Full text: Pharus - 6.1915, Halbjahrband 1 (6)

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Literatur zum schaffenden Lernen. 
hemmt Werden, aber einfache Winke und Klassenanregungen sollen fördern. Man 
wird bei diesen zuletzt genannten Büchern nicht übersehen dürfen, daß keine gleich 
mäßigen Klassenleistungen erzielt werden können, sondern daß hier die Begabung 
der Kinder eine große Rolle spielt. Aber zum Versuch der bildlichen Darstellung 
neben der sprachlichen sollen doch alle Kinder gebracht werden. 
In den Darstellungen über manuelle Betätigung tritt heute das nach tech 
nischen Prinzipien aufgebaute Material völlig abseits von jenen Arbeiten, die ich 
selbst in meinem Buche „Bildung durch Selbsttun" (München 1912, Jsariaverlag) 
als charakteristisch für die rechtverstandene Arbeitsschule beschrieben habe. In 
den hier bereits angezogenen „Handbüchern für modernen Unterricht" ist eine Dar 
stellung dieser Art erschienen? Wer den Anschauungsunterricht vertiefen will, wird 
zugeben, daß Arbeiten, die hier beigebracht sind, z. B. zum Thema „Wie der 
Mensch die Dinge anfaßt", „Wie der Mensch etwas entzweibringt", oder „Ver 
wendung des Trichters", oder „Ein Kinderfest" nicht Spielereien sind, sondern zu 
jener Erfassung des Wesentlichen und Eigenartigen führen, die der Anschauungs 
unterricht doch erzielen will. 
Scherer, der den Namen „Werkunterricht" unseres Wissens geprägt hat, hat 
neuerdings eine zusammenfassende Darstellung geboten? Das Buch ist vorwiegend 
theoretischer Art und auch von der philosophischen Auffassung Scherers getränkt, 
die allgemein bekannt ist. Es scheint uns dabei die Bedeutung der manuellen Be 
tätigung zu sehr in den Vordergrund gerückt und den idealen Kräften, wie sie 
besonders in der Religion fundiert sind, zu wenig Rechnung getragen. 
Wohlrab hat zu seinen bekannten und in der Praxis viel verwendeten Bei 
spielen aus der Elementarklasse und im zweiten Schuljahr nun die Beschreibungen 
seiner Arbeit im dritten Schuljahr gefügt? Man wird nicht in allem mit ihm 
gehen, so z. B. in der Anschauung, daß die Schöpfungsgeschichte ein zu schwieriges 
„Problem" für acht- bis neunjährige Kinder sei. Das „Problem" tritt erst später 
auf. Auch scheint mir das Beispiel „Isaaks Opferung" auf dieser Stufe viel zu 
sehr wissenschaftlich belastet und die Weihnachtsgeschichte viel zu sehr an die Weih 
nachtsgebräuche von heute geknüpft; aber besonders jene Kapitel, die es mit der 
Beiziehung der körperlichen Arbeit zu tun haben, find doch so anregend, daß der 
Lehrer mit Dank das Buch aus der Hand legen wird. 
Für das zweite Schuljahr liegt eine noch ausführlichere Monographie von 
Pöschl vor? Die Einzeldarstellungen, wie fie eben dieser Lehrer für seine Schul- 
1 Röhr, Jos., Geistesbildung durch Arbeit. Mit 15 Zeichnungen und 6 Tafeln, Ham 
burg und Berlin 1913, A. Janssen, 91 S., Mk. 1,80, geb. Mk. 2,60. (Handbücher für 
modernen Unterricht, 2. Bd.) 
2 Scherer, Heinrich, Arbeitsschule und Werkunterricht. Beitrag zur Ausgestaltung der 
Volksschule als Erziehungs- und Bildungsschule. II. Ausbau. Leipzig 1913, Nemnich, 
IV, 213 S., geb. Mk. 4,80. (Die Pädagogik der Gegenwart, 4. Bd., 2. Teil.) 
a Wohlrab, E. H., Zum dritten Schuljahr. Nach Art seiner „Jahresarbeit einer Ele 
mentarklasse" und seines „Zweiten Schuljahres" skizzenmäßig ausgeführt nach den Grund 
sätzen der Lern- und Arbeitsschule. Leipzig 1913, E. Wunderlich, VIII, 198 S., Mk. 2,50, 
geb. Mk. 3. 
* Pöschl, I. F., Das zweite Schuljahr. Im Sinne moderner Bestrebungen nach den 
Grundsätzen der Arbeitsschule. Wien 1913, Quidde. (Der Volksschulunterricht in zeit 
gemäßer Gestaltung, 2. Teil.) IV, 510 S., geb. Kr. 6,80.
	        
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