Full text: Pharus - 6.1915, Halbjahrband 1 (6)

Literatur zum schaffenden Lernen. 
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Verhältnisse gemacht hat, find noch breiter als bei Wohlrab, aber als Beispiel dafür, 
„Wie es einer gemacht hat" von Interesse. Ich möchte besonders dabei auf das 
unterrichtsgeschichtliche Interesse hinweisen, das diese Veröffentlichungen besitzen, 
wenn man etwa diese neueren Bücher mit den „Schuljahren" Neins vergleicht. Der 
Schritt von der mehr Passiven Haltung des Schülers zur Selbsttätigkeit tritt da 
bei deutlich veranschaulicht in Erscheinung. Schließlich sei in diesem Zusammen 
hang das bekannte Münchener Sammelbuch von Warmuth 1 erwähnt, dessen dritter 
Band nun abgeschlossen vorliegt. Aus allen Klassen sind in der Art, wie wir in 
der Rundschau des letzten Heftes des „Pharus" Anregungen wiedergaben, hier 
Beispiele gegeben, Stoffskizzen, Einzelbeispiele, Darstellungsserien, sodaß sich bei 
gelegentlich notwendigem Nachschlagen oft die rechte Hilfe einstellt. 
pädagogische Belletristik 
Luis. 
Roman von Pierre Lhande, S. J. - Autorisierte Uebersetzung von L. Schlesinger. 
Das Ztiergefecht. 
<7>as beliebteste Spiel in allen Kollegien Andalusiens ist unzweifelhaft das Stier- 
^ gefecht: La corrida de toros. Die meisten der später berühmt gewordenen 
Toreros hatten sich in ihrer Jugend auf den Spielplätzen oder in den Spielsälen 
herangebildet. Meist mittelmäßige Schüler, aber vorzügliche, von allen Mitzöglingen 
bewunderte Spieler, hatten sie dort den Grund zu ihren späteren Triumphen und 
ihrem oft beträchtlichen Vermögen gelegt. Die Veranstaltung dieser Uebungsspiele 
kostet nicht allzu viel und ist nicht allzu schwierig: ein paar Hörner an einem 
grausigen, ledernen Kopfhelm, den ein Kleiner über den Kopf stülpt, mehr braucht 
es nicht, um einen Stier darzustellen. Einige auf Stelzen laufende Knaben stellen 
die Pferde vor. Und in den Spielschränken gibt es immer etliche Capas (Schulter 
mäntel) aus scharlachrotem Lüster, hölzerne Schwerter und Banderillas. Mit so 
bescheidenen Mitteln gelingt es jedem Andalusier, nach Belieben tragische oder 
komische Wirkungen bei den Zuschauern zu erzielen. Dabei trägt er eine so ernste, 
kaltblütige Miene zur Schau, er versteht es, sich so zierlich zu bewegen und so 
mannigfaltige, kunstvolle Posen einzunehmen, daß man kaum mehr daran denkt, daß 
es harmlose Kinder sind, diese kleinen Toreros, die in so liebenswürdiger Art alle 
Vorzüge des andalusischen Volkes zur Geltung bringen. 
In Lora del Mar war man in diese Stiergefechte geradezu vernarrt. Die 
Sevillaner gaben hier ja den Ton an. Auf ihren Schreibpulten standen unfehlbar 
farbige Ansichtskarten, auf denen in bunten Farben und mit reicher Goldauflage 
die prächtig kostümierten berühmtesten Espades Porträtgetreu abgebildet waren. 
Von Hause brachten fast alle eine rotseidene Capa mit goldbesticktem Kragen, 
manche sogar eine vollständige Torero-Uniform mit ins Pensionat. 
Die Gräfin T. hatte es, wie erinnerlich, wohl unterlassen, ihrem Luis seine 
Wintersachen mitzugeben, aber das hübsche Torero-Kostüm hatte sie nicht vergessen, 
das der gute heilige Nikolaus dem Kinde jüngst gebracht hatte. Leichtfertigkeit 
* Warmuth, Praxis der Arbeitsschule, 3. Bd., München 1913, K. Schnell, Mk. 3. 
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