Erziehungsgrundsätze eines Feldherrn.
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auch die Vorschrift, daß der Katechismus in der Schule erst gelehrt werden darf,
wenn die Kinder zehn Jahre alt sind, aus der Welt schaffen, und so noch zehn
bis zwölf Punkte, die alle komplette Feinde einer religiösen Erziehung sind. An
statt daß die Leute nun einsehen sollten, daß alles das einfach geboten ist, um
Glauben in die Kinder zu bringen, wird es ausgelegt als Devotion gegen die
katholische Kirche. Darin liegt die Schwierigkeit. Aber man muß durch. Die
Presse fällt tüchtig über mich her..."
Wir dürften wohl nicht zu viel behauptet haben, wenn wir die allgemeinen und
speziellen Erziehungs- und Bildungsgrundsätze des preußischen Generalfeldmarschalls
Edwin v. Manteuffel als einen zeitgemäßen Beitrag zur Geschichte der Pädagogik,
besonders zur entschiedenen Befolgung in der Gegenwart bezeichnen. Der rauhe
Krieg der Gegenwart hat die Erziehungsideen Manteuffels in allen Einzelzügen
als wahr und recht erwiesen.
Unterrichtliche Willensbildung.
von Zeminar-Dberlehrer H. volkmer, pilchoroitz (Dberschlesien).
ist geradezu notwendig, immer und immer wieder darauf hinzuweisen, welche
^ Bedeutung der Herbartschen Pädagogik für die indirekte Willensbildung durch
den Unterricht zukommt. Ist man doch vielerorts geneigt, im Herbartschen Unter
richtsverfahren ein ausschließliches Mittel der intellektuellen Förderung des Zöglings
zu sehen. Der Ausdruck einseitiger Intellektualismus, den man auf die Herbartsche
Pädagogik hie und da angewendet hat, läßt die letzten Absichten der Herbartschen
pädagogischen Beeinflussung des Zöglings ganz außer acht. Es ist nötig, darauf hinzu
weisen, daß auch die neuere Lehrkunst noch Herbartsche Gedanken verwendet, wenn sie
durch Beeinflussung des Vorstellungslebens indirekt den Willen des Zöglings beein
flußt. Starke Vorstellungen werden auch heute noch auf verschiedenen Lehrgebieten
erweckt, um Willensbildung durch sie zu befördern. Auch heute noch tun wir gut,
bei Behandlung kirchengeschichtlicher Abschnitte klar und deutlich jene Vorstellungen
von Erlebnissen und Taten der Heiligen herauszustellen, die durch ihre Eigenart
auf unsere Jugend eine vorbildliche Wirkung ausüben. Je bestimmter und an
schaulicher dieses geistige Sehen beim Kinde ist, desto leichter wird der Wille des
Kindes angespornt, ebenfalls jene Tugend zu üben, jenes Opfer zu bringen. Aber
so wichtig diese indirekte Willensbildung auch heute noch ist, so genügt sie
doch der neueren Lehrkunst nicht. Die neuere moralpädagogische Richtung will
direkte Willensbildung fördern, will unmittelbar auf den Willen einwirken. Freilich
ist das zunächst eine Einwirkung, die weniger auf dem Gebiete des Unterrichts
als auf dem der Erziehung im engeren Sinne liegt. Wenn ich mit den Schülern
einen Spaziergang unternehme und die Schüler anleite, das schon mitten im Wege
sich einstellende Durstgefühl tapfer zu überwinden und den Marsch noch weiter bis
zum festgesetzten Ziele fortzusetzen, so habe ich Gelegenheit, auf den Willen meiner
Schüler unmittelbar kräftigend einzuwirken. Dergleichen Gelegenheiten nutzt die
pädagogische Führung der Jugend heute — besonders angeregt durch die Foerstersche
Pädagogik — auf Schritt und Tritt aus. Es fragt sich nur, ob auch in der Lehr
kunst selbst, also im Unterrichte, sich Gelegenheiten zu dieser unmittelbaren Willens
bildung vorfinden. Von vornherein ist freilich festzustellen, daß an und für sich