Full text: Quartalheft der Katholischen Schulzeitung - 2.1879 (2)

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Wir müssen uns daher wohl hüten, den Resultaten der menschlichen Forschung 
einen zu großen Werth beizulegen, um so mehr, als die Träger der modernen Wissen 
schaft vielfach ungläubig und gottlos sind. Die Furcht Gottes muß auch der Anfang 
dieser Weisheit sein, wenn die Resultate der wissenschaftlichen Forschung — ganz be 
sonders auf dem Gebiete der Gesundheitspflege — von Gottes Segen begleitet sein 
sollen. „Wo der Herr das Haus nicht baut, arbeiten die Bauleute umsonst." Diese 
eminenten Wahrheiten, finden, Gott Lob! mehr und mehr in heilsamer Konkurrenz mit den 
eingangs berührten Bestrebungen ihre muthigen Vertheidiger und in dem noch gut ge 
bliebenen Theil der öffentlichen Presse, sowie in besonderen Broschüren werden schonungs 
los die herrschenden Uebelstände und ihre wahren Ursachen aufgedeckt und beleuchtet, zu 
gleich aber auch für ihre Abstellung die rechten Mittel bezeichnet. 
Hierauf näher einzugehen, kann nach dem Wortlaut des Thema's nicht in unserer 
Absicht liegen. Aber düs Gesagte wollten wir unserer Arbeit voranschicken, einestheils, 
um in dieser Frage unsern Standpunkt zu kennzeichnen, das sittlich-religiöse Moment 
zu primiren und Gott zu geben, was Gottes ist, um so anderntheils bei der Bearbeitung 
des Thema's auch, ohne mißverstanden zu werden, dem Menschen geben zu können, was 
des Menschen ist. 
Ebenso wenig ein festes Vertrauen auf Gottes allmächtige Hilfe in Krankheits 
fällen ausschließt, auch bei denen Hilfe zu suchen, deren Beruf es ist, das, was Kunst 
und Wissenschaft der von Gott erschaffenen Natur abgewonnen haben, zum Frommen 
der leidenden Menschheit in Anwendung zu bringen, ebenso wenig entspricht es dem 
Willen des Herrn des Lebens, die Gesundheit unseres Leibes gering zu schätzen, insolange 
es Gottes Ehre nicht erfordert. Dagegen ist es heilige Pflicht eines jeden Menschen/ 
alle erlaubten Mittel anzuwenden, der Erdengüter höchstes (Sir. 30, 14—17), die Ge 
sundheit des Körpers zu schonen, den Leib vor Schädigung zu bewahren und frisch und 
fähig zu erhalten, um als geeignetes Werkzeug jederzeit der Seele dienstbar sein zu 
können für die Erreichung ihrer hohen Aufgabe. 
Wir denken hiebei weniger an den bekannten Spruch der Alten: »Nana sang, in 
' sann corpore," noch an die Worte Schillers: 
„Das ist's ja, was den Menschen zieret, 
Und dazu ward ihm der Verstand, 
Daß er im innern Herzen spüret, 
Was er erschafft mit seiner Hand" 
sondern stützen uns hiebei auf die Worte der heiligen Schrift, welche uns nach Jesu 
Sirach 37, 32—38; 31, 31 u. s.; 29, 28 ausdrücklich belehrt wissen will, wie 
wir unsere Gesundheit zu pflegen haben. 
In diesem Sinne erhoffen wir von ernsten, populären Unterweisungen und Auf 
klärungen in der Gesundheitspflege ebenfalls Abhilfe von den herrschenden Uebelständen 
in der körperlichen Erziehung des Menschen. Wir verlangen, daß diese Aufklärungen 
in Sachen der Hygiene in den Volks- und Fortbildungsschulen geschehen und durch die 
Schule hinausgetragen werden in's Leben, um so weit als möglich Gemeingut aller 
Volksklassen, der Gebildeten und Ungebildeten zu werden. Und wir verlangen dies auch 
in dem Sinne, als eine richtige, aus christlich-pädagogischen Grundsätzen gestützte Gesund- 
heitspflege nothwendig die nöthige Befähigung hiezu voraussetzt, und diese vermittelt 
ihm die G e s u n d h e i t s l e h r e. 
Nun kann freilich die Gesundheitslehre in Rücksicht unserer Schulverhältnisse ein 
besonderes Pensum in der Volksschule nicht bilden; gleichwohl bleibt es- Aufgabe der 
selben, sie, wo sich immer beim Unterrichte Gelegenheit bietet, zu berücksichtigen und ganz 
besonders die ihr von den Lesebüchern meist nur spärlich gewidmeten Abschnitte auf das 
gewissenhafteste auszunützen. Das setzt in erster Linie voraus, daß sich der 
Lehrer durch Lektüre und Studium das einschlägige Material vollständig zu eigen mache 
und es beherrsche, und daß er, in Rücksicht des sehr ausgedehnten Feldes der Gesund 
heitslehre und Gesundheitspflege, den Stoff sorgfältig sichte. Mit allgemein gehaltenen 
und vom Zufall veranlaßten Andeutungen ist der Sache nicht gedient; vielmehr erheischt
	        
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