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Unterrichtliche Willensbildung.
Zahlen mit Grundzahlen zur Uebung. Welche Summe von Zeit wird vielerorts
mit dem fortwährenden Stellen neuer Aufgaben verschwendet, und wie gering ist
die Ausbeute an willensbildender Kraft des Unterrichts, wenn eintönig bald diese
Aufgabe (5X37), bald jene (6X43) gestellt wird. Warum hier nicht die Reihen
bildung in den Dienst der Uebung ziehen? Wir wollen das Einmaleins mit 48
bilden. Schüler A. sagt jedesmal die Aufgabe an (2 X 48), Schüler B. nennt
das erste Ergebnis (80), Schüler C. das zweite (16), Schüler D. faßt die Ergeb
nisse zusammen (96), Schüler E. wiederholt die ganze Aufgabe und Hauptergebnis
(2 x 48 — 96). Nun in derselben Weise weitergeführt: 3X48,4X48 usw.
Wie wenig braucht der Lehrer zu sprechen, aber — was hier das Wichtigste ist —
wie sehr regt diese Reihenbildung das beharrliche und tatkräftige Wollen des
Zöglings an. Es ist ferner für die Technik der rechten Uebung im Sinne
einer möglichst kraftvollen Willensbeeinflussung des Zöglings bedeutsam, wenn das
Tempo dieser Uebung in rechter Weise eine Beschleunigung erfährt. Es schadet
nichts, wenn beispielsweise im zweiten Schuljahre das Abziehen der 7 ganz langsam
erfolgt (100, 93, 86 usw.), wenn nur bei dieser Gymnastik des Willens der Schüler
den Kampf gegen die Ablenkbarkeit seines Wollens recht tapfer kämpft. Allmählich
beschleunigen wir das Zeitmaß, um so die Gelegenheit zum Eindringen störender
Assoziationen immer mehr zu verringern; freilich wird dadurch die Anforderung an
die Spannung und Konzentration der Aufmerksamkeit immer mehr erhöht. — Die
rechte Uebung erhält dadurch an manchen Stellen erst ihre willensbildende Kraft,
daß der Schüler zur Umformung der dargebotenen Stoffe gezwungen wird.
Haben die Kinder beispielsweise ein Lesestück über die Städte am Rhein gelesen,
so mag die einfache Wiedergabe dieses Lesestückes wohl ein geeignetes Mittel für
einfache Sprechübungen sein, aber in dieser bloßen Wiedergabe des Inhalts liegen
doch viel zu wenig willensbildende Kräfte. Diese treten viel stärker in Wirksamkeit,
wenn die Forderung so lautet: Ich nenne eine Stadt; ihr nennt jedesmal das.
was wir uns beim Besuche dieser Stadt zuerst ansehen würden! In dieser Auf
gabe liegt unmittelbar Anregung zur kräftigen Willensanspannung. Eine ganze
Menge geistiger Teilaktionen muß schnell und sicher vollzogen werden. Schüler,
welche im Verlaufe des Unterrichts fleißig an derartige Formen der Uebung gewöhnt
find, erreichen auch jene formale Kraft, die sie bei Prüfungen befähigt, ihre Auf
merksamkeit mit Aufbietung besonderer Willenskraft auf dieses oder jenes, was
gerade gefordert wird, zu lenken. So sehen wir, wie im Gebrauche der rechten
Uebung eine ganze Reihe Gelegenheiten zur direkten Willensbildung liegen.
Da jede Willensanstrengung einen Kräfteverbrauch darstellt, so muß der Unter
richt eine gewisse Oekonomie im Verbrauch der Willens- und Auf
merksamkeitsenergie beachten. Dies ist besonders bei den ersten Sprech
übungen, vor allem in Schulen, deren Kinder von Hause aus einer anderen Sprach
gemeinschaft angehören, zu beachten. Wird hier nicht die Unterscheidung von
höheren und niederen Tätigkeiten ins Auge gefaßt, so wird leicht Aufmerksamkeits
und Willensenergie an unrechter Stelle verschwendet. Es ist nämlich zwar an und
für sich durchaus richtig, das Sprechen mit dem Tun (Handeln) zu verbinden. Da
aber dem ungeübten Sprecher das Sprechen selbst viel Mühe macht, und da des
halb das Kind der sprachlichen Darstellung einen großen Teil seiner Aufmerksamkeit
mit aller Willensanstrengung widmen muß, so dürfen mit diesem Sprechen nur