Seltlager und 
durd) den Beſ<luß der Leipziger Rei<hSkonferenz, die Rote- 
Falken-Gruppen der Kinderfreunde zu Überführen als Roteo- 
Falken-Gruppen der SAI., haben zu einer ſtarken Belebung 
der Jüngerenarbeit geführt. Das iſt begrüßenswert. Ie mehr 
es uns gelingt, eine jugend- und aud) zeitgemäße Arbeit zu 
leiſten, je mehr werden die Sdqulentlaſſenen ſim? in den 
Arbeiterjugendvereinen wohlfühlen. Ueber dig IJüngeren- 
arbeit darf aber die Bildungsarbeit in den KLoelterengruppen 
nicht vergeſſen werden, die das Ziel haben muß, die älteren 
Jugendgenoſſen in die aktive Partei- und 'Gewerkſ<aftsarboit 
einzureihen. 
Zu einer engerenZuſammenarbeit iſt es zwiſchen 
der SKAI,, der Gewerkſchaftsjugend und der Arbeiterſportlor- 
jugend, wenigſtens in den Sentralen, gekommen. Dieſe Zu- 
jammenarbeit für die große Aufgabe, die goſamte arbeitende 
Jugend zu organiſieren und zu ſ<ulen für den proletariſchen 
FreiheitSkampf, muß biS in die kleinſte OrtsSgruppe als eine 
Uotwendigkeit propagiert und angeſtrebt werden. Das ZuU- 
ſammenwirken der drei aroßen Jugendorganiſationen hat 
nict den Sinn einer Gegengründung gegen den üÜüberbün- 
diſmen Rei<Sausſquß der deutſ<en Jugendverbände. Die 
Mitarbeit der Arbeiterjugend im RddI. iſt nam? wie vor 
notwendig. 
In der Panzerkreuzerfrage waren von einigen 
Bezirksleitungen und Ortsegruppen dem Hauptvorſtand Reio- 
lutionen eingeſandt worden, die Schritte zur Revidierung 
dieſes Beſchluſſes beim Dorſtand der Sozialdemokratij<hen 
Partei verlangten. Der Hauptvorſtand war der Meinung, 
daß ſim die SozialiſtiſM Arbeiterjugend nicht in taktiſche 
Engelegenheiten der Dartei einzumiſHen habe; deShalb 
und weil er die Beſchlüſſe der Darteikörperſ<haften für aus- 
reichend hielt, Hat er von einer eigenen Stellungnahme 
in dieſer LUngelegenheit Abſtand genommen. Dieſe Hal- 
tung ſoll ni<t ſo gedeutet werden, als ob die Der- 
bandsleitung die Wlitgliedſ<aft von der TageSpolitik 
fernhalten wolle. Sie iſt im Gegenteil der Meinung, daß 
an Hand tägli<er politiſ<er Ereigniſſe der Jugend ein 
Anſ<auungsunterriht gegeben werden müſſe, der ſie ſpäterhin 
zur eigenen Meinungsbildung und zum ſelbſtändigen Zandeln 
befähigt. Dieſe Anſimt des Hauptvorſtandes fand die Zu- 
ſtimmung der übergroßen Mehrheit des Rei<HSausſ<uſſ2s, 
wie denn überhaupt die Ausſpra<e über den Stand der Be- 
wegung zuſtimmend war. 
Uober den herabſegenden Krtikel des Iugend- 
ſekretärs für den Bezirk Südweſtſachſen, des Genoſſen 
 
Herdſt im Tännich-Park,
	        
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