Full text: Arbeiter-Jugend - 21.1929 (21)

Arbeiter-3ugend 
Ur. 12 
 
Abeniſteuer im GIiSMEeer. 
 
Derkleinerie Probeilluſtration aus „Sbenteuxzor im Eismeer“. 
«€ ein Börſenkönig und kein Finanzminiſter hat jemals 
St eine Stange Geld riskiert, um eine Expedition Zu unter- 
Di Vſtüßen, die auszog, einen zweifelhaften geographiſchen 
Punkt näher zu beſtimmen. Die „Helden der Erktis“ ſind 
nichts weiter als die Quartiermac<her des Kapitaliſtijhen 
Drofithungers. Und die Seefahrer und Pelzjäger, die am un- 
wirtlichen Rande der Welt ein Blutbad unter den Tieren des 
Eismeeres anrichten, ſind keine romantiſchen HKbenteurzx, 
Jondern arme, geplagte Proletarier, entgleiſte Arbeitsſoldaten 
der großen kapitaliſtiſqen Armee, Ausgeſtoßene und Ent- 
gleiſte, Sklaven unter der Peitſche des Schiffers und eines 
Harten Geſeßes. 
Endlich iſt das Bu erſchienen, das uns dieſe Wahrheit er- 
Kennen läßt. Klbert Dikſten, ſelbſt ein EiSmeerfahrer, ein 
junger, ſ<hriftſtelleriſM begabter S<wede, hat es geſchrieben, 
Helen Wodißka hat es überſeßt, und die Büchergilde Guion- 
berg, Berlin, hat es unter dem Titel „Abenteuer im EiSmeer“ 
als Ueuerſ<einung in ihrer Drei-NMlark-Büderei, packend und 
eindrumsvoll von Friz Winkler illuſtriert, herausgebra<t. 
Neun Uovellen ſind es, die innerlieq zuſammengehören, und 
die an die Stelle romantiſcher Tragödien die noch größzere 
Tragödie der Wirklichkeit ſeßen. 
Zwei Pelzjäger hauſen ein grauenhaft einſames Jahr in 
ihrer Bütte in der einfamen Landſchaft des ewigen Eiſes. 
Der Sireit um die Beute legt ein jmMmarfes Meijer zwiſchen diL 
harten Pritſchen dieſer doH ganz aufeinander angewieſenen 
Menſc<en. Und da es zwiſ<en ſolchen, ſeibſt jon zu EiS- 
klumpen gefrorenen Männern keine Derjöhnung gibt, muß 
einer von ihnen auf dem Schlachtfeld des Drofiis bleiben... 
Der habgierige Sdciffer des „Seel6wen“, ein roher Patron, 
mißhHandelt die wirklich ſhon genug geplagte Uannſ<aſt. Es 
dauert lange, bis im EiSmcer die Ceidenſ<aften überkod<en, 
aber cines Tages wirft die Dergeltung den Schiffer zu Boden. 
Dod bereits am anderen Morgen tritt der von der Meuterei 
 
größerer AusSbeuter als der vorige... 
an die Spiße des Sciffes gehobene Kamerad die brutale 
DerrjmQaft des geſtürzten Tyrannen an und wird ein nod) 
Ein anderer Sqiffer 
jQi>t ſeine WManniGaft bei unmöglichem Wetter einiger 
raudiger Felle Halber in unerhörte Strapazen. Die LCeute 
arbeiten zuühneknirſgend und fluchend und geben die TebensS- 
kraft eines Jahres her, für nichts. Ein Gejegs, das die meiſten 
von ihnen nicht einmal dem Wortiaut na<G- kennen, zwingt 
ihre vor Enikräffiung und Wut zitternden Fäuſte in die 
Boſentaſhen . .. Der Rivale eines Glücklicheren verſetzt den 
LUebenbuhler im troftlofen Uebel. Die Einſamkeit der EiS- 
berge, der Hunger und das Fieber martern den Derſhollenen, 
vis er, raſend und doH ſ<lau wie eins hungrige Beſtie, eine 
Robbe fängt, ſich von der eintönigen Koſt ernährt und ſ<hließ- 
liq) von einem Kameraden gerettet wird. 
Solche und andere Geſchichten ſind das. Wale werden har- 
puniert und raſen mit dem angeſeilien Boot dem Treibeis 
entgegen, untreue Weiber Zerſtören jahrelange Kamerad- 
ſhaften, tros des Alkoholverbots wird ein zufälliges ZU- 
ſammentreffen zweier Schiffe mit „Arznei“ begoſſen, und im 
ungeheuren Eisbehälter des Rariſchen Üleeres taut im Sep- 
temberfrühling das fräge Blut der Walroſſe auf, und das 
tragiſche Liebesſpiel der Tiere und das Gemezel der Jäger 
beginnt. 
Dikſten weiß das alles ſ9 zu erzählen, daß hinter den Ge- 
ſaehniſſen ſtets die Landſc<aft ſictbar wird: eine grandioje, 
ſhreklich-ihöne CandſGaft mit Eis und Uebel, toten Ge- 
birgen und der geheimnisvollen Mitternachtsſonne. Es find 
unvergeßli&e Erlebniſſe, die er vermittelt, und ſein Buch 
wird den ſtärkſten Tindruck binterlaſſen. 
 
Derizleinerte Probeilluſfiration aus „Abentenzer im EiSRiver*.
	        
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