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Wir müssen uns daher wohl hüten, den Resultaten der menschlichen Forschung
einen zu großen Werth beizulegen, um so mehr, als die Träger der modernen Wissen
schaft vielfach ungläubig und gottlos sind. Die Furcht Gottes muß auch der Anfang
dieser Weisheit sein, wenn die Resultate der wissenschaftlichen Forschung — ganz be
sonders auf dem Gebiete der Gesundheitspflege — von Gottes Segen begleitet sein
sollen. „Wo der Herr das Haus nicht baut, arbeiten die Bauleute umsonst." Diese
eminenten Wahrheiten, finden, Gott Lob! mehr und mehr in heilsamer Konkurrenz mit den
eingangs berührten Bestrebungen ihre muthigen Vertheidiger und in dem noch gut ge
bliebenen Theil der öffentlichen Presse, sowie in besonderen Broschüren werden schonungs
los die herrschenden Uebelstände und ihre wahren Ursachen aufgedeckt und beleuchtet, zu
gleich aber auch für ihre Abstellung die rechten Mittel bezeichnet.
Hierauf näher einzugehen, kann nach dem Wortlaut des Thema's nicht in unserer
Absicht liegen. Aber düs Gesagte wollten wir unserer Arbeit voranschicken, einestheils,
um in dieser Frage unsern Standpunkt zu kennzeichnen, das sittlich-religiöse Moment
zu primiren und Gott zu geben, was Gottes ist, um so anderntheils bei der Bearbeitung
des Thema's auch, ohne mißverstanden zu werden, dem Menschen geben zu können, was
des Menschen ist.
Ebenso wenig ein festes Vertrauen auf Gottes allmächtige Hilfe in Krankheits
fällen ausschließt, auch bei denen Hilfe zu suchen, deren Beruf es ist, das, was Kunst
und Wissenschaft der von Gott erschaffenen Natur abgewonnen haben, zum Frommen
der leidenden Menschheit in Anwendung zu bringen, ebenso wenig entspricht es dem
Willen des Herrn des Lebens, die Gesundheit unseres Leibes gering zu schätzen, insolange
es Gottes Ehre nicht erfordert. Dagegen ist es heilige Pflicht eines jeden Menschen/
alle erlaubten Mittel anzuwenden, der Erdengüter höchstes (Sir. 30, 14—17), die Ge
sundheit des Körpers zu schonen, den Leib vor Schädigung zu bewahren und frisch und
fähig zu erhalten, um als geeignetes Werkzeug jederzeit der Seele dienstbar sein zu
können für die Erreichung ihrer hohen Aufgabe.
Wir denken hiebei weniger an den bekannten Spruch der Alten: »Nana sang, in
' sann corpore," noch an die Worte Schillers:
„Das ist's ja, was den Menschen zieret,
Und dazu ward ihm der Verstand,
Daß er im innern Herzen spüret,
Was er erschafft mit seiner Hand"
sondern stützen uns hiebei auf die Worte der heiligen Schrift, welche uns nach Jesu
Sirach 37, 32—38; 31, 31 u. s.; 29, 28 ausdrücklich belehrt wissen will, wie
wir unsere Gesundheit zu pflegen haben.
In diesem Sinne erhoffen wir von ernsten, populären Unterweisungen und Auf
klärungen in der Gesundheitspflege ebenfalls Abhilfe von den herrschenden Uebelständen
in der körperlichen Erziehung des Menschen. Wir verlangen, daß diese Aufklärungen
in Sachen der Hygiene in den Volks- und Fortbildungsschulen geschehen und durch die
Schule hinausgetragen werden in's Leben, um so weit als möglich Gemeingut aller
Volksklassen, der Gebildeten und Ungebildeten zu werden. Und wir verlangen dies auch
in dem Sinne, als eine richtige, aus christlich-pädagogischen Grundsätzen gestützte Gesund-
heitspflege nothwendig die nöthige Befähigung hiezu voraussetzt, und diese vermittelt
ihm die G e s u n d h e i t s l e h r e.
Nun kann freilich die Gesundheitslehre in Rücksicht unserer Schulverhältnisse ein
besonderes Pensum in der Volksschule nicht bilden; gleichwohl bleibt es- Aufgabe der
selben, sie, wo sich immer beim Unterrichte Gelegenheit bietet, zu berücksichtigen und ganz
besonders die ihr von den Lesebüchern meist nur spärlich gewidmeten Abschnitte auf das
gewissenhafteste auszunützen. Das setzt in erster Linie voraus, daß sich der
Lehrer durch Lektüre und Studium das einschlägige Material vollständig zu eigen mache
und es beherrsche, und daß er, in Rücksicht des sehr ausgedehnten Feldes der Gesund
heitslehre und Gesundheitspflege, den Stoff sorgfältig sichte. Mit allgemein gehaltenen
und vom Zufall veranlaßten Andeutungen ist der Sache nicht gedient; vielmehr erheischt