Püflagostisd
Organ 8gs UMfälilcher, PioDinjialoerems 9es „Kath. Lehreroerbanäes“ und 3er
„Bermann-Buberfus-Stiffung“.
Gratisbeilagen: „Liferafurbiatf“, „Jugend- und Dolhslehfüre“.
Aerausgegeljen uon 9en DorflänDen Dieser vereine unser 9er Öeranfröorfüchheif 9es Verlegers.
Verlag un9 ßefchäffsnelle: J. Stahl in Arnsberg.
2 r ’ 23.
Brnsberg, Samstag den Y. üuni lYStz.
2. üahrgang.
erscheint jeden Samstag im Umfange von wenigstens 16 Seiten.
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künde ^"tzaltsverzeichnis. Die Kirnst in der Schule. — DieHüniat-
Bolksschule. — Eberhard van Rochows Verhältnis zum
"8all (x/opinisinils. — Gesinnungsbildung für Schule und Hans. — Der
des d»i.r ~ Die 12. Generalversammlung des Kath. Lehrerverbandes
Reiches zu Berlin am 3., 4., 5. und 6. Juni 11)06. —
Best? ! Clt ' ~~ Zengengebnhren — Tagegelder. — Anskunstsstelle des
Beia;.. ck -Vereins des Kath. Lehrerverbandes des deutschen Reiches. —
Steins "v.-Vereins des Kath. Lehrerverbandes des
^^^^^chrichten. — Dies und das — Inserate.
Die Kunst in der Schule.
fj er mtfmerfföincn Auges und mit empfänglichen Lehrer-
11 oie Verhandlungen der Lehrerversammlungen der letzten
der ^ ^befolgte, lver eifrig und mit Interesse die Äußerungen
o'Ochtzresse studierte, lver mit einem Worte auf dem
in Logischen Gebiete, solveit 9leu- imb R e f o r mb estrebnngell
eins o . ^chl kommen, kein Fremdling geblieben ist: betn wird
a(( c ° entgangen sein, das sich lvie ein roter Faden durch
Ä^ik^^^ndlungen der Lehrertage solvohl. als auch durch die
dys S.r Cr Fachpresse hindurchzog und noch zieht, ich meine
F^'d,/^aglvort: Erziehung zum Kunstgenuß! die entschiedene
hin,-. l 'r Un iJ, daß die Schule unter anderem auch die Berpflich-
^"Ui> s r P utiui inivvum UllWj VtV« ( vlu ;
tjei’ , ^ie ästhetische Bildung der Kinder mehr als bis
und m Ordern, daß die Kunst in die Schule hineingehöre
Weiln ich soeben den Ausdruck „Schlag-
zeich» ..^brauchte, so lvill ich durchaus nicht das damit be-
Äin C ® tre * lcu als ein tadelnswertes oder verfehltes be-
inan wenn ich anderseits auch der Meinung bin, daß
gewgg^ wch über das Ziel hinausschießt, da es sich in dem
rnna oaFhnfange wohl nie realisieren wird. Die Forde-
shr'a!,VzUusklerischer Erziehung" leidet offenbar an einer
Fuqeirn c n Unrichtigkeit und sachlichen Überspanntheit. Unsere
emL ö i°K und kann in ihrer Gesamtheit nicht zu Künstlern
des §>V„^brden. Daher sollte ntan besser von der Pflege
Die (vj ülu ' n , nicht aber von künstlerischer Erziehung reden.
'' Anregung in dieser Frage ging von Hamburg aus,
stifte o? Hamburg, das in jüngster Zeit in der Jugend-
Stem, oine — sagen lvir — höchst merklvürdige
auf z "'9 eingenommen hat. Bereits im Jahre 1896 lvurde
gestellt deutschen Lehrerversammlung in Hamburg der Antrag
Und z'. "dhis Gründen der Pädagogik, der sozialen Ethik
zum J X Nationalökonomie muß die Erziehung der Kinder
nwralü^>^'uuß gleichberechtigt neben der intellektuellen und
jchen Erziehung stehen. Deshalb sind besonders im
Literatur-, Zeichen-, Gesang-, Turn- und Handarbeitsunter
richte solche Stoffe, die einen künstlerisch und ästhetisch er
zieherischen Wert besitzen, zu bevorzugen." Der Urheber
dieses Antrages, der im Prinzip die Zustimmung der Ver-
sammlung fand, lvar die Hamburger Vereinigung für ästhe
tische Erziehung. Man konnte sich der Ansicht nicht ver
schließen, daß der Schule neben der Ausbildung des Ver
standes auch die des Empfindens und des Geschmackes ob
liege. In der Seele des Kindes sind, wie uns die Wissen
schaft der Psychologie lehrt, neben intellektuellen und mora
lischen auch ästhetische Anlagen vorhanden, die der Entwick
lung bedürfen. Gerade in der gegenwärtigen Zeit, in welcher
der' Materialismus deu Idealismus zu überwuchern droht,
ist die ästhetische Bildung der Jugend von besonderer Bedeu
tung. Denn der Kunstgenuß ist es, der den Menschen aus
dem ewigen Einerlei des Alltagslebens emporhebt in das
Reich der Ideale. Ohne aufdringliche Absicht soll und will
die Liebe zur Kunst nichts weiter als Sinn und Begierde
vom Niedrigen und Gemeinen ablenken und dein Hohen und
Reinen zuwenden, also im wahrsten Sinne des Wortes er
zieherisch wirken. Gleichwohl ist der Kunstgenuß gegenwärtig
nur einer Anzahl Bevorzugter zugänglich. Ihn mehr als
bisher zum Gemeingut des deutschen Volkes zu machen, dazu
kann und soll die Schule durch die Entwicklung der ästhe
tischen Anlagen im Kinde beitragen. Es bleibt bei Lösung
dieser Aufgabe alles ausgeschlossen, was mit dem Kunstunter
richte zusammenfällt, was die Beurteilung von Kunstwerken
berührt. Damit würden ja nach dem Satze: „Schnell fertig
ist die Jugend mit denk Wort" Kunstschwätzer herangebildet,
das künstlerische Empfinden aber geradezu untergraben. Diese
der Schule gestellte Aufgabe ist im Grunde nicht gar zu
schwer und auch keineswegs neu. Lassen Sie mich dafür den
Beiveis erbringen.
Die Aufgabe ist, so sage ich, nicht so schwer, lvie es
auf den ersten Blick scheinen möchte. Die Anlage zur Kunst
ist in jedem Kinde vorhanden, die Kunst wirft schon in die
ersten Lebensjahre ihre Lichtstrahlen. Ich erinnere Sie an
einen Ausspruch Goethes im 4. Kapitel von Wilhelm
Meisters Lehrjahre: „Kinder wissen aus allein alles zu
machen, jeder Stab wird zur Flinte, ein Stückchen Holz zum
Degen, jedes Bündelchen zur Puppe, jeder Winkel zur Hütte."
Daß in diesen Worten das Wesen jeglichen Kunstgenusses
angedeutet liegt, ist uns wohl kaum zum Bewußtsein ge-