Full text: Arbeiter-Jugend - 22.1930 (22)

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ARBEITER-SUGEND NR. 3 BEINENNNELEENIHIEEN 
Einem alten Freund der jungen Generation 
Am 28. März vollendet unser Genosse Carl Korn Sein - 
Es wird Sehr viele unter unSeren LeSern. 
65. Lepensjfahr. 
geben, die ihn nur noch kennen als den Verfasser der Ge“ 
Schichte unserer Bewegung. Dieses Werk ist zweiſellos die 
hedeutsgamste Leistung Seiner zwanzigjährigen Tätigkeit als 
Redakteur unSerer „Arbeiter-Jugend“, denn er hat darin in 
glänzender Weise die Entwicklung unserer Bewegung im 
Rahmen des Sozialen, politischen und kulturellen Ringens 
der modernen Sozialistischen Arbeiterbewegung dargestellt. 
Wer aber glaubt, daß die Tätigkeit unseres Genossen Cari 
Korn mit Seinem Rücktritt vom Amt des leitenden Redak“ 
teurs unserer Zeitschrift erschöpft war, befindet Sich in 
einem großen Irrtum. Wir Sehen Carl Korn noch immer 
als einen unSerer engsten Mitarbeiter in unserer Mitte, und 
immer wieder erleben wir Seine unverminderte Anteilnahn:e 
an der Gestaltung unserer Zeitschrift und am Leben und 
Wirken der GeSsamtbewegung. In der Bildungsarbeit, Seinem 
Spezialgebiet, dient er uns nach wie vor mit Seinem großen 
Wissen und Seiner reichen Erfahrung, und alle, die ihn 
kennen, Schätzen und lieben ihn als den Freund der Jugend, 
der Sein Leben der Arbeit an der Jugend und für die 
Jugend widmete. Wir vor allem, die wir ihn in der Zentrale 
als unseren engeren Arbeitskollegen betrachten dürften, 
möchten Seinen Rat und Seine Kameradschalt nie vermisSen. 
Weil so Carl Korn noch immer im engsten Sinne des 
Wortes einer der Unsrigen ist, deShalb übermitteln wir im 
an dieser Stelle die herzlichsten Glückwünsche, und wir 
Sprechen Sicher im Namen der GeSamtbewegung, Wenn wir 
gleichzeitig dem Wunsche Ausdruck geben, daß es ihm 
vergönnt Sein möge, noch viele Jahre an der Erlüllung der 
großen Aufgaben SozialistisScher Jugenderziehung MUItZu“ 
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Reichskonferenz der ZdA.-Jugend 
Am 9. Februar waren in Berlin 130 Jugenddelegierte zur 
4. Reichsjugendkonferenz des Zentralverbandes der An“ 
gestellten versammelt. Aus dem von unserem GenosSen 
Ludwig Diederich gegebenen Geschäftsbericht war zu ent» 
nehmen, daß die Werbearbeit unter der Kkaufmännischen 
Angestelltenjugend von Erfolg war. In den letzten zwei 
Jahren ist die Zahl der vierzehn» bis achtzehnjährigen Ver“ 
bandsmitglieder von 19 211 auf 26 561 gestiegen, Sie beträgt 
heute 13,68 v. H. der Gesamtmitgliedschaltt. 
Die besondere Jugendarbeit des Verbandes besteht darin, 
die jugendlichen Verbandsmitglieder in besonderen Grup“ 
pen zusammenzufassen; bisher konnten etwa 90 Proz. der 
Jugend erfaßt werden. Die Jugendgruppen haben vor allem 
die Aufgabe, das berufliche Wissen der Jugendlichen zu 
vervollständigen und Sie zu tüchtigen Mitstreitern der freien 
GewerkschaftSbewegung zu Schulen. Zu diesem Zweck 
fanden zum Beispiel im Jahre 1929 in 198 Jugendgruppen 
2052 Vortrags- und Ausspracheabende mit 56619 Teil- 
nehmern und 554 Kurse mit 70 131 Teilnehmern statt. Die 
Gestaltung der Freizeit und die Pflege des Gemeinschatts- 
lebens gehören ferner zu den Aufgaben der ZdA.-Jugend- 
arbeit. 
Der ZdA. bemüht Sich auch, mit den Jugendgruppen der 
internationalen Angestelltenverbände zuSammenzuarbeiten. 
Erfreuliche Anfänge Sind hier durch die Zusammenarbeit 
mit dem holländischen Verband vorhanden. Der nächste 
Reichsjugendtag findet am 9. und 10. August 1930 in Lübeck 
Statt. : 
Den Abschluß der Konferenz bildete ein interesSanter 
Lichtbildervortrag des Genossen Dr. Otto Suhr über „Die 
Angestelltenjugend in der Wirtschaft“. - 
Neben einer Reihe Anträge organisatorischer Art fanden 
zwei Anträge einstimmige Annahme, die die nächsten Auf* 
gaben des Verbandes aufzeigen: Ausdehnung der Werbung 
auch auf die Lehrlinge und jugendlichen Angestellten in den 
Berufs“ und Handelsschulen und noch stärkere Propagierung 
des Gedankens der Jugendarbeit in allen Ortsgruppen des 
Verbandes. | 
