Literatur zum schaffenden Lernen.
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Verhältnisse gemacht hat, find noch breiter als bei Wohlrab, aber als Beispiel dafür,
„Wie es einer gemacht hat" von Interesse. Ich möchte besonders dabei auf das
unterrichtsgeschichtliche Interesse hinweisen, das diese Veröffentlichungen besitzen,
wenn man etwa diese neueren Bücher mit den „Schuljahren" Neins vergleicht. Der
Schritt von der mehr Passiven Haltung des Schülers zur Selbsttätigkeit tritt da
bei deutlich veranschaulicht in Erscheinung. Schließlich sei in diesem Zusammen
hang das bekannte Münchener Sammelbuch von Warmuth 1 erwähnt, dessen dritter
Band nun abgeschlossen vorliegt. Aus allen Klassen sind in der Art, wie wir in
der Rundschau des letzten Heftes des „Pharus" Anregungen wiedergaben, hier
Beispiele gegeben, Stoffskizzen, Einzelbeispiele, Darstellungsserien, sodaß sich bei
gelegentlich notwendigem Nachschlagen oft die rechte Hilfe einstellt.
pädagogische Belletristik
Luis.
Roman von Pierre Lhande, S. J. - Autorisierte Uebersetzung von L. Schlesinger.
Das Ztiergefecht.
<7>as beliebteste Spiel in allen Kollegien Andalusiens ist unzweifelhaft das Stier-
^ gefecht: La corrida de toros. Die meisten der später berühmt gewordenen
Toreros hatten sich in ihrer Jugend auf den Spielplätzen oder in den Spielsälen
herangebildet. Meist mittelmäßige Schüler, aber vorzügliche, von allen Mitzöglingen
bewunderte Spieler, hatten sie dort den Grund zu ihren späteren Triumphen und
ihrem oft beträchtlichen Vermögen gelegt. Die Veranstaltung dieser Uebungsspiele
kostet nicht allzu viel und ist nicht allzu schwierig: ein paar Hörner an einem
grausigen, ledernen Kopfhelm, den ein Kleiner über den Kopf stülpt, mehr braucht
es nicht, um einen Stier darzustellen. Einige auf Stelzen laufende Knaben stellen
die Pferde vor. Und in den Spielschränken gibt es immer etliche Capas (Schulter
mäntel) aus scharlachrotem Lüster, hölzerne Schwerter und Banderillas. Mit so
bescheidenen Mitteln gelingt es jedem Andalusier, nach Belieben tragische oder
komische Wirkungen bei den Zuschauern zu erzielen. Dabei trägt er eine so ernste,
kaltblütige Miene zur Schau, er versteht es, sich so zierlich zu bewegen und so
mannigfaltige, kunstvolle Posen einzunehmen, daß man kaum mehr daran denkt, daß
es harmlose Kinder sind, diese kleinen Toreros, die in so liebenswürdiger Art alle
Vorzüge des andalusischen Volkes zur Geltung bringen.
In Lora del Mar war man in diese Stiergefechte geradezu vernarrt. Die
Sevillaner gaben hier ja den Ton an. Auf ihren Schreibpulten standen unfehlbar
farbige Ansichtskarten, auf denen in bunten Farben und mit reicher Goldauflage
die prächtig kostümierten berühmtesten Espades Porträtgetreu abgebildet waren.
Von Hause brachten fast alle eine rotseidene Capa mit goldbesticktem Kragen,
manche sogar eine vollständige Torero-Uniform mit ins Pensionat.
Die Gräfin T. hatte es, wie erinnerlich, wohl unterlassen, ihrem Luis seine
Wintersachen mitzugeben, aber das hübsche Torero-Kostüm hatte sie nicht vergessen,
das der gute heilige Nikolaus dem Kinde jüngst gebracht hatte. Leichtfertigkeit
* Warmuth, Praxis der Arbeitsschule, 3. Bd., München 1913, K. Schnell, Mk. 3.
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