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Arbeiter-Jugend 7
anſtalteten Rußlanddelegationen mit der Mitgliedſ<aft beim
ſozialiſtiſchen Jugendverband unvereinbar iſt. Ein anderer
Beſchluß bereitet die Zuſammenfaſſung der ſozialiſtiſchen
Ulittelſ<üler in einer beſonderen Organiſation vor, da die
beſtehenden Derordnungen den direkten Anſchluß dieſer
Jugendlimden an den Iugendverband unmöglich machen. Als
Dertreter der SozialiſtiſmMen Iugend-Internationale und des
deutſQen Derbandes nahm der Genoſſe Ollenhauer an
: dem Derbandstag teil.
Kundgebung an den Reichstag.
Der Reihsausſ<uß der deutſ<en Jugendverbände ver-
anſtaltete am 24. Uovember eine Kundgebung im ReichSwirt-
ſ<aftSrat zu Berlin, die die Reihe der Deranſtaltungen der
Qusſtellung „Das junge Deutſchland“ abſhHloeß. Die Kund-
gebung, zu der die Dertrefer der Iugendverbände, der Wohl-
ſfahrtsorganiſationen, der öffentlichen Körperſchaften für
Jugendwohlfahrt, die Miniſterien des Reiches und der Länder
und die Fraktionen des Reichstages eingeladen waren, war
gedac<t als eine Kundg2bung an den Reihstag. Uadydem die
Ausſtellung die Uotwendigkeit einer ausreichenden Freizeit
für die erwerbstätige Jugend na<hgewieſen hatte, jollte nun
an die DolkSvertretung die Aufforderung zu einer geſeßlim<en
Regelung der Freizeitfrage gerichtet werden. Die Kundgebung
war außerordentlich ſtark beſucht, auh eine größere Zahl von
Reihstagsabgeordneten waren anweſend.
Das einleitende Referat hielt der preußiſme Uliniſter für
DolkSwohlfahrt, Dr. Hirtſiefer. ES wies an Hand des
TJlaterials der Ausſtellung und auf Grund der ſtatiſtiſchen
Erhebungen ſeines eigenen Uliniſteriums die Dringlichkeit
der vom ReihsauSſhuß der deutſ<en Jugendverbände er-
hobenen Forderungen na<. Zum Sd<luß gab er der Hoffnung
AuSdruk, daß der Einheitsfront der Iugend au<h eine Ein-
heitsfront der Parteien für die Freizeitforderung folgen möge.
Dem Dortrag des Uliniſters, der ſtarken Beijall ſand,
folaten dann kurze Erklärungen der Dertreter der einzelnen
Fraktionen. Als erſter ſproh unſer Genoſſe Sollmann,
der für die ſozialdemokratiſ<he Fraktion berichten konnte, daß
ſie ſhon biSher für die Forderungen der Jugend eingetreten
ſei und daß ſie es au in der Zukunft tun w»rde. Es ſpra<en
dann Dr. Mumm für die Deutſ<nationalen, Prälat Dr.
Schreiber für das Zentrum, Frau Dr. Ulnagß für die
Deutſche DolkSspartei und Lemmer für die Deutſc<e DemoI-
kRratiſche Partei. Während Cemmer die Zuſtimmung ſeiner
Fraktion zu den Forderungen mitieilte, gaben die
Dertreter der anderen Fraktionen zwar ihre arundſäzlice ZU-
ſtimmung zu erkennen, ließen aber die Frage einer be-
Ihleunigten geſeßlichen Regelung der Angelegenheit offen.
Ein erheblicher Teil der Derſammlung gab ſeinem Unmut
über dieſe unentſ<hiedene Haltung durd< zahlreiche Zwiſ<hen-
rufe AuSdruk. Die Deranſtaltung hat jedenfalls gezeigt, daß
- von dieſem Reihstag die Derwirklidung der Forderungen
wohl kaum zu erwarten iſt.
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Die A usſtellung „Das junge Deutſ<mland“ hat jezt ihre
Reiſe dur< Deutſchland angetreten.
Der erſte Träger der Wanderausſtellung iſt der TandeSauSs-
. ſ<uß Sad ſen der Jugendverbände e. D., der ſie mit Unter-
ſtüßung ſächſiſcher liniſterien und der Stadt Leipzig vom
7. Januar bis 5. Februar 1928 in Leipzig -- Ringmeßhaus --
zeigt. Au< hier wird eine „lebendige Ausſtellung“ der beſten
ſächſiſMen Spielſ<aren die tote Shau ergänzen, zumal an den
Sonntagen, an denen die Sonderzüge die Beſucher aus ganz
Mitteldeutſ<land heranführen werden. Die Kusſtellungs-
leitung iſt darüber hinaus beſtrebt geweſen, die ReichsuauS-
ſtellung überall dur< ſähſiſc<es Platerial zu vervollſtändigen
und zu erweitern.
