Mexiko Kommt Zu uns
Das Wappen Mexikos zeigt einen
Adler, der eine Schlange mit den Krallen
packt. Wie die meisten Symbole, gibt
auch dies zu mancherlei Auslegung An
laß. Die Schlange ist das Sinnbild des
Erdgebundenen, all der Wesen, die Sich
mühsam auf der Erde fortbewegen, und
all der Kräfte, die Sich nicht von der
Erde und ihren Gesetzen erheben Kkön-
nen. Der Adler dagegen ist der Beherr-
Scher der unendlichen Räume, das Sym-
bol hochfliegender Ideen. Fast immer
Sind Wirklichkeit und Idee einander
feind, der Adler haßt die Schlange, und
nicht Selten geschieht es, daß er zur
Erde niederstößt und die Schlange auf-
hebt und in die hohen Bezirke der Wol-
ken trägt. Aber dieser etwas allgemein»
gültigen Auslegung des Sinnbildes hat
die neuere Geschichte Mexikos eine an“
dere Deutung entgegengestellt: der Vogel
der Freiheit triumphiert über die Krie“
chende und giftige Schlange, das mexi-
kanische Volk ist Herr geworden über
die Natter, die vier Jahrhunderte lang
Topfmacher in Mexiko
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mit ihrer Tücke und Mordlust das Para-
dies zur Hölle machte. Siegreiche Revo
lutionen haben mit den fremden Ein»
dringlingen aufgeräumt. Der eingeborene
Indio erobert Sich das Land Seiner Väter
zurück.
- Das um Seine Freiheit Kämpfende
Mexiko hat in dem Schriftsteller B. Tr a-
ven einen Anwalt gefunden, der Sich
mit Seiner ganzen Schaffenskraft für das
Volk, dem Seine freundschaftliche Zu-
neigung gehört, einSetzt. Bisher Sind
neun Bücher von Traven erSchienen,
Sämtlich bei der Büchergilde Gutenberg,
Berlin, und acht von diesen Büchern er-
zählen von Mexiko und Seinen Menschen.
Eines, ein ReiSsebuch, trägt den Titel
„-vand des Frühlings, und dieser
Titel enthält die Grundmelodie, auf die
alle ILraven-Bücher abgestimmt Sind:
Mexiko ist ein Land des Frühlings, ein
Land der Blüte und des Werdens, und
wir können noch viel von dort. erwarten.
Als das erste Traven-Buch erschien --
es kam zuerst in deuischer Sprache her-
aus und iSt erst Später, wie die anderen
Traven-Bücher, in vorläufig neun fremde
Sprachen übersetzt worden ---, wußte die
Welt nichis von diesem Autor. Um Sso
mehr behaupten heute Hinz und Kunz,
ihn zu kennen. Die einen wollen ihn im
Eismeer getroffen haben, die anderen auf
den Revolutionsbarrikaden von München,
andere wieder glauben, daß er entweder
ein geborener Sachse oder -- der ehe-
malige PräsSident Calles ist, aber das ist
alles dummes Zeug. B. Traven ist der
VerfasSer voh einstweilen zehn Büchern
-- das zehnte liegt im Manuskript vor --
und diese Bücher Sind wichtig, basta! Da
Traven nicht zu den neunmalklugen Leu-
ten gehört, die Sich in ihren Büchern
„diplomatisch ausdrücken und die Wahr»
heit für ihren Nachlaß aufheben, der
erst nach ihrem Tod aus dem Schreib
tiSch gekramt werden dart, Steht in Sei-
nen Büchern alles, was er zu Sagen hat.
Wer Ohren hat, zu hören, der höre!
Gleich das erste Buch, „Das Toten=-
SChiff“, die Geschichte eines ameri»
kaniSchen Seemanns, hat es in Sich. Da
wird nicht nur die verlogene Seemanns-