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ARBEITER-JUGEND NR.3 E
bund, der über 1,2 Millionen Mitglieder umfaßt, immerhin
Sehr bedenklich ist.
Im Hauptausschuß und auch hier ist über den Urantrag
des Abgeordneten Dr. von Winterfeld (Deutschnational), in
dem es heißt, daß die Vergünstigungen aus den Jugend»
pflegemitteln allen Verbänden zuteil werden Sollen, und
über den Antrag des Abgeordneten Schwenk (Kommunist),
der fordert, daß auch die kommunistische Jugend an diesen
Unterstützungen beteiligt werden Solle, geSprochen worden.
Dazu haben wir zu Sagen, daß die Jugendpflege eine Sache
iSt, die nur von Organisationen betrieben werden Kann, die
Sich auch wirklich ihrer Aufgabe bewußt Sind. Wir Stehen
absolut auf dem Standpunkt, daß es nicht angeht, Sich als
Jugendpflege treibender Verein zu bezeichnen, wehn man
Schreibt, wie das z. B. die „Junge Garde“ in ihrer Nummer
vom 26. Januar tut: “
Durdibredhit das Demonstrationsverbot und arbeitet weiter an der Vor-
bereitung des bewaffneten Aufstandes. Jawohl, die Jungkommunisten
Sind der Ansicht, daß nur durdi den bewaſfneten Avfstand, durdh den
gewaltsamen Sturz der kapitalistishen Gesellshiaft - das andere Kennen
wir ja -- der Staat zu bekämpfen ist. (Sehr richig! bei den Komm.)
Wenn Sie „Sehr richtig“ rufen, dann möchte ich Ihnen
nur Sagen: wenn Sie diesen Staat SO verurteilen und wenn
Sie die in der kommunistischen Jugend organiSierten Ju“
gendlichen zu diesen Dingen mißbrauchen wollen, dann
brauchen Sie Sich nicht zu wundern, wenn die Regierung
nicht daran denkt, Sie in irgendeiner Weise zu unterstützen.
Von den Kommunisten wird immer daraut hingewiesen,
daß wir Sozialdemokraten mit unserer Arbeiterjugend vor
dem Kriege ungefähr dieselbe Stellung eingenommen hätten.
Ich habe hier einen Auszug aus den Grundsätzen und Leit»
Sätzen unSserer Jugendbewegung vor dem Kriege, in denen
es heißt:
Die Bildungsarbeit der Arbeiterjugend hat den Zwed. die jugend-
lichen Arbeiter uad Arbeiterinnen zum Verständnis und zur tätigen ADn-
teilnahme an dem praktischen und geistigen Leben der Arbeiicerklasse zu
befähigen.
Das war unser erster Grundsatz. Wenn aber heute Ju-
gendorganisationen Kommen, deren Führer glauben, das
Richtige in der Jugenderziehung darin zu Sehen, daß Sie
Sich gegenseitig herunterreißen, Sich verprügeln oder auch
totschlagen, dann können wir das nicht als Jugendpflege
ansehen, und der Staat, der Solche Jugendorganisationen
unterstützt, würde Sich Selbst aufgeben.
Deshalb haben wir die AuffassSung, daß es an der Zeit
ist, daß das Wohlfahrtsministerium einen Erlaß herausbringt,
in dem klar umSschrieben ist, welche Jugendpflege treibenden
Vereine überhaupt den Jugendausschüssen, mögen Sie ört“
lich oder bezirklich Sein, angehören dürfen, damit es nicht,
wie es jetzt der Fall ist, den einzelnen Polizeibehörden ob-
liegt, darüber die Entscheidung zu treffen. Mag diese Ent-
Scheidung nun der RegierungspräSident oder auch die
Polizeibehörde treffen, Sie fällt ja doch So aus, wie die
Herren gewöhnlich eingestellt Sind, d. h. in vielen Fällen
noch So, daß man die Arbeiterjugend und auch die Gewerk“
Schaftsfugend nicht aufgenommen hat, weil man immer noch
nach den alten Vorkriegsgrundsätzen verfährt, nach denen
früher nur Sogenannte nationalgesinnte Verbände aufge
nommen werden durften. Wir haben also die dringende
Bitte an den Minister für Volkswohlfahrt, daß er endlich
einmal eine klare Linie Schaffen möge.
Wann ist der nächste internationale Jugendtag?
Tagung der Sozialistischen Jugendinternationale
Am 9. Februar trat in Warschau das Büro der So-
zialistisSchen Jugendinternationale zusammen. Zu der 1a»
gung waren alle Mitglieder des Büros erschienen. Der
Sekretär der Internationale, Genosse Ollenhauer, erstattete
den Bericht über die Tätigkeit der Internationale im Jahre
1929. Im Mittelpunkt der Arbeit Stand das große Inter
nationale Jugendtreffen in Wien, das der internationalen
SOZlalistiSchen Jugendbewegung einen großen Erfolg brachte.
