Full text: Arbeiter-Jugend - 24.1932 (24)

Mexiko Kommt Zu uns 
Das Wappen Mexikos zeigt einen 
Adler, der eine Schlange mit den Krallen 
packt. Wie die meisten Symbole, gibt 
auch dies zu mancherlei Auslegung An 
laß. Die Schlange ist das Sinnbild des 
Erdgebundenen, all der Wesen, die Sich 
mühsam auf der Erde fortbewegen, und 
all der Kräfte, die Sich nicht von der 
Erde und ihren Gesetzen erheben Kkön- 
nen. Der Adler dagegen ist der Beherr- 
Scher der unendlichen Räume, das Sym- 
bol hochfliegender Ideen. Fast immer 
Sind Wirklichkeit und Idee einander 
feind, der Adler haßt die Schlange, und 
nicht Selten geschieht es, daß er zur 
Erde niederstößt und die Schlange auf- 
hebt und in die hohen Bezirke der Wol- 
ken trägt. Aber dieser etwas allgemein» 
gültigen Auslegung des Sinnbildes hat 
die neuere Geschichte Mexikos eine an“ 
dere Deutung entgegengestellt: der Vogel 
der Freiheit triumphiert über die Krie“ 
chende und giftige Schlange, das mexi- 
kanische Volk ist Herr geworden über 
die Natter, die vier Jahrhunderte lang 
Topfmacher in Mexiko 
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mit ihrer Tücke und Mordlust das Para- 
dies zur Hölle machte. Siegreiche Revo 
lutionen haben mit den fremden Ein» 
dringlingen aufgeräumt. Der eingeborene 
Indio erobert Sich das Land Seiner Väter 
zurück. 
- Das um Seine Freiheit Kämpfende 
Mexiko hat in dem Schriftsteller B. Tr a- 
ven einen Anwalt gefunden, der Sich 
mit Seiner ganzen Schaffenskraft für das 
Volk, dem Seine freundschaftliche Zu- 
neigung gehört, einSetzt. Bisher Sind 
neun Bücher von Traven erSchienen, 
Sämtlich bei der Büchergilde Gutenberg, 
Berlin, und acht von diesen Büchern er- 
zählen von Mexiko und Seinen Menschen. 
Eines, ein ReiSsebuch, trägt den Titel 
„-vand des Frühlings, und dieser 
Titel enthält die Grundmelodie, auf die 
alle ILraven-Bücher abgestimmt Sind: 
Mexiko ist ein Land des Frühlings, ein 
Land der Blüte und des Werdens, und 
wir können noch viel von dort. erwarten. 
Als das erste Traven-Buch erschien -- 
es kam zuerst in deuischer Sprache her- 
aus und iSt erst Später, wie die anderen 
Traven-Bücher, in vorläufig neun fremde 
Sprachen übersetzt worden ---, wußte die 
Welt nichis von diesem Autor. Um Sso 
mehr behaupten heute Hinz und Kunz, 
ihn zu kennen. Die einen wollen ihn im 
Eismeer getroffen haben, die anderen auf 
den Revolutionsbarrikaden von München, 
andere wieder glauben, daß er entweder 
ein geborener Sachse oder -- der ehe- 
malige PräsSident Calles ist, aber das ist 
alles dummes Zeug. B. Traven ist der 
VerfasSer voh einstweilen zehn Büchern 
-- das zehnte liegt im Manuskript vor -- 
und diese Bücher Sind wichtig, basta! Da 
Traven nicht zu den neunmalklugen Leu- 
ten gehört, die Sich in ihren Büchern 
„diplomatisch ausdrücken und die Wahr» 
heit für ihren Nachlaß aufheben, der 
erst nach ihrem Tod aus dem Schreib 
tiSch gekramt werden dart, Steht in Sei- 
nen Büchern alles, was er zu Sagen hat. 
Wer Ohren hat, zu hören, der höre! 
Gleich das erste Buch, „Das Toten=- 
SChiff“, die Geschichte eines ameri» 
kaniSchen Seemanns, hat es in Sich. Da 
wird nicht nur die verlogene Seemanns-
	        
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