Full text: Arbeiter-Jugend - 24.1932 (24)

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geschichte zu Sich nahm. Das Mittel 
zum Zweck, die erzählende Form, wird 
von Traven aber nicht etwa vernach- 
läsSigt. Daß er ein ganz einmaliger, 
großer Schriftsteller iSt, das zeigt er auch 
mit Seiner Erzählung „Die Brücke 
im Dschungel“ und mit dem No- 
vellenband „Der Busch. Auch in 
der kleinsten EpiSsode wächst Iraven aus 
der Erfassung der Wirklichkeit heraus 
zu welt- und zeitumspannender Be“ 
deutung. = 
BesSser als die hochgelahrten Herren, 
die dafür auf der Welt Sind und dafür 
bezahlt werden, die Literatur zu Sieben 
und abzuwiegen, besser als die auf Roll- 
entgegen! 
Schuhen durch das Schaffen der Gegen- 
wart laufenden Kritiker haben es die Ar- 
beiter, für die Traven Schreibt, verstan“ 
den: Traven erzählt von Mexiko und von 
Mexikanern, aber es iSt unSser Leben, 
das er darstellt; es Sind unsere Auf 
gaben, die er uns weist; es ist die Idee 
der Brüderschaft aller RasSsen, der er 
dient. Es ist unsSser Traven, der da 
Schreibt. Er will uns Mexiko näherbrin- 
gen. Wohlan, wir kommen ihm und un» 
Seren Brüdern: und Schwestern dunkler 
Hautfarbe, anderer Zunge, aber gleichen 
Gewalten unterworſen wie wir, und wie 
wir die Soziale Revolution in den Herzen, 
Erich Knauf. 
Enthüllte Schiffsjungen-Romantik 
Wie die Romantik der Seeschiffahrt in 
Wirklichkeit aussieht, charakterisierte 
eine Gerichtsverhandlung, die unglaub- 
liche Zustände an Bord eines Hamburger 
Segelschiffes enthüllt. Der Kapitän 
Jonny Thiemann hatte Seine drei 195- 
jährigen Schiffsjungen der- 
artig mit lauenden und an- 
deren Werkzeugen mißhan- 
delt, daß alle drei Schwere körperliche 
Schäden davongetragen haben. So wur 
den einem der Schiffsjungen die Finger. 
gebrochen, den beiden andern erfros- 
ren beide Füße und Hände, da 
der Kapitän Sie zwang, barfuß und ohne 
Kleidung Tag und Nacht Wache zu 
halten. | 
Von dem damals I15jährigen Schiffs» 
jungen H. hörte man, daß er von Ihie- 
mann dauernd mit einem Tauende an 
den Kopf geschlagen wurde. „Es war 
ihm gleich, wohin er traf, und es tat 
immer furchtbar weh , vergSicherte der 
jetzt Schon dlSfährige 
Junge. Nase und Mund waren dick ge- 
Schwollen, als Ihiemann ihn mit einer 
Nickel-Kaffeekanne auf den Kopf schlug, 
S0 daß T. nur noch den Henkel der 
Kaffeekanne in der Hand behielt. Als 
Strafe mußte H. nachis das Deck mit 
einem Lappen waschen. Alle halbe 
Stunde erschien TIT. zur Kontrolle. Als 
es H. nicht gelang, das GroßSsegel allein 
zu Setzen, Schlug ihn IT. hinterrücks mit 
einem lauende über den Kopf, daß er 
verschüchterte 
ganz „dammelig“ wurde. Wenn er am 
Steuer stand, Sspritzte ihm TI. alle Augen» 
blicke mit einer kleinen Spritze WassSer 
ins Gesicht, damit er nicht einschlafe. 
An Schlaf war Selten zu denken, da TI. 
mit Vorliebe ihn. während des Schlafes 
an den Haaren aus der Koje 
zog, um unnötige Arbeiten zu ver- 
richten. 
Von einer Luke ließ I. aus Wut eine 
Klappe, 60 bis 90 Zentimeter, fallen, ob- 
gleich er Sah, daß der Junge die Finger 
am Rande der Luke hatte. Die Finger 
wurden arg gequetscht. Ein andermal 
warf TI. ohne Grund mit einer Talje. Der 
Haken an der Luke Schnappte dabei aus 
und die Luke fiel auf die Finger des 
Jungen. - Trotz des gebrochenen Fingers 
und der damit verbundenen heftigen 
Schmerzen mußte der Junge am Steuer 
Stehen, unfähig, es zu regieren. Als er 
verdächtigt wurde, ein Zehn-Oere-Stück 
genommen zu haben, das am Boden lag, 
als der Radioapparat nicht funktionierte, 
weil das Mädchen des T. damit gespielt 
hatte, und er dafür mißhandelt werden 
Sollte, ging er ans Land und kam nicht 
zurück. | SEE 
Der zweite Junge, R., war weniger ver- 
Schüchtert als der erste. Er erhielt öfters 
etwas an die Ohren, wenn er am Steuer 
Stand. „Wenn man ein paar Kriegt, 
Spricht man nicht darüber“, meinte er, 
„aber hier war das tägliche Schla 
gen Mißhandlung“ Mit einem
	        
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