Full text: Pharus - 6.1915, Halbjahrband 1 (6)

Pädagogische Werttheorie. -- 
zugrunde liegenden Werte der Logik nach dem obigen den Vorzug einer 
leicht allgemein anzuerkennenden Sicherheit besitzen. 
Fraglich ist dagegen und eine nächste Aufgabe der philosophischen Wert 
theorie oder Timologie oder Axiologie wird die Untersuchung sein, ob diese 
drei Gebiete den Umfang der praktischen Werte erschöpfen, oder aber ob 
noch andere Gebiete hinzugenommen werden müssen. Unseres Erachtens stellt 
sich nun hier ein zweifaches ein. 
Einerseits eröffnet sich das Gebiet des Praktischen oder Zweckmäßigen 
im engeren Sinn oder des Technischen im weiteren Sinn. Will ich eine 
Wanderung gut durchführen, so sind mir dabei gewisse Ausrüstungsgegenstände 
wertvoller als andere. Das unterscheidet sich auch dann scharf genug vom 
Ethischen, Aesthetischen und Logischen, wenn man diese drei „höheren" Werte 
als Zwecke, zu denen Mittel geschafft werden müssen, also teleologisch auf 
faßt. Sie werden im Handeln „verwertet". Auf diese aber bezieht sich eben 
alles in unserem Sinn Technische. Sein Kern ist das Verhältnis von Mitteln 
zu Zwecken. Welche Anwendung dies für die Pädagogik finden wird, läßt 
sich bereits jetzt ahnen. 
Anderseits bleibt noch das Gebiet der Werte übrig, die lediglich in 
ihrer wohlgefälligen Einwirkung auf das Gefühl eines Lebewesens bestehen. 
Diese Einwirkung hängt von dem Verhältnis der Objekte zur Verfassung des 
Lebewesens ab und ist insofern, obwohl sie in einem subjektiven Erleben 
besteht, doch ebenso wie alle hier besprochenen Werte objektiv begründet, kann 
allerdings auch selbst wieder Gegenstand einer subjektiven Wertung oder Wert 
schätzung werden. Hierher gehören vielerlei Eindrücke, vom niedersten Sinnen 
genuß bis zur höchsten und feinsten Seligkeit, also durch alle Arten von 
Gefallen (und Mißfallen) hindurch. Ueberdies können alle anderen Werte 
(die ethischen, ästhetischen, logischen und technischen) zu solchen Wohlgefallens 
werten werden, ohne jedoch ihren eigenen Charakter erst diesem Eindruck zu 
verdanken. Das hier aufgeschlossene Gebiet ist längst bekannt unter den 
Bezeichnungen des Hedonischen und — mit mehr oder minder weitem Wort 
gebrauch — des Eudämonischen. 
So haben wir eine fünfgliederige Unterscheidung von Gebieten oder Klassen 
der Werte. Vermissen mag man unter ihnen vor allem die religiösen Werte. 
Jedenfalls aber scheinen sie uns unmöglich diesen fünfen koordiniert werden 
zu können. Man wird sie entweder als ihnen so zugrunde liegend denken 
können, daß die fünf irdischen oder weltlichen Werte nur eben Ableitungen 
des religiösen Grundwertes sind; oder umgekehrt: man kann Synthesen aus 
jenen denken und als die größte von diesen Synthesen die der religiösen 
Werte betrachten. Uns scheint es besser zu sein, die Abrechnung zwischen 
Theologie und Werttheorie auf eine eigene Gelegenheit warten zu lassen, als 
sie hier nebenbei abzutun. 
Mag aber nun unsere Reihe von fünf Wertgebieten oder hinwider eine 
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