Nach den vorliegenden Berichten der angeschlosSenen Ver»
bände befindet Sich die SozialiStische Jugendbewegung in
fast allen Ländern im Aufstieg. Im Laufe des Jahres 1929
wurden die Jugendgruppen der Sozialdemokratischen Partei
Ungarns und die SozialisStiSche Jugendorganisation
Argentiniens neu in die Jugendinternationale auf*
genommen. Mit einer Reihe anderer Länder werden Ver
handlungen über den AnsSchluß an die Jugendinternationale
geführt, So vor allem mit den Jugendgruppen der englischen
Labour Party, die auf ihrer letzten Reichskonferenz
an das Exekutivkomitee der Partei den Antrag auf Beitritt
zur SozialistiSchen Jugendinternationale gerichtet haben.
In der Aussprache wurde die Tätigkeit des Sekretariats ge-
billigt und der Kasgenbericht für das Jahr 1929 und der
Voranschlag für das Jahr 1930 genehmigt. 3.
Der Sekretär- des Internationalen Jugenhdtreffens, Genosse
Kanitz, Wien, gab einen abschließenden Bericht über das
Internationale Jugendtrefien. Die von ihm vorgelegten Be
richte und Abrechnungen bestätigten erneut den großen
Erfolg dieser Tagung. Das Büro beschloß einstimmig, der
öSterreichiSchen Jugend und der öSterreichischen Partei
Sowie der Stadtverwaltung Wien den Dank der Internatio»
nale für die bei der Durchführung des Jugendtreffens ge
währte großzügige Hilfe und Gastfreundschaft auszusprechen.
Das Büro beschäftigte Sich dann mit der Lage der
SOZzialistiSchen Jugendverbände in Oester»
reich und Polen und mit einigen aktuellen politischen
Fragen. Einstimmig wurde folgende ResSolution angenommen:
„Das Büro der Sozialisishen Jugend-Internatioaale stellt mit großer
Befriedigung fest, daß es dem internationalen Proletariat mit seiner
Jugend in der letzten Zeit gelungen ist, dem Vormarsdh des Fasdchis-
mus, der eine ungeheure Gefahr für den Weltfrieden darsteilt, Kinhalt
zu gebieten. In mehreren Fällen konnten dem internationalen Vaschis-
mus Sdiwere Niederlagen zugefügt werden, von denen er Sich kaum
jemals mehr gänzlich erholen dürfie. -
So hat die öSterreceichische Sozialdemokratie durch ihren
tapferen Abwehrkampf im Herbst des vergangenen Jahres die Blüten-
iräume des österreichishen und damit audi des internationalen Fasdhiis-
mus zerstört. Unter womöglich nodi sdhwierigeren Verhältnissen hai
die polnische Sozialdemokratie einen heidenmütigen und erfolg-
reihen Kampf gegen die Diktaturgelüste Pilsudskis geführt. Aber
ebenso wie in Oesterreih ist audi in Polen der Kampf mit dew
Fasdqhismus keineswegs endgültig siegreich beendet. Die Sympathien
der internationalen Jugend sStehen restlos auf Seiten des kämpfenden
polnishen Proletariats. In Spanien isi es gelungen, Primo de
Rivera zum Rücktriit zu zwingen und dadurd:; der Wiederherstellnung
der spanisShen Demokratie die Wege zu ebnen. . Der Sspanischen
- gozialistisShen Jugend. die in Gemeinsdhaft mit dem spanischen Prole-
tariat an diesem lrſolg einen keineswegs geringen Anteil besitzt, fälli
damit eine besondere Aufgabe im Kampf gegen den internationaler
FasSchismus zu.“
„Die Wirksamkeit der englishen Arbeiterregierung hat unzweifcIhafi
viel zu dem Erfolgs des internationalen Proletariats im Kampf gegen
den Fasdqhigmus und die Kriegsgefahr beigetragen. Audh das Wirken
der unter der Führung der deutshen und dänisdien Sozialdemokratie
Stehenden Regierungen hat einen großen Einfluß auf den erfreulichen
Forigang des internationalen Kampfes gegen die fasdhiistisehe Reaktion
ausgeübt.. Das- Büro fordert die Sozialistiehen Jugendverbände auf,
den Abwehrkampf des internationalen Proletariats durd: Vermehrung
ihrer Aufklärungsarbeit unter der Jugend aller Länder über die Ge-
fahren des Fasdqdiigmus nod: Stärker als bisher zu unterstützen.“
Zur Beratung Standen dann eine Reihe von organisato“
risSchen Fragen. Die Sitzung billigte die Vorschläge des
Sekretariats, die vor allem -Maßnahmen für die weitere Aus-
dehnung des Einflußgebietes der .SozialistisSchen Jugend-
internationale enthalten. BeschlosSen wurde auch eine
Stärkere Förderung der Internationalen SozialiStiSchen
Studentenföderation.
Eine längere Aussprache entwickelte Sich über die Frage
der ZuSammenarbeit mit der SozialistisSchen Er-
ziehungsinternationale und der Sozialistischen Arbeiter“
Sportinternationale. Das Büro beschloß grundsätzlich die
Herstellung engerer Verbindungen mit diesen beiden inter-
nationalen Organisationen,
Die diesjährige Sitzung des ExekutivKomitees