Statt frohen Willkommgruß zu entbieten, müssen wir unseren
Lesern schmerzliche Nachricht geben. Kriegsleiö ist auch über das
Cassianeum gekommen. Einem nimmermüden Kämpfer für heilige
Ideale sind die Waffen entsunken.
Ludwig Ruer,
der Gründer und Leiter der pädagogischen Stiftung
Cassianeum,
weilt nicht mehr unter uns. Noch im Rprilheft des ,Pharus' 1914
konnten wir ihm zum 76. Geburtstage eine kurze pädagogische
Würdigung zuteil werden lassen, wir wendeten uns damals auch
an unsere Lehrerschaft und warben für den Lieblingsgedanken
des greisen Jubilars: Schaffung eines „Erziehungsheims heilig-
Rreuz", das eine Stätte werden sollte zur Erforschung möglichst
der besten praktischen Erziehungsmethoden. Der Ruf war nicht
ungehört verhallt. Da gebot der Weltkrieg Stillstand - und der
Herr über Leben und Cod hatte in seiner Vorsehung beschlossen,
das ideenreiche Schaffen seines Dieners zu beendigen und ihn
selbst zur ewigen Ruhe einzuberufen.
Gnkel Ludwig tot!
Rm Feste der Unschuldigen Rinder, mittags 12 Uhr, schloß
der greise Rinderfreund seine Rügen im Todesschlummer. Die
christliche Volks- und Jugenderziehung verliert mit ihm einen
überzeugungstreuen Freund, der mit unerschütterlichem vertrauen
auf den Sieg die Fahne der christlichen Erziehungsgrundsätze
hochgehalten hat und als Pionier unerschrocken für sie eingetreten
ist. — ,Pharus' sollte nach seiner ausgesprochenen Rbsicht ein
Zentralorgan zur Vertretung der spezifisch christlichen Erziehungs
ideale werden und für seine pädagogische Stiftung Cassianeum
das Sprachrohr zur Verbreitung, Vertiefung und Ruswertung
dieser Ideale bilden. In häufigen, eingehenden Russprachen mit
den Mitgliedern seines Pädagogiums und in vielen Spezial
besprechungen mit dem verantwortlichen Schriftleiter des ,Pharus'
suchte der edle verstorbene immer tiefer den Ideenreichtum und
Ideengehalt der christlichen Erziehungsgrundsätze zu erschließen und
die Begeisterung hierfür immer lebendiger zu gestalten. ,Pharus'
wird, so Gott will, mit Hilfe treuer Mitarbeiter und Leser auch in
Zukunft für die heilige Sache christlicher Pädagogik arbeiten und
so das geistige Vermächtnis Ludwig Ruers in Ehren halten. Möge
auch die pharusgemeinde dem dahingeschiedenen Kämpfer für
christliche Erziehungsgrundsätze ein ehrendes Rndenken bewahren
und in seinem Sinne wirken nach dem Motto des verewigten:
Rlles mit Gott, für Gott, zum Besten der Jugend und des Volkes!
VonauwÖrth, 29. Dezember 7914.
I. Weber,
Chefredakteur des ,Pharus'.