„1: 6 Im Anschluß an die Reichsausschuß-
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Verfassungsfeier mit Ohrfeigen
Auf der VerfasSungsfeier der Städti-
Schen Berufsschulen in Harburg-
Wilhkelmsburg hat der Gewerbe
lehrer Schmidt mit dem Hitlergruß ge
grüßt. Ein Arbeiterjunge bemerkte dazu,
daß wir ja noch nicht im Dritten Reich
Seien. Daraufhin wollte ihm Schmidt eine
Ohrfeige geben -- alles in Gegenwart
des Direktors, ohne daß dieser gegen
den Hitlerlehrer eingeschritten Iist. n
Es ergibt Sich also folgendes: Ein
Nazilehrer leistet Sich ein Dienstver-
gehen, eine auch gegen die neueste dies-
bezügliche Verfügung Brachts ver
Stoßende Handlung, dazu macht ein in
Seinem Empfinden verletzter Junge eine
durchaus pasSende Bemerkung und wird
dafür gestoßen. Er Sah eine verfasSungs-
und rechtswidrige Demonstration nicht
ruhig mit an -- und erlebte nun gleich
das Rezept des Dritten Reiches, das der
Nazilehrer Schmidt an ihm vollzog.
Wir fragen den Berufsschuldirektor,
was mit dem oft Schon übel aufgefal-
lenen „Pädagogen“, der Sich über Ver-
fassung und Dienstanweisung So Skrupzl-
los hinwegsetzt, geschehen ist?! Wird
jetzt endlich dienststrafrechtlich gegen
den Ordnungsstörer vorgegangen? Oder
hat der Hitler-Lehrer einen Freibrief für
grobe Flegeleien, Borniertheiten und
Parteidemonstrationens
Führertagungen in Tännich
Der Hauptvorstand hat. beschlossen,
die nächste Sitzung des ReichsS-
8uUSSChuSSeS am Sonnabend, dem
22. Oktober, in unserem Friedrich-Ebert-
Heim in Tännich abzuhalten. Als Tages-
ordnung ist in Aussicht genommen:
1. Die politisSche Lage und die Aufgaben
des Verbandes.
2. Satzungsänderungen und Richtlinien
für Bezirkssatzungen.
3. Reichskonferenz.
4. Arbeitsplan 1933.
5. Internationales SozialistisSches Jugend
treifen.
tzung wird unsere diesjährige Be2-
-zirkSleiterausSsSprache
am 23. und 24. Oktober Stattfinden. Als
Gesamtthema dieser Aussprache ist vor»
gesehen: „SozialistiSche Jugendarbeit in
der Krise der Gegenwart .
Am Grabe von Karl! Marx
Wenn deutsche Genossen nach London
kommen, um die englische ÄArbeiter-
bewegung Kennenzulernen, So werden
es die meisten für Selbstverständlich
halten, nicht nur an den Meetings der
Labour Party teilzunehmen und das
Leben der Gewerkschaften zu Studieren,
Sie werden Sich auch einmal die Zeit
nehmen, nach jenem Friedhof am
Waterloo-Park, weit draußen in Highgate,
zu fahren, um an dem Grab jenes
Mannes zu Stehen, der der Arbeiter»
bewegung und einem ganzen Jahrhun
dert die geistige Richtung gab, dessen
Gedanken- in den Herzen der Unterdrück“-
ten lebendig Sind und um dessen Namen
der Haß des Gegners brandet wie an
einem Feisen.
Wer einen englischen Arbeiter nach
dem Grab von Karl Marx fragt, wird
nicht oft eine Antwort bekommen. So
wie auch Seltsamerweisze gerade hier
in England, dem Land des Ursprungs der
Arbeiterbewegung, die Gedanken von
Marx am wenigsten verbreitet Sind, ISt
auch das Wissen um die Grabstätte des
großen Führers Selten. Nur Genossen,
die viel mit Ausländern zusammen“
kommen, wisSen davon, weil Sie oft da“
nach geiragt werden.
Der Regen tropfte, als wir durch den
Schönen Waterloo-Park zum Friedhof
kamen, und ein Wärter führte uns be-
reitwillig durch gepflegte Grabreihen zu
dem Ort, der die Sterblichen Reste von
Marx birgt.
Wir waren bestürzt und wollten
unseren Augen nicht trauen, als wir jene
kleine zusammengesunkene, verwahrloste
und ungepflegte Grabstätte Sahen, an
der uns einige Tulpen und ein russSiScher
Kranz in einem Blechkasten Kunde von
dem Andenken des Menschen gab. Das
Gras wuchs über die Einfassung, eine
häßliche Marmorvase war nahe am Um-
Stürzen, und zu Häupten lagen alte
Töpfe und verwelkte Blumen. Unsere
Herzen waren voll Trauer, und wir
Schämten uns der Nachlässigkeit unserer
englischen GenoSSen.
Wenn wir auch Stolz darauf waren,
daß eine So unscheinbare Platte den
Ruheplatz von Marx ankündigte -- denn