Full text: Arbeiter-Jugend - 24.1932 (24)

gleitung ihres Lehrers gesSehen, die auf 
den Kaiser und auf Hindenburg ein Hoch 
ausgebracht habe. Ferner weiß er, daß 
an deutschen Schulen vor jeder Pause 
ein Abschnitt aus einem patriotischen 
Buch vorgelesen würde. Er wart dann 
den französiSchen Lehrern vor, daß Sie 
die Jugend nicht zu guten Patrioten er- 
ziehen. 
Eine zweite öffentliche Kundgebung 
wurde von der „Action Frangaise“ (fran 
zöSiSche Nazis) veranstaltet. In großen 
Plakaten erklärten sie, daß Krieg drohe. 
Beweis: dieHitler-Flutsteige! Die 
Redner erzählten dort weniger Konkretes, 
SO daß ich hier nur eine Frucht dieser 
Hetze wiedergeben möchte: Als Briand 
Starb, gab es auch in dieser ruhigen 
Stadt einige Aufregung. Einer der Hetzer 
Schimpfte auf Briand. Als eine Frau ihn 
iragte, was er denn gegen Briand habe, 
gab er die klassiSche Antwort: Er habe 
die Jüren zu weit aufgemacht, So daß 
die Diebe (!) zu zahlreich hineinkönnten. 
Was tat dieser Mensch, als wir (zwei 
Deutsche) ihn zur Rede Stellten? Er bat 
um Verzeihung. (Man beachte die inter- 
nationalen Kampfmittel des Nationalis- 
mus.) 
Neben den Versammlungen legt man 
beSonderen Wert auf Plakate. Auch 
davon einige Proben. Ein Plakat, auf 
dem Sich eine Landkarte und Soldaten 
befinden, mahnt; „Frankreich hat in 
100 Jahren vier teindliche Einfälle ge- 
kannt. Es hat desShalb ein Recht auf 
Sicherheit, ehe es abrüsten kann.“ Ein 
anderes Plakat trägt in großen Lettern 
die Ueberschrift: „Tragischer Irrtum der 
Sozialisten.“ Es folgt dann eine Rede 
eines französSiSchen GenosSsen vor dem 
Kriege in der Kammer, die darin gipfelte, 
daß das deutsche Proletariat gegen jeden 
Krieg sei. Man hält den Sozialisten vor, 
daB Sie nichts gelernt hätten. Ein wei- 
teres zeigt einen englischen Arbeiter, der 
eine rote Fahne zerreißt. Der Begleittext 
gibt die Zahlen der SozialiStiechen Ab- 
geordneten in England 1929 und 1931 
an. Der englische Arbeiter habe erfah- 
ren, daß Sozialigsmus Hunger, Arbeits- 
loSigkeit und Elend für ihn heißt. (Auch 
hier ist die Verwandtschaft zur Nazi- 
propaganda in Deutschland verblüffend.) 
LA AEIG 
„Schweigt Kanonen!“ Ein Wahlplakat der 
französischen Sozialisten 
Genosse Faure eröffnete die Wahl- 
kampagne der Sozialisten mit 
einer Versammlung, in der er die Stel- 
lung der Sozialisten zur YVölkerverständi- 
gung darlegte. Er zeigte ganz ofien 
Seine Sympathie für das deutsche Prole- 
tariat. Er Sprach dann von der Inter- 
nationale des Kapitalismus: 
Noch vor der Wahl -werde er Bilder 
veröffentlichen, auf denen wir „unsernn 
Kaiser in holder Gemeinschaft mit dem 
franzöSiSchen Krupp Sehen. Neben der 
Partei Sind es die GewerkSschaften und 
die „Liga für Menschenrechte , die eine 
aktive Friedenspolitik fordern. Sie hatten 
zu einer Kundgebung aufgerufen. In 
dem Plakat Sprachen Sie von der For- 
derung der arbeitenden Klasse: Abrü- 
Stung! Einige lage Später klebte ein 
Blakat, das zu einer Obstmesse einlud, 
darüber. Die Sozialieten ließen ein 
Plakat „Die Abrüstung oder der Tod“ 
anschlagen. Einige lage Später Klebte 
ein anderes der Regierung, das das mili- 
tärische Dienstjahr betraf, daneben. An- 
 
137' 

	        
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