Full text: Quartalheft der Katholischen Schulzeitung - 2.1879 (2)

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nannten Blutschlacken, reinigt das Venenblut und gibt ihm wieder seine schöne hellrothe 
Farbe. Dabei erzeugt sich fortwährend die körperliche Wärme und als Verbrennungs- 
prodnkt dieses chemischen Prozesses bildet sich die Kohlensäure, die in Verbindung mit 
Wasserdunst durch den Exkretionsakt ansgestoßen wird. Die durch Speise und Trank 
eingenommenen kohlenstoffigen Nährstoffe figuriren bei diesem Vorgang als Heizmaterial. 
Was nun die Ventilation der Lungenzellen, d. i. die Entfernung der durch 
Kohlensäure verschlechterten Lungenluft und die Eintauschung respirationsfähiger atmo 
sphärischer Luft anlangt, so kommt diese nicht etwa durch ein einfaches Ventilspiel zu 
Stande, sondern vollzieht sich auf etwas komplizirte Weise; es geschieht nämlich nach 
dem Gesetz der Gasabsorption, d. i. durch den Unterschied der Spannung der Kohlen 
säure im Lungenblute und der Kohlensäure in den Lungenbläschen. Wird letzteren un 
genügend Sauerstoff zugeführt infolge verdorbener Athmungsluft oder gestörter Inspi 
ration, so bleibt dem Blute ein Theil seiner Kohlensäure. Der Nachtheil einer mangel 
haften Alhmung muß daher in erster Linie das Blut — seine Neubildung und Reini 
gung — treffen und damit auch den Stoffwechsel selbst. Dazu kommt, daß schon die 
Stimmritze den Luftstrom gewissermaßen verhindert, voll ein- und auszutreten, so daß, 
wie durch Untersuchungen nachgewiesen ist, im günstigsten Falle jedesmal nur ein Sechstel 
des in den Luftwegen angesammelten Quantums erneuert wird; die übrigen fünf 
Sechstel bilden die sogenannte Rückstands- oder Reserveluft. Der Kohlensäuregehalt des 
verdorbenen Venenbluts ruft durch Reiz des Athmungs-Zentrums das Bedürfniß des 
Athmens oder den Lufthunger hervor. Durch ein normales Athmen wird er gestillt; 
eine gute, reine Lungenspeise reizt den Appetit. 
Wie diese Lungenspeise stets gut und appetitlich zu erhalten sei, hat der II. Theil 
ausführlich dargelegt. Hier nur noch in Kürze einige Fingerzeige über 
eine normale Stillung des Lufthungers. 
„Im allgemeinen ist hier, sagt Niemeyer, zu beachten, daß der Vorgang des Ath 
mens eben so der Beihilfe der allgemeinen Körperhaltung bedarf, wie man der Stuhl- 
und Harnentleerung mit einer bestimmten Positur zu Hilfe kommen muß, obgleich sich 
im Einzelnen dabei wesentliche Unterschiede ergeben. Während nämlich dort die einfache 
Bauchpresse genügt, um jene Organe als Ganzes in Thätigkeit zu versetzen, ist die 
Leistung des Brustkorbs eine dreigliederige und überdies in einzelnen Stücken keine grob 
mechanische, sondern mehr eine vital-elastische." Dabei ist dieselbe bei der so vielfach 
sitzenden Lebensweise eines großen Theils der menschlichen Gesellschaft und die dabei ge 
bräuchliche hockende Haltung, die beengende und verweichlichende Kleidung und alle die 
athmungswidrigen Gewohnheiten, wie sie schon vordem angeführt und besprochen worden 
sind und wie wir sie so vielfach aus eigener Erfahrung kennen, sehr beeinträchtigt. Diese 
positiven Schädigungen des Athmungslebens drängen dahin, auf Mittel bedacht zu sein, 
welche die möglichen schlimmen Folgen einer unvollständig vollzogenen Athmung durch 
zeitweiliges mit Absicht und Methode geübtes Vollathmen im Freien 
auszugleichen im Stande sind. 
Die vordem angeführte dreigliederige Leistung des Brustkorbs besteht in drei Typen 
des Athmens: in dem Schulter-, Rippen- und Bauchathmen. 
Das Schulterathmen, ausgeführt bei Erhebung des Kopfes bei schlaffer, das 
Aufsteigen der Schultern zulassender Haltung des Rumpfes und der Arme, setzt be 
sonders die Lungenspitzen in Bewegung. Aber eben durch den Umstand, daß beim 
Schulterathmen der wie eine Bedachung aufliegende Schultergürtel gehoben werden muß, 
was eine besondere Körperhaltung voraussetzt und einen gewissen Kraftaufwand erfordert, 
sind sie der Gefahr ausgesetzt, in Inaktivität zu bleiben. Außerdem tritt das Bronchial 
rohr nicht, wie zu den anderen Lappen, in gerade absteigender, sondern in aufwärts ge 
bogener Richtung hinzu und spaltet sich schon sehr frühe in verhältnißmäßig viele Aeste, 
so daß der eingenommene Luftstrom aus ihnen gleichsam um die Ecke heraufgeholt werden 
muß. So ist dieser so wichtige Theil der Lunge wie zum voraus zu einem Reservoir 
von Rückstandsluft ausersehen. 
Das Rippenathmen associirt sich naturgemäß dem Schulterathmen und erfor-
	        
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