Pädagogische Werttheorie.
Werte zweckmäßigerweise den Ausdruck Güter gebrauchen, ihn demnach nicht
gut für Werte schlechtweg als für ideale Gegenstände verwenden.
Wie wir dann allenthalben von Lebens- und Rechtsgütern usw., für uns
speziell von Erziehungs- und Lehrgütern usw. sprechen, die wir in den Inhalten
unserer pädagogischen Darbietungen zu suchen haben, ist nichts Neues mehr.
Den Gebrauch des Ausdruckes „Güter" für realisierte Werte hat namentlich
Max Scheler gefordert und durchgeführt in seiner Abhandlung ,Der For
malismus in der Ethik und die materiale Wertethik' I (im ,Jahrbuch für
Philosophie und phänomenologische Forschung', 1/2, Halle a. S., 1913, auch
separat). Die timologischen Beiträge dieser Abhandlung zur Pädagogik sind
überhaupt beachtenswert; Referent hat sich mit ihnen in seiner Abhandlung
„Pädagogische Phänomenologie" auseinandergesetzt, die in den,Lehrproben
und Lehrgängen' 1915 erscheint. Auch die unten näher zu erwähnende Wert
philosophie von Windelband und Rickert scheint die terminologische
Auseinanderhaltung von Werten als Idealen und von Gütern als realen
Gegenständen zu verlangen.
Das Verhältnis von idealen Gegenständen zu realen ist keineswegs schlecht
weg das des Allgemeinen zum Besonderen. Den idealen Gegenstand, also
z. B. eine mathematische Gestalt oder Beweisführung, verstehen wir am
besten zunächst ganz ohne Rücksicht auf jene Unterscheidung, obwohl sie
natürlich auch hier beispielsweise in den Gattungen und Arten: Polygon,
Viereck, Rechteck usw. besteht. Ebenso und wohl greifbarer besteht der Gegen
satz zwischen Allgemeinem und Besonderem in der Welt der Realitäten, nur
allerdings mit den alten Schwierigkeiten, wie sie die Skepsis gegen die wirk
liche Existenz von Allgemeinheiten überhaupt längst aufgeworfen hat. Vielleicht
wird eine weiter durchgeführte Gegenstandstheorie alles Allgemeine überhaupt
aus dem Realgebiet ins Jdealgebiet zurückverschieben; wobei dann allerdings
wohl noch mehr als bisher zum Bewußtsein kommen wird, daß der Ausdruck
„ideale Gegenstände" nach neuerer Terminologie dem nicht bloß „ideen"-
mäßigen Bestände der mathematischen und anderer Gegenstände nicht genug
gerecht wird.
Wichtiger als diese Philosophica ist für uns die prinzipielle Annahme,
daß alle idealen Gegenstände realisiert werden können, soferne nicht einzelne
Hindernisse da sind, — und ebenso, daß alle realen Gegenstände zugleich auch
als ideale Gegenstände aufgefaßt werden können, wenn nur eben das Reale
von ihnen abgestreift, wenn also diejenige Reduktion mit ihnen vorgenommen
wird, welche (von E. Husserl) „eidetische" genannt worden ist. Man kann
sogar eine Tendenz der idealen Gegenstände zur Realisierung annehmen, ohne
einer allzu großen Phantasie beschuldigt zu werden; eher würde dies der
Fall dann sein, wenn man von einer Tendenz der realen Gegenstände nach
einem Rückzug in die Welt der bloß idealen sprechen wollte.
Für uns kommt es hauptsächlich darauf an, welchen Weg die uns inter-