Nicht nur allein für die freie Angesgtelltenjugend, Sondern 
auch für die gesamte SozialistiSche Jugenderziehungsarbeit 
wollen wir diese Konferenz als einen vollen Eriolg angehen. 
Käte Fröhbrodt. 
Der Anteil der Jugend an der Arbeitsiosigkeit 
Nach Ermittlungen der ReichSsanstalt für Arbeitsvermäatt- 
lung und ArbeitsloSsenverSicherung waren am 15. Oktober 
1929 unter den damals vorhandenen 783 559 Unterstützungs* 
empfängern 22 481 unter 18 Jahre alt und 102 456 im Alter 
von 18 bis 21 Jahren. Die letzte Gruppe machte 13,1 Pro 
zent der Gesgamtzahl aus. Jeder der in dieser Gruppe ent» 
haltenen drei Jahrgänge stellte 4,37 Prozent der GeSamtzahl 
der ErwerbsloSgen, während die AltersklasSen von 21 pis 
45 Jahren 2,56 Prozent pro Jahrgang Stellten. Man Sieht 
daran, daß die jüngeren Arbeiter in erster Linie zur Ent» 
lasSung kommen, wenn BetriebseinSschränkungen vorgenom 
men werden, Auch die im März vorigen Jahres von der 
Reichganstalt vorgenommene Erhebung brachte hieriür 
wertvolle Aufschlüsse. Sie ergab, daß in den Gewerben der 
Sogenannten Saisongruppe (zum Beispiel Bauberufe) 9,7 Pro“ 
zent der Arbeitslosen unter 20 Jahre alt waren, während in 
den anderen Gewerbezweigen dieser Prozentsatz 14,2 betrug. 
Auch hieraus geht hervor, daß bei Betriebseinschränkungen 
die Jüngeren bevorzugt entlasszen werden, während bei 
völliger Schließung der Betriebe, wie es in den Saison“ 
gewerben vornehmlich geschieht, die verschiedenen Alters- 
klassen gleichmäßiger betroffen werden. Die jetzige KieSen- 
arbeitslosigkeit wird den prozentualen Anteil der Jugend- 
lichen am ErwerbsloSenheer eher noch verstärkt als ge- 
Schwächt haben. 
JUGENDSCHUTZ UND JÜGENDRECHT 
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jugendschutz im Bergbau 
Der Bergbauindustriearbeiterverband hat zum Entwuri 
eines BergarbeitsschutzgeSetzes, das eine 
notwendige Ergänzung zu dem allgemeinen Arbeitsschutz 
geSetz darstellt, und auch eine Neuregelung des berg 
männischen Jugendschutzes für die unterirdisch de 
Schäftigten Jugendlichen vorsieht, Seine Forderungen an- 
gemeldet, die darin gipfeln, daß eine unterirdiSche Be- 
Schäſtigung Jugendlicher unter 16 Jahren ohne Ausnahme 
zu verbieten ist. Die Gründe, die den Verband zu dieser 
Forderung veranlasSen, Sind zu Suchen in den gerade auf 
junge Menschen besonders Schädlichen Wirkungen der 
Untertagearbeit. Als Beweis wird folgendes Beispiel an» 
gegeben: . 
Im Jahre 1928 wurden im Mansfelder Bergbau 
140 Jugendliche unter 16 Jahren beschäftigt. Auf diese 
140 Jugendlichen entfielen im Selben Jahre 246 Krankheits- 
fälle mit 3257 Krankheitstagen. Auf jeden Jugendlichen 
kommen demnach nahezu zwei Krankheitsfälle, von denen 
feder Fall 14,1 Feiertage umfaßte. Durchschnittlich mußte 
Somit jeder Jugendliche einen ganzen Monat im Jahre 
krankfeiern. Das Schlimmste dabei ist aber, daß von den 
246 Erkrankungen 38,6 Proz. auf Betriebsunfälle zurückzu- 
führen Sind. Bei den übrigen Untertagearbeitern beträgt 
der Prozentsatz der Erkrankungen, die durch Unfälle ver 
urgacht wurden, 22,3. Es ist also ganz oflensichtlich, daß 
mit der Jugendkraft im Bergbau ein unverantwortlicher 
Raubbau getrieben wird. 
Dieses Beispiel zeigt wohl eindringlich genug, wie ver- 
hneerend die unterirdische Beschäftigung Jugendlicher unter 
15 Jahren auf Leben und GeSundheit des Bergmanns- 
nachwuchses iSt. Wir wollen mit dem Verband der Berg- 
bauindustriearbeiter hoffen, daß diese eine Tatsache ge- 
nügen wird, ein besonders auch die jungen Arbeiter 
Schützendes BergarbeitsSchutzgeSsetz im Reichstag zu be- 
Schließen. | 
Merkwürdiger Jugendschutz 
Das internationale Weinamt, dem auch die 
deutsche Regierung angehört, hat auf Antrag Spaniens be- 
Schlossen, an die Schulen Broschüren, Flugblätter und Bilder 
zu verteilen, worin die Sozialen Gründe für eine Steigerung 
des Weinverbrauches dargestellt werden. -- Wenn der 
Profit in Gefahr ist, pfeiſt man auf Jugend- und Volkswohl! 
 
 
 
 
7% Suu 
    
SSEN SEEN EN SENI Lax
	        
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