Full text: Pharus - 6.1915, Halbjahrband 1 (6)

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der Lehrenden nicht ordnungsmäßig vor 
gebildet waren. Erst seit dieser Zeit 
wurde ihre Anstellung verboten; wie 
denn England in den letzten Jahren 
große Anstrengungen zur Verbesserung 
seines werdenden Schulwesens gemacht 
hat. Die Aufwendungen des Staates dafür 
stiegen von 1902 bis 1911 von 16 auf 
238 Millionen Mark und der Finanz 
minister machte dem Parlament in der 
letzten Session die Mitteilung, daß der 
Staat im nächsten Jahre 77 Millionen 
Mark mehr als früher für das Erzie 
hungswesen bewilligen müsse, darunter 
allein 55 Millionen Mark für die Volks 
schule." 
In Rußland besteht überhaupt keine 
allgemeine Schulpflicht! Höchstens die 
Hälfte der Knaben besucht zwischen dem 
8. und 12. Jahr eine Schule. Dieser 
Prozentsatz wird noch dazu nur im besser 
entwickelten Westen desMiesenreiches 
erzielt. 
Uebung von guge und Ohr. 
Schulkommissär M. Walter (Pforz 
heim) gibt in seiner Schrift „Die mili 
tärische Vorbereitung unserer Jugend" 
(Pforzheim, G. Delff