Internationale Kundgebung in der Plagdeburger Stadthalle.
plaß leuchtet das Blau, flammt das Rot. Die Iungmann-
ſ<aft ſtrömt zur Morgenfeier der Arbeiterjugend im Stadt-
theater. Uur einen Teil der jungen Menſ&en vermag das
Kuditorium zu faſſen. Der Reſt zieht weiter, den Stätten
anderer Deranſtaltungen zu. Au<h im Theater, im Parkett
und in den Rängen das farbenſrohe Bild.
Es wird ſtill, als hinter der Szene ein Ordeſter die
Vlarſeillaiſe ſpielt, das erhebende und befeuernde Lied der
Revolution. Dann ſteht der Ceipziger Iugendhor auf den
Brettern und ſingt unſre Lieder unter ſH<wungvoller und ſorg-
ſamer Führung. Sehr eindringliq erbrauſt die „Warſ<a-
wijanka“, rhythmiſch ſtraff „Der arme Konrad“. Zwiſchendurd
rezitiert Hans Kettler vom Stadttheater einen Dorſprud.
Dann ſingt der Thor den däniſchen Ingendmarſch und ſließ-
lim den „Weckruf“.
Der Bewegungsdor der SAI. Berlin führt ein Spiel vor:
„Genoſſen, zur Einigkeit“. Das b“kannte Bild der rimtungs-
loſen Vlaſſe, zu der ein Führer ſtößt, um ſi2 zu einigen. »
Padkend iſt der Spre<<or „Der Viorgen“ von Karl Bröger,
aufgeführt von der Magdeburger Sozialiſtiſcen Arbeiter-
jugend. Ein ergreifendes Bild auf der Bühne: das Blau der
Roten Falken, die hellen Ceiber der Arbeitsmänner, das Grau
der leidenden Frauen. Die lezten
Worte der Dichtung leiten über in
unſer Kampflied „Dem VUlorgenrot
entgegen“, das mit großer Begeiſte-
rung von allen Anweſenden geſung2n
wurde. Die Ulorgenfeier hinterließ
auf alls Teilnehmer einen tiefen Ein-
drug; ſie war der Gipfel des mittel-
deutſ<en Iugendtages. -- Am Sonn-
tag na<hmittag traten mit der Jugend
au<&ß die Alten auf den Plan mit
einem zehn Kilometer langen De- -
monſtrationszug. Die Soöozig-
liſten, jung und alt, ihre Kinder und
Frauen, zeigten ihre Ulacht und ihre
Geſchloſſenheit. Der Zug wurde zu
einem Triumphzug für den SozialisS-
mus. -- Packend wurde die Lebens-
kraft der Partei, ihre Wurzelfeſtig-
keit, ihre Erneuerung ſi<tbar. Genoſſe
Bock aus Gotha, der Senior, der über
a<t Jahrzehnte dieſe Welt geſehen
hat, fuhr im Wagen, hinter ihm die
Jüngſten. Der alte Kämpe und der
Arbeiterjunge. Jahrzehnte ſind wie
ein Tag, und eine Idee, die Erkennen, ii
Gefühl und Kameradſchaft iſt, um- XW
ſpannt Generationen. = Das Be-
kenntnis der Jungen zur
Arbeiter-Jugend
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8 Sozialdemo&ratiſhen Partei war die
AKbſ<lußkundgebung auf dem ſchönen
Ehrenhof der Magdeburger Stadthalle.
Eine halbe Stunde dauert der Ein-
marſ< der Iugend in den Ehrenhof,
dann folgt der unabſehbare Zug der
Elten. Immer neue Kapellen, neue
rote Fahnen. Ug faſt zwei Stunden
Hſt der Einzug beendet. Die Feier be-
ginnt mit den Rlängen des Sozig-
liſtenmarſc<es. Reimstagsabgeordneter
Genoſſe Ferl begrüßt im Uamen der
Magdeburger Partei und des Bezirks
die von außerhalb erſHienenen jungen
und alten Genoſſen. Sein Hoh auf
die internationale Sozialdemokratie
wird von den fünfzigtauſend Pxro-
letariern begeiſtert aufgenommen.
„Brüder, zur Sonne zur Freiheit“
erklingt es. Und ſofort naß dem
Ießten Takt ſegen in mädhtiger Eintra<t die Stimmen des
Magdeburger Spredi<ors ein: „Wir grüßen die Klten“,
„Webet feſt das rote Band!“
Dann hielten begeiſtert aufgenommene Knſpraden ReiMs-
kanzler Bermann WMülſer, der preußiſm2 Miniſterpräſident
Otto Braun, der Dorſigende des Arbeiter-Turn- und Sport-
bundes, Karl Gellert.
Die Eröffnung des Parteitags fand während
dieſer Maſſenkundgebung in vem überfüllten großen Saal der
Stadthalle ſtatt. Mit dex Ouvertüre zur Oper „Wilhelm Tell“,
geſpielt von dem Philharmoniſchen Ordteiter, wurde die Feier
eingeleitet. Der Parteivorſigende Otto Wels ſiellte in ſ2inexr
- Eröffnungsrode unter großem Beifall feſt, daß der Aufmarſch
zum mittoldeutſ<en Iugendiag bewieſen habe, daß die
Sozialdemokratie die Partei der Iugend iſt. Dom jüngſten
Falken bis zum graugewordenen Kämpfer ſrlingt ſich ein
einiges rotes Band. Das war das Ergebnis des mittel-
deutſ<en ſozialiſtiſQen Iugendtreffens: es bewies die Stärke
und innere Geſhloſſenheit der ſozialiſtiſGen Arbeiterjugend-
bewegung und ihre Derbundenheit mit der Sozialdemo-
kratiſ<en Partei. So wird es immer bleiben.
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Die Hannoveraner ſind auf einem Laſtwagen nach Magdeburg gekommen.