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geschichte zu Sich nahm. Das Mittel
zum Zweck, die erzählende Form, wird
von Traven aber nicht etwa vernach-
läsSigt. Daß er ein ganz einmaliger,
großer Schriftsteller iSt, das zeigt er auch
mit Seiner Erzählung „Die Brücke
im Dschungel“ und mit dem No-
vellenband „Der Busch. Auch in
der kleinsten EpiSsode wächst Iraven aus
der Erfassung der Wirklichkeit heraus
zu welt- und zeitumspannender Be“
deutung. =
BesSser als die hochgelahrten Herren,
die dafür auf der Welt Sind und dafür
bezahlt werden, die Literatur zu Sieben
und abzuwiegen, besser als die auf Roll-
entgegen!
Schuhen durch das Schaffen der Gegen-
wart laufenden Kritiker haben es die Ar-
beiter, für die Traven Schreibt, verstan“
den: Traven erzählt von Mexiko und von
Mexikanern, aber es iSt unSser Leben,
das er darstellt; es Sind unsere Auf
gaben, die er uns weist; es ist die Idee
der Brüderschaft aller RasSsen, der er
dient. Es ist unsSser Traven, der da
Schreibt. Er will uns Mexiko näherbrin-
gen. Wohlan, wir kommen ihm und un»
Seren Brüdern: und Schwestern dunkler
Hautfarbe, anderer Zunge, aber gleichen
Gewalten unterworſen wie wir, und wie
wir die Soziale Revolution in den Herzen,
Erich Knauf.
Enthüllte Schiffsjungen-Romantik
Wie die Romantik der Seeschiffahrt in
Wirklichkeit aussieht, charakterisierte
eine Gerichtsverhandlung, die unglaub-
liche Zustände an Bord eines Hamburger
Segelschiffes enthüllt. Der Kapitän
Jonny Thiemann hatte Seine drei 195-
jährigen Schiffsjungen der-
artig mit lauenden und an-
deren Werkzeugen mißhan-
delt, daß alle drei Schwere körperliche
Schäden davongetragen haben. So wur
den einem der Schiffsjungen die Finger.
gebrochen, den beiden andern erfros-
ren beide Füße und Hände, da
der Kapitän Sie zwang, barfuß und ohne
Kleidung Tag und Nacht Wache zu
halten. |
Von dem damals I15jährigen Schiffs»
jungen H. hörte man, daß er von Ihie-
mann dauernd mit einem Tauende an
den Kopf geschlagen wurde. „Es war
ihm gleich, wohin er traf, und es tat
immer furchtbar weh , vergSicherte der
jetzt Schon dlSfährige
Junge. Nase und Mund waren dick ge-
Schwollen, als Ihiemann ihn mit einer
Nickel-Kaffeekanne auf den Kopf schlug,
S0 daß T. nur noch den Henkel der
Kaffeekanne in der Hand behielt. Als
Strafe mußte H. nachis das Deck mit
einem Lappen waschen. Alle halbe
Stunde erschien TIT. zur Kontrolle. Als
es H. nicht gelang, das GroßSsegel allein
zu Setzen, Schlug ihn IT. hinterrücks mit
einem lauende über den Kopf, daß er
verschüchterte
ganz „dammelig“ wurde. Wenn er am
Steuer stand, Sspritzte ihm TI. alle Augen»
blicke mit einer kleinen Spritze WassSer
ins Gesicht, damit er nicht einschlafe.
An Schlaf war Selten zu denken, da TI.
mit Vorliebe ihn. während des Schlafes
an den Haaren aus der Koje
zog, um unnötige Arbeiten zu ver-
richten.
Von einer Luke ließ I. aus Wut eine
Klappe, 60 bis 90 Zentimeter, fallen, ob-
gleich er Sah, daß der Junge die Finger
am Rande der Luke hatte. Die Finger
wurden arg gequetscht. Ein andermal
warf TI. ohne Grund mit einer Talje. Der
Haken an der Luke Schnappte dabei aus
und die Luke fiel auf die Finger des
Jungen. - Trotz des gebrochenen Fingers
und der damit verbundenen heftigen
Schmerzen mußte der Junge am Steuer
Stehen, unfähig, es zu regieren. Als er
verdächtigt wurde, ein Zehn-Oere-Stück
genommen zu haben, das am Boden lag,
als der Radioapparat nicht funktionierte,
weil das Mädchen des T. damit gespielt
hatte, und er dafür mißhandelt werden
Sollte, ging er ans Land und kam nicht
zurück. | SEE
Der zweite Junge, R., war weniger ver-
Schüchtert als der erste. Er erhielt öfters
etwas an die Ohren, wenn er am Steuer
Stand. „Wenn man ein paar Kriegt,
Spricht man nicht darüber“, meinte er,
„aber hier war das tägliche Schla
gen Mißhandlung“ Mit einem