Full text: Arbeiter-Jugend - 24.1932 (24)

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/ MONATSSCHRIFT DER ((24.30HRGANG- 
SOZIALISTISCHEN | HEFTI 
ARBEITERJUGEND BERLIN 3 ANVAR 1932 
 
Das Jahr der Entscheidung 
Jahreswende. Ein opfervolles und leiderfülltes Jahr ist ins Meer der 
V ergangenheit gesunken, und vor uns Steht das neue Jahr, ein kurzer Augen- 
blick in der Geschichte der Menschheit, aber für uns, die Eebenden, eine lange 
Kette von Stunden, Tagen und Wochen; ein langer Weg, an dessem Anfang 
die Schwere Sorge um das Schicksal der arbeitenden Menschen unser Denken 
und Fühlen beherrscht. 
Die Welt ist aus den Fugen. Eine Wi rt Schaftskrise von bisher 
unbekanntem Ausmaß Sucht die Völker heim. Die Arbeitslogen Stellen die 
* rößte Armee der Welt. Fünfzig Millionen Hände, die arbeiten wollen, müssen 
feiern, monatelang, jahrelang. Millionen leben in größter Armut; sie können 
 
"ve Wohnungen nicht heizen und ihre Kinder nicht kleiden, und in den end- - 
Stunden erzwungenen Nichtstuns fragen Sie vergebens nach dem Sinn 
- «„ebens, das Schüuldlose so Schwer leiden läßt. 
ver Kapitalismus versagt. Er läßt den Ueberfiuß an Nahrung, an Wolle, 
an Kohle und an anderen lebenswichtigen Gütern lieber verkommen, als daß 
er den Notleidenden hilft. Der Krieg war eine Sinnlose Vernichtung von 
Menschenleben, von wirtschaftlichen und kulturellen Gütern. Die Krise der 
Gegenwart arbeitet nicht so geräuschvoll, aber ist Sie nicht ebenso grausam 
und Sinnlos wie das Völkermorden? Die Jungen, die in diese Zeit hinein- 
wachsen, können nicht brutaler und gewaltsamer auf den Widersinn der Kapita- 
lisStiSchen Wirtschaftsordnung hingewiegen werden als durch das Schicksal, 
das Sie jetzt erleben. 
Mit der Erschütterung des Wirtschaftssystems geht Hand in Hand eine 
Schwere politische Krise. Hier wie dort drängt die Entwicklung zur“ 
baldigen Entscheidung. Die Mächte der Reaktion, heute verbrämt mit dem 
Mantel der ScheinsozialistiSchen Phraseologie des Nationalsozialismus, wittern 
Morgenlutt. Jetzt, da die Arbeiter der ganzen Welt unter der Last der Wirt- 
Schaftskrise gehetzt werden von der Sorge um das Stück Brot, halten sie ihre 
Zeit für gekommen, um den entscheidenden Stoß zu führen gegen die grund- 
legende Eroberung der politischen Umwälzungen in Europa am Kriegsende, 
gegen die Demokratie. Sie Soll vernichtet werden bis in die letzte 
Verzweigung der Verwaltung im kleinsten Dorf. Es genügt ihnen nicht, daß 
das politische Uebergewicht der Gegner schon vielfach demokratische Rechte 
ilusgoriSch gemacht hat, Sie wollen auch den Schein eines demokratischen 
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