Full text: Quartalheft der Katholischen Schulzeitung - 2.1879 (2)

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von den drohenden Gefahren ultramontaner Wühlerei, welchen gerade die Jugend ent 
zogen werden müsse, und die Wogen der Entrüstung glätten sich und mancher gemüth 
liche Liberale, der nicht weiß, wo die läutenden Glocken hängen, hat freudig mitgestimmt, 
nichts ahnend, daß er ein christliches Geschlecht dem nächtlichen Bunde überliefert und 
den grellsten Sozialismus, die Vollgewalt des atheistischen Staates über die Kinder christ 
licher Eltern gut geheißen hat." 
d) Durch Laienunterricht, Schulzwang und Staatsprivilegium 
i m b e s o n d e r e n. 
In Frankreich faßte der freimaurerische Konvent vom Jahre 1870 mit Ein 
stimmigkeit folgenden Beschluß: „Die französische Freimaurerei unterstützt alle jene An 
strengungen, welche in unserem Lande gemacht werden, um das Staatsmonopol 
für die Schule, Schulzwang und Laien unterricht zu erlangen" (Dupan- 
loup, 1. o. S. 51). Aehnlich sind die „Brüder" in andern Ländern bemüht, zu er 
langen, was sie noch nicht haben, z. B. in Belgien, England rc., oder zu behaupteu, was 
sie bereits haben, wie z. B. in Deutschland, Oesterreich rc. In diesen Ländern gilt 
es namentlich, das lockere Band zwischen Schule und Kirche vollends zu lösen, ^die 
Schule nach allen Beziehungen zur Domäne des atheistischen Staates zu machen. So, 
rechnet die Loge, wird dann der gesetzlich längst bestehende und eingelebte Schulzwang 
in Verbindung mit Staatsschulmonopol und Laienunterricht wahrhaft Wunder wirken 
zur Entchristlichung der Schule und in letzter Instanz zur Atheisirung, Entsittlichung 
und Revolutionirung des Volkes. 
Die Loge will also Laien unterricht und dies zwar nicht etwa bloß in dem 
Sinn, daß derselbe von Laien ertheilt wird, sondern auch getrennt von jeder Religion. *) 
„Der Laienuntericht, sagt Pachtler, 1. c. S. 377 , bezeichnet nichts anderes, 
als den Ausschluß des kirchlichen Priesterthums und der religiösen 
Orden vom gesamten Unterrichtswesen und die-Fernhaltung des Reli 
gio nsdieners von der liberalisirten Schule. Was hilft auch der Nachweis, 
daß kein Unterricht ohne Erziehung sein kann, die berufenste Erzieherin die Kirche sei, 
daß die Kirche die Stifterin der Hoch-, Mittel- und Elementarschule war und wir ihr 
unsere gesamte Kultur verdanken? Man mag auf die unwiderleglichen Vortheile und 
Vorzüge jener Schulen ... auf die Wohlfeilheit, Einigkeit und Nützlichkeit eines solchen 
Schulwesens hinweisen: — es verfängt nicht, denn wir haben es mit einem Geheimbund 
zu thun, welcher mit dem Schlagworte des Laienunterrichts etwas ganz anderes bezeichnet, 
nämlich die Religionslosigkeit des Schulwesens; dem Moloch der Humanität 
sollen nicht etwa bloß einige Hunderte edler Kinder in die Arme gelegt werden . . 
sondern die gesamte Kinderwelt unserer immer noch christlichen Völker, damit so das 
Christenthum innerhalb weniger Generationen Archiv-Artikel werde, von welchem ein künf 
tiger Geschichtsschreiber etwa melden kann, daß ihm die Nation bis in's siebente oder 
achte Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts gehuldigt habe." Daß diese Auffassung des 
maurerischen Laienunterrichts richtig ist, dürfte schon aus dem Bisherigeu genügend er 
hellen, ergibt sich aber auch noch aus einer Kundgebung neuesten Datums. Das fran 
zösische Logenblatt ,Chaine d'Union^ brachte im Jahre 1878, S. 87, einen im Namen 
der Loge abgedruckten Artikel des Br. Lassez. Dort heißt es: „Ich zitire noch das 
Gesetzprojekt Lacretelle's (keines Br.), das den unentgeltlichen, obligatorischen Laien 
unterricht fordert-. Doch muß ich bemerken, daß Lacretelle den Laiennnterricht durchaus 
nicht so auffaßt wie wir, denn er rechnet zu den obligatorischen Gegenständen des Schul 
programms die generellen Begriffe von der Existenz Gottes. Das aber ist noch 
ein schwerer Eingriff in die Gewissensfreiheit der Familien." 
Weiter will die Loge den Schulzwang, aber bei weitem wieder nicht in dem 
Sinne und in der Weise, in welcher er bisher bestand und wenigstens erträglich war; 
in dem Sinne nämlich, daß die Eltern verpflichtet sein sollen, ihre Kinder nicht als 
*) Dupanloup, 1. c. S. 51. Hat vielleicht das bekannte geflügelte Wort Bismarck's: „Lieber 
keine Schulen, als von Ordensleuten geleitete Schulen?" auch diesen Sinn? Gott scheint den „großen" 
Mann beim Wort nehmen zu wollen. Schon jetzt sind in Preußen sehr viele Schulen ohne Lehrer.
	        
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