Full text: Arbeiter-Jugend - 24.1932 (24)

zeit die Schule verlasSen und von die» 
Sem Jahre ab wird der Geburtenrück» 
gang, der im Jahre 1926 Stärker ein“ 
Setzte, von neuem eine Ständige 
V.erminderung der Schüler» 
zahl zur Folge haben. 
Die Zahl der hauptamtlichen Lehrer 
an den öffentlichen Volksschulen beträgt 
nach dem Stichtag vom 15. Mai 1931 
187 704. Das bedeutet nur ?/s Proz. mehr 
als im Jahre 1926/27, Diese geringe Er 
' höhung hat nicht Schritt gehalten mit 
138 
der prozentualen Erhöhung der Kinder 
zahl, was in der Hauptsache auf den 
Starken Abbau der Lehrkräfte zurück 
zuführen ist. Der Reichsdurchschnitt der 
Kinderzahl pro Lehrkraft ist von 35,7 im 
Jahre 1926/27 auf 40,4 im Jahre 1931/32 
gestiegen. Im Schuljahr 1921/22 betrug 
er allerdings 45,4 Proz. 
 
Nur nicht ausfernen 
Ein Hamburger Maurerlehrling Sollte 
die Gesellenprüfung machen. Mit Ab- 
Sicht lieferte er ein So außerordentlich 
Schlechtes Gesellenstück, daß er die Prüv- 
fung nicht bestand. Es graute ihm davor, 
als Gegelle arbeitslos auf der Straße zu 
liegen, lieber wollte er als Lehrling wei- 
terarbeiten! Der Vorfall, So einfach er 
auch ist, zeigt die ganze Not der Jugend 
von heutel 
„Stockprügel und Arrest“ 
in der Aprilnummer der „Arbeiter-Ju- 
gend“ brachten wir einen Artikel „Stock- 
prügel und Arrest. Aus dem Tagebuch 
eines Fürsorgezöglings“. Die Direktion 
der Staatserziehungs-Anstalt Würzburg 
Schickt uns die folgende Er widerung, 
die wir ungekürzt abdrucken. Das Schrei- 
ben lautet: 
„im Aprilheft Ihrer Zeitschrift erschien 
eine Schilderung eines ehemaligen Für» 
Sorgezöglings der Staatserziehungsanstalt 
Würzburg, worin er Erlebnisse und Ein 
drücke während Seines Aufenthalts in der 
-Anstalt beschreibt. 
Dieser Artikel enthält Unwahrheiten, 
Uebertreibungen und Entstellungen, So 
daß dagegen Stellung genommen werden 
muß. Zuvor Sei folgendes erwähnt 53 - 
Die Staatserziehungsanstalt Würzburg 
iSt die einzige Steatliche Anstalt für 
katholische über 14 Jahre alte Fürsorge» 
zöglinge, die wegen ihrer Verwahrlosung 
in Familien und in anderen Anstalten 
 
nicht aufgenommen oder nicht behalten 
werden konnten. Die Jungen werden 
durch Arbeit und Schule einem bestimm“» 
ten Beruf zugeführt (Schreinerei, Schuh“ 
: macherei, Schneiderei, SchlosSerei und 
Gärtnerei). Die Anstaltssatzungen und 
die Hausordnung Sind ministeriell geneh» 
migt. Die Hausordnung verbietet Reden 
und Unterhaltung nur während der Schla» 
fenszeit, aber nicht während der Arbeit 
und während der Mahlzeiten, wenn Sie in 
anständigen Formen gepflogen werden. 
Lachen und Scherze verbietet Sie erst 
recht nicht, ja von Seiten der Direktion 
werden Fröhlichkeit und Heiterkeit unter» 
Stützt. Die reichlich bemessene Freizeit 
können die Jungen nach freicr Wahl, So 
oft es nur angeht, auf dem Spielplatz 
oder bei ungünstiger Witterung in freund 
lichen, großen Sälen bei Spiel, Unter 
haltung, Lesen, freier Beschäftigung, 
Posseln, Zeichnen, Handarbeiten, musi-» 
kaliscchen Uebungen (Violine, Zither, 
Blechmusik, Mundharmonika), Gesang, 
Theaterspiel, Turnübungen usw. verbrin» 
gen. Diese freie Beschäftigung wird in 
keinem Falle den Jungen entzogen. Ein» 
mal in der Woche wird ihnen an einem 
Werktagnachmittag BPußballspiel auf 
einem großen Sportplatz erlaubt und 
Wettspiele mit anderen Spielvereinigun» 
gen geboten. Außerdem machen die 
Jungen an den Sonn»- und Feiertagen 
größere Spaziergänge, Wanderungen und 
TageSausflüge. Die Hausordnung bietet 
also den Jungen genügend Abwechslung. 
Bezüglich der Strafen Sei bemerkt, daß 
diese in den Anstaltssatzungen festgelegt 
Sind und human und gerecht angewendet 
werden. Alle Strafen werden nur von der 
Direktion ausgesprochen und Schriftlich 
festgelegt. Einzig bei großen Roheiten, 
Gemeinheiten, Angrifien auf Vorgesetzte 
uSw. werden Schärfere Strafen verhängt: 
Wurst- und Fleischentzug (aber niemals 
Kostentzug), ISolierung und Körperliche 
Züchtigung. Körperliche Züchtigung wird 
nur im Beisein des Direktors vorgenom» 
men. Die ISolierräume Sind freundliche 
Einzelzimmer. Dunkelarrest besteht 
keiner. Die 1Solierung dauert im höchsten 
Falle nur acht Tage und der Junge ber 
kommt dabei immer Arbeit, Bücher zur 
Unterhaltung und Seine Kost. Einmal 
kam es.vor, daß ein Junge vier Wochen 
iSoliert werden mußte, dessen EntlasSung 
wegen Unerziehbarkeit Sich länger hin- 
auSZog. . 
Die in dem Artikel angeführten Fälle 
(daß zwei Jungen aus dem Fenster ge“ 
Sprungen Sind und andere Zöglinge
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.