Unter der Sti<marke „Austritte aus der 5207.“ ver-
öffentlichte kürzli< die Berliner „Rote Fahne“ eine Uleldung
aus Stettin, in der von „Differenzen“ in der ſtärkſten
Gruppe Stettins, Grünhof, die Rede war, die ſich desShalb
„beſonders heftig zugeſpitzt“ hätten, weil das Dorſtands-
mitglied Kurt Staege „die jreien Gewerkſchaften beſchimpfte
und jich jür tie Unterſtüßung des ſaſchiſtiſ<en Werkſports
einjegte“. Die Gruppe hatte mit Dreiviertelmehrheit den
Ausſmluß Staeges bejchlojjen, aber der Hauptvorſtand habe
die Beſtätigung dieſes Beſ<luſies abgelehnt. Daraufhin hätten
28 Mitglieder „ihre WMitgliedsSbücher auf den Tijm gelegt“.
Fünf davon Habe der BezirkSvorſtand „verſtanden“, in die
SDD. aufzunehmen, aber die übrigen würden den Weg zur
KT. bzw. Z&DD. finden“. Bierzu wird uns aus Stettin
geſ<rieben: Wir faſſen uns an den Kopf und fragen uns, wie
es möglid) iſt, daß die kommuniſtiſche Dreſſe dieſen Schwindel
von ider Unterſtüzung des Firmenſports dur< unſeren Haupt-
vorſtand verzapfen kann. Tatſächlich Handelt es ſi? um
folgendes: In einer unſerer Stettiner Gruppen waren
zwiſ<en einer Anzahl älterer Iugendgenoſſen und einem
Funktionär perſönlid e Differenzen ausgebro<en. ES
gelang leider nicht, eine Einigung herbeizuführen, Jo daß
die unſjerer Arbeit entwachſenen Tugendlichen ihr Mitglieds-
bu<ß der SEI. mit dem ider SPD. vertauſhten. Die be-
treffende Gruppe behielt dennoMg 35 Mitglieder und wurde
dur; die darauf unternommene Werbung neuer junger
Mitglieder lebensfähiger als vordem, Im Laufe der DiS-
kuſſion wurde nun u. a. dem betr. Funktionär der Dorwurf
gemacht, daß er an dem in ſeiner Arbeitsſtelle vorhandenen
Firmenport beteiliat ſei. Er ſtellte das entſ<ieden in Ab-
rode und forderte, daß ihm die Beteiligung am Firmenjport
in irgendeiner Weiſe nachgewieſen werden ſolle. Das
konnte nicht gej<ehen Die Jugendgenoſjen jtüßten
fic; nur darauf, daß ſie den betreffenden Junktionär
einmal bei einer Deranſtaltung der SAI. mit einer
Firmenſport-Badehoſe geſehen hätten. Was wird nun aus
dieſer Badehoſe gema<t? Ein Funktionär der SAI. hat diele
Badehoſe angehabt -- folali< unterſtüßt der Hauptvorjtand
den JFirmenſport! Was aber die „Vlaſſenaustritte aus der
SAI.“ anlangt, ſo haben ſämtli<e ausgeſ<hiedenen
Jugendgenoſſen eine Erklärung unterſchrieben, daß ſie nie-
mals zu den Kommuniſten zu gehen beabſichtigen. Sie haben
reſtlos dieſes Derſpre&en gehalten, find zum Teil zu uns
- zurückgekehrt und ſoweit ſie unſere Kltersarenze errei<t
haben, der SPD. beigetreten. -- In ſo aewiſſenloſer Weiſe
ſtellt die KRI. ihr „Beweismaterial“ zuſammen und j<Qimpſt
in ellenlangen Artikeln über die „faſ<iſtiſGMen SAI.-Hüupt-
linge“, wenn ſie es unternehmen, den Schwindel der kommu-
niſtiſGen Preſſe zu widerlegen.
„Unſere Partei ſtirbt langjam aus“.
Die Deutſ<nationalen hat ob der letzten Wahl-
niederlagen eine große Sorge erfaßt. Der deutſ<hnationale
Candtagsabgeordnete Koennege ſdHreibt:
„Don den vielen Fragen, die jeden Darteigenoſien be-
wegen oder doH bewegen ſollten, iſt die Frage der Jugend,
des la<hwudſes, eine der dringendſton. ... Die letten
Wahlen haben ein allzu ſi<tbares Menetekel an die Wand
gemalt. Das iſt kein zufälliger Rükgang mehr, der ji
viellei<Mt bei den übernächſten Wahlen wieder einholen läßt.
UnſereParteiſtirbtlangſam aus. Wo ſind die
Jungen, wo ſind die Altersklaſſen zwiſchen 20 und 35, ja
40 Jahren in den Mitaliederliſten, in den Derſammlungen
der Partei? Wo ſind ſie? In jeder Wahlperiode reißt der
Tod neue Lücken in unſere Reihen. Wo iſt der Uad-
wu Hs? Das kleine Häuflein unſerer Bismärcler iſt
tatſähli< das einzige, was wir an ſicherem NachwudHs
buchen können. ...“
Die gleiche Sorge haben die Kommuniſten In der
kommuniſiiſ<men Funktionärzeitſ<rift „Der Parteiarbeiter“
vom Vovember 1927 wird geklagt:
„Klagen über Vlangel an Parteiarbeitern kommen aus
allen Organiſationen. Die hohen Anforderungen, die an die
Arbeitskraft unſerer Genoſſen geſtellt werden, haben einen
Teil müde und paſſiv geſtimmt. Das Fehlen des
jungen, beweglichen Elementes in der Partei
madht ſi< immer mehr bemerkbar, vor allem auh in unſerer
BetriebSarbeit. ...“
In der Auguſtnummer des „Iungen Bolſ<ewiki“ wird
weiter feſtaoſtellt, daß die aroße Maſſe der Uitglieder der
kommuniſtiſchen Jugend nicht zur Partei geht, jondern in-
different wird und büragerli<en Einflüſſen erliegt. Aus dem
Ruhrgebiet wird berichtet:
„Uur 10 Prozent der Wiiglieder der Partei in diejem
Bezirk ſind im Klter zwiſ<en 18 und 25 Jahren.“