Full text: Arbeiter-Jugend - 21.1929 (21)

 
Die Sorgen um den Nachwuchs. 
Eine Million Fabrik- und Handwerkslehrlinge in Deutſchland. 
Swamp er Weltkrieg hat ungeheure Wienſchenopfer gekoſtet. 
28 Dreizehn Willionen Gefallene, zwanzig Millionen Der- 
"23" wundete, zehn Millionen Krüppel haben die an dem 
großen Dölkermorden beteiligten Länder dem Wolo<+ Krieg 
opfern müſſen. Quf deutſcher Seite forderte der Weltkrieg 
zwei Millionen Tote; daneben hat der Rrieg no< eine große 
Einzahl von Blinden, Irren, Lahmen, Derſtümmelten, Tuber- 
Rulöſen und ſonſt Gezeichneten hinterlaſſen. Troß jährlichen 
Abganges dur& Tod und Heilung betrug die Zahl der 
Kranken aus dem Krieg im Mai 1928. immer noh 761 294. 
Hinter all dieſen Sahlen verbirat ſich eine Fülle von Jammer 
und Uot, wie ſie ſelten eine Generation hat tragen müſſen. 
Troßdem: zehn Jahre erſt ſchweigen die Ranonen, ab2r das 
Geſchrei der Tlationaliſten naß neuem Krieg iſt wieder 92- 
ſfährlich laut. Erſticken wir 25 dur< geſteigertes Wirken für 
den Dölkerfrieden. Der 
Weltkrieg hat aber niht 
nur lebende Menſchen 
vernicmtet. Die KRriegs- 
jahre haben auch unge- 
borenes Menſchenleben 
zerſtört: ſie waren Jahrt 
des Geburtenrükganges. 
In den Schulen iſt dieſe 
indirekte Kriegsfolge 
ſHon ſeit Iahren ſpür- 
bar. Die Sdülerzahlen 
gingen ſtark zurü. Ulo- 
derne Shulverwaltungen 
haben diejen Rückgang 
zum Anlaß genommen, 
die dur) Uachkriegsnot 
verhinderte Herabſezung 
der Klaſſenfrequenzen 
dur<zuführen. Die vieler- 
orts allen pädagogiſchen 
Erkenntniſſen hohn- 
ſprehenden Ueberfüllun- 
gen der Klaſſen, die nicht 
nur die Unterrihtsziele 
ſtark beeinträchtigen, jon- 
dern auh die Geſundheit 
der Sdhüler gefährden, 
wurden auf ein erträg- 
lichesVlaß herabgedrükt. 
Hier war der Krieg ein 
Teil von jener Kraft, 
 
 
Wacht auf, Derdammte dieſer Erde... 
Der Maijugendtag der Berliner SAI, wird mit Fanfaren und Trommelwirbeln eröffnet. 
die das Böſe will und das Gute ſc<afft. Rückſtändige over 
in argen Geldnöten ſtekende Schulleitungen haben Lehrer, 
oder gar ganze Schulen abgebaut und die Ueberfüllung zum 
Sdchaden der Rinder belaſſen. 
Der verſte Kriegsjahrgang hat Oſtern 1929 die Schulen ver- 
laſſen und iſt ins Erwerbsleben eingetreten. Damit iſt die 
Dorknappung des Uachwudcjes aus dem Geburtenausfall der 
Kriegsjahre eine Frage des Uacchwucdſes für 
Induſtrie, Handel und Gewerbe geworden. In 
Kreiſen der Fabrikanten und Bandwerksmeiſter bat ein 
großes Gerede und Geſhreibe über die Folgen der Uo<hwus- 
verknappung eingeſezt. In der Tat werden die zur Schul- 
entlaſſung kommenden Burſchen und Mädchen ab Oſtern 1930 
ſtändig geringer werden, bis ab 1934 wieder eine Aufwärts- 
entwielung einſeßt. Die Zahlen dieſer Jahrgänge hat man 
ſehr genau, weil dieſe 
Iungen und Dlädchen ja 
ſhon alle leben. Zu Be- 
ginn des Jahres 1929 gab 
es 473 000 männliche und 
465 000 weibli<e Dier- 
zehnjährige, 1950 wird 
es 353 000 männliche und 
343 000 weibli<e, 1931 
317.000 männlic<e und 
308 000 weiblic<e, 1932 
329 060 männliche und 
320 000 weibliche und 
1933 486 000 männlidGe 
und 467000 weibli<e 
Dierzehnjährige geben. 
Der Cehrlingsbedarf wird 
geſ<äßt auf jährlie 
250 000 männliche und 
50 000 weibliche. 
Ua dieſer Auſſtellung 
ſind auc&? in den na<- 
wuchßsarmenJahren mehr 
IugendliHhe vorhanden, 
als Lehrlinge von der 
Dirtſ<aft gebrau<t wer- 
den. Da aber von dem 
Uachwuc<hs ein beträht- 
licher Teil im andere Be- 
rufe abfließt -- Land- 
wirtſ<aft, Angeſtellten- 
berufe --, oder über das 
S
	        
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