22. JAHRG.
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So war der Krieg!
Tagebuchblätter von der Heimatfront
August 1914: Wir haben bald Jeden Tag Schulfrei
wegen Siegesſfeiern. Unsere tapferen Iruppen dringen
immer weiter vor in Feindesland. Unsere unwiderstehlichen
42-Zentimeter-GeSchütze, genannt „Dicke Berta , zerSchießen
alle belgiSsSchen und französischen Festungswerke. In einem
langen Brief Schilderte mir mein Onkel die Einnahme von
Lüttich. Das muß ein fröhliches Jagen gewesen Sein. Die
Belgier Sind doch lauter SchlappSschwänze. Schade, daß wir
noch die Schulbank drücken müssen. So ein Krieg ist doch
eine große Sache. Wir Deutschen werden Siegen.
Heute kamen mir einige Zweifel, ob der Krieg wirklich
etwas Großes Sei. Ich trug Mittagbrot zu meinem Vater in
die Bahnwärterbude. Da kam gerade ein riesig langer Zug
mit rusSiSchen Gefangenen vorbei. Sie wurden in Viehwagen
transportiert. In der geöffneten Schiebetür Saß ein deutscher
Landsturmmann, Sein Gewehr mit aufgepflanztem Bajonett
zwiSchen den Knien bhaitend. Die Russen drückten ihre
gelblichen, müden Gesichter durch die Luftklappen. Sie
SINnd zwar unsere Feinde,
aber in Viehwagen
braucht man Sie doch
nicht zu Stecken; noch
dazu bei dieser Hitze.
Sie Sind doch auch
Mensgchen.
Septomber 1914
FranzöSiSche Spione
Sollen Sich in unsSerer
Gegend umhertreiben.
Unser Lehrer erzählte
uns, daß Sie Cholera-
bazillen bei Sich hätten,
mit denen Sie die
Brunnen vergiften. br
warnt uns auch davor.
Obst zu osSen, das in
den Chausseegräben
liegt, es Könnte mit
diesen Pestbazillen ge-
impft Sein. Lange haben
wir diese Mahnung nicnat
befolgt. Die Schönen
Falläpfel lachten uns
zu verführerisgcn an.
Es braucht ja auch
nicht Jeder vergiitet zu
Sein. -- Zur Bekämp-
fung der Spione wer-
den auf allen Chausseen
Wachtposten aus2e-
Stellt. Alte Männer Sind
es meistens, ausge“
rüStet mit den Flinten
des Landwehrvereins.
An den Dorfeingängen
Stehen Ackerwagen
quer über den Fahr-
2. BEILAGE DER ARB
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Der Krieg der Zukunft
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wegen. Jedes Auto wird angehalten. Wer Sich nicht ge-
nügend ausweisen kann oder verdächtig Scheint, wird iest-
genommen und dem Amtsvorsteher vorgeführt. Tag und
Nacht haben die Alten ihren Dienst versehen. In unserem
Dorf wurden aber Keine Spione gefaßt. Die anderen haben
Sicher besser aufgepaßt. |
Februar 1916. Mein Vater hat aus einer iliustrierten
Zeitung ein Preisrätsel geschnitten und er und ich be-
mühen uns, es zu lösen. In den Streit über die Möglica-
keiten der AuflöSung platzt aufgeregt und mit rotgeweinten
Augen meine Großmutter. Unter heftigem Schluchzen pringt
Sie uns Schließlich bei, das mein Onkel nach einer Alit-
teilung Seines Kompagniefeldwebels bei Minierarbeiten
Schwer verwundet worden ist. Mit einem Kopfschus liegt er
im Feldlazarett und wird nach Besserung in die Heimat
befördert werden. -- Eine aite Mutter um ihr erwachSsene
Kind weinen zu hören, ist unerträglich. Ganz verbiester
Stehle ich mich heimlich auf die verschneite Straße. Gespiel
habe ich heute nicht.
nicht mal bei einer
Schneepallschlacht hab»
ich mitgemacht. Avuca
das Preisrätzel
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Pilaumenkerne, Konser-
venbüchsen, verbeutte,
löchnige Zinngeräte,
Papier, Lumpen, alte
Stiefel, Knochen. PFla-
Schen. Das macht uns
immer Spaß. In meinem
ezirk wohnen einige
große Bauern. Da Kiet-
tern wir vom Keller bis
unters Dach und räu-
men älle Winkel aus. An
Solchen Tagen gleicht
unger Schulhot einer
. Lumpensammelzentrale.
Oft haben wir einige?
Ackerwagen voller Ab-
fälle zuSammengeholt.
Zeichnung von Karl Meffert Manche Anerkennung