Full text: Arbeiter-Jugend - 24.1932 (24)

drei 
wir Sähen aus -- 
dreht werden, wo 
Kumpel in Not! 
„Die Herren Sind geschminkt“ 
Regisszeur G. W. Pabst 
„Sameradschaft, der ebensogut 
auch heißen Könnte „Die Grenzen 
nieder“, und der ein hohes Lied der 
internationalen Arbeitersolidarität iSt. 
vom Film 
Diese „geschminkten Herren“ waren wir 
-- drei „Kumpels“ (Fritz 
Alexander Granach und ich). 
Schadenfroh grinsend hatte uns der 
Frigeur mit einer Kanne Oel, 
Kampers, 
Portion Zorn kräftigst bearbeitet und in 
Dann verschwand er Spurlos und ward 
nicht mehr gesehen! 
„Ganz Schön Schon,“ meinte Kampers, 
Granach Sagte nur: „Mahlzeit!“ und ich? 
-- Sagte gar nichts --, mir war einfach 
die „Spucke“ weggeblieben. Kunststück, 
'wie Mohren! Zu 
fällig hatte der FriSeur Seinen Spiegel 
zurückgelassen, ich Schäute hinein, und 
"= legte ihn wieder hin, So einen 
Schrecken habe ich vor mir Selbst be» 
"kommen. 
Unter uns, ich war ja von „Westfront 
1918“ her Schon auf allerhand gefaßt, 
äber auf das, was jetzt kam, doch nicht. 
- Es Sollte nämlich eine Szene in der 
franzöSiSchen Grube im Pferdestall ge 
wir drei 
- Kumpels und zwei Franzosen, Großvater 
und Enkel -- aufgefunden und aus be» 
drängter Lage befreit werden Sollten. 
„Es kommt ein bissel Wasser und 
- etwas Kohle runter", meinte der Regis- 
22 
'ginge unterl 
Seur, Und, er hatte recht, es kam auch 
„runter“, aber wiel Ein „bissel' 7? - Na, 
ich danke! 
Einhundertsechzig Zentner Kohle und 
Steingeröll, und die gleiche Portion 
Wasser prasSelten haarscharf neben uns 
herab, daß uns Hören und "Sehen ver 
ging. 
Wir drei „Mohren“ Stoben nach allen 
Seiten auseinander und dachten, die Welt 
-- mel. 
dete freudestrahlend der Friseur dem 
einigen - 
"Kilo Kohlenstaub und einer erfrischenden 
waSchechte Kumpels verwandelt. 
'deutsche 
' Suchenden Hirn 
-. kürlich hineingebrüllt, Rettung herbei- 
Es krachte, splitterte und - 
: wütete um UnS her, daß wir einfach nicht 
Ein Darsteller über den Film "Kameradschaft“ 
mehr wußten, was mit uns geschah. Das 
zwiSchen Stampfte und tobte der Gaul, 
Schlug nach vorn und nach hinten aus, 
wie wild -- kurz, es war eine Schaurige 
Symphonie der Vernichtung! - 
Dazu stieg das Wasser höher. und 
höher, Stand bald meterhoch im Raum 
und trieb uns wie Ratten aus unseren 
Schlupflöchern, wohin wir uns in unserer 
Not geflüchtet hatten. -- Naß, wie be 
gosSene Pudel, Standen wir bis an die 
Brust im - eieigkalten WasSer, Schauten 
uns ganz verstört an. | 
So waren wir gezwungen, uns einen 
Ausweg zu Schaffen, um aus dem eisigen 
Wasser herauszukommen. Mit Hilfe 
eine dicken Bohle rammten wir die 
Seitenwand ein und gelangten in den 
Lokomotivschuppen. Doch auch hier der 
Weg nach oben versperrt, verschüttet! 
Was nun? -- Wie lange -- arme Kum“ 
pels -- reicht der Savuerstoff der Luft 
noch in unserem engen Loch? -- Kommt 
die Rettung noch früh genug, uns lebend 
zu befreien? -- -- Wer iSt Schnel 
Ier, der Tod, oder -- unsere 
Retter?! 
Da klingelt, zwischen Schutt und Trüm- 
mern eingeklemmt, das Telephon, die 
letzte Verbindung. mit der Außenwelt . 
Rettung? -- Nach fieberhaftem Suchen 
wird es ausgebuddelt, die letzten franzö“ 
SiSchen - Wortfetzen dem krampfhaft 
entrisszen und unwill- 
zurufen! 
Endlich! Ein irres Preudengelächter 
gibt dem gequälten Herzen Entspannung. 
Und oben -- nach gelungener Rettung 
-- wir hatten Keine Angst! -- Dur 
nicht .....! SE 
Wie nun aber, wenn diese dünnen 
-Drähtchen des Telephons mit zerrisSen 
wurden? -- -- Dann, armer „Kumpel“, 
ereilt dich dein Geschick! Hunderte von 
Metern tief -- in dunkler Grube -- Sieht 
niemand deine Not -- dein Sterben! -- 
-- Und oben lacht die warme Sonne! ... 
In dieser fürchterlichen Not ist einzig 
und allein das unverwüstliche Kamerad
	        
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