Full text: Quartalheft der Katholischen Schulzeitung - 2.1879 (2)

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huldigenden Preßorganen, Regierungen und Kammermehrheiten in Beschlag genommen 
und in liberalem Sinne gelöst werden? 
Um diese Frage richtig beantworten zu können, müssen wir .in die geheimen Werk 
stätten der Loge hinabsteigen. Da werden solche Fragen ausgeheckt und von da aus 
durch das Sprachrohr der Loge, die liberale Presse, in die Oeffentlichkeit geworfen, von 
dieser Presse, die ja größtentheils gerade von „Brüdern" redigirt wird, im Geist der 
Loge besprochen und von den meistentheils dem Maurerthum — bewußt oder unbewußt 
— dienstbaren Regierungen und Kammermehrheiten in demselben Geiste gelöst. 
„Liberalismus und Maurerthum sind identisch, sagt Pachtler in seiner Schrift: 
,Der Götze der Humanität, S. 489, der erstere wird von dem letzteren disziplinirt, 
geleitet und inspirirt, bezieht eben daher seine Führer, sein Programm und Endziel, ist 
daher ein willenloses und oft unbewußtes Werkzeug in der Hand der Brüderschaft. 
Sobald also ein Staat liberalisirt ist, gehört er der Loge. Mail durchgehe nur die 
französischen, spanischen und andere Ministerien. Wem gehörten die meisten dieser obersten 
Beamten an? Wohin zählt der größere Theil der Abgeordneten? Warum handelt es 
sich so gar nicht mehr um die öffentlichen Debatten in den Kammern, sondern einzig 
um die Abmachungen hinter den Koulissen?" „Man steht in den Ereignissen unserer 
Tage nicht mehr klar, schrieb der ,Monde^ (14. Juli 1867), außer wenn man einen 
Blick unter die Karten wirft. Wer nicht die geheimen Gesellschaften in Rechnung zieht, 
wird niemals die vor unseren Augen vorgehenden Thatsachen verstehen. Bei der Organi 
sation, wo alles von langer Hand vorbereitet und eingefädelt ist, erfährt das Publikum 
nur so viel, als die stillen Führer ihm gütigst mitzutheilen geruhen. Unsere Verfassungen, 
modernen Einrichtungen, Kammerdiskussionen und die übrigen Aeußerungen des politischen 
Lebens werden oft nur erhabene Betrügereien sein, so lange es mächtige Geheimbünde 
gibt." *) 
Daß aber die Loge die Geburtsstätte derartiger Fragen ist, kann wohl keinem 
Zweifel unterliegen. Als es sich zu Anfang des Jahres 1873 darum handelte, „für 
die Armee der deutschen Logen einen Moltke. zu schaffen", einen Ordensgeneral, der 
ihnen die Aufgaben stelle und die Mittel zur Erreichung dieser Aufgaben anordnen solle, 
um den Freimaurern einen entscheidenden Einfluß auf die Tagesfragen in sozialen, staat 
lichen und kirchlichen Gebieten zu verschaffen und Br. A. Ficke in Freiburg im Br. 
damals für diese Stelle den Freimaurerhäuptling Professor Bluntschli in Heidelberg in 
Vorschlag brachte, da bemerkte letzterer in seinem Antwortschreiben vom 26. April 1873, 
indem er die Aufstellung eines Ordensgenerals für unzweckmäßig erklärte, unter anderm, 
„daß die Logen selber die äußerlichen Thaten in der Regel den einzelnen Brn. überlassen 
müssen und sich als -Logen nicht an den politischen und kirchlichen Parteikämpseu handelnd 
betheiligen, sondern'nur insoweit öffentlich äußern und nach außen handeln dürfen, als 
sie die fruchtbaren Ideen ausstreuen." Am Schluß bemerkt er noch: „Der 
einzig gangbare Weg, um eine engere Verbindung der sämtlichen deutschen Logen und 
eine allgemeine Arbeit in derselben Hauptrichtung zu fö rd ern, scheint 
uns der zu sein, daß der Großlogentag einen engern Ausschuß aus seiner 
Mitte bestelle, der alljährlich bestimmte zeitgemäße Lebensfragen 
formulire, die freie Berathung darüber in den Logen veranlasse und so 
ohne die Freiheit der Logen zu hemmen, ihr Leben bereichere und steigere." (Pachtler, 
1. o. 165 ff.) Derselbe Bluntschli bemerkt ferner in einer im Juli 1873 in der Züricher 
Loge „Modestia" gehaltenen Rede: „Der Weg (für die Güter der Menschheit eiuzu- 
*) Pachtler, 1. v. Aehnlich schreibt Schneemann: „Wenn man nicht innerhalb der Abstraktion 
bleiben will, sondern nach den Trägern und dem Zentralherde der modernen Irrthümer forscht, wird 
man sich bald mitten in die Loge versetzt sehen. Sie steht hinter dem Liberalismus, sie hat ihn er 
zeugt, großgezogen und organisirt; sie führt ihn gegen die Kirche und den christlichen Staat in den 
Kampf. Der Sozialismus ist gleichfalls uur eine konsequente Entwicklung ihrer Bestrebungen." 
(Stimmen aus Maria Laach, 1875, S. 462.) Auch Pius IX. führt in seiner Enzyklika vom 
21. November 1873 die gegenwärtige Drangsal hauptsächlich auf die heillosen Anschläge und Ränke 
der Geheimbünde zurück, aus welchen sich die Synagoge des Satans bilde, welche gegen die Kirche 
Christi ihre Truppen schaare, den Angriff befehle und den Kampf eröffne. Bei Pachtler, 1. o. S. 529 f.
	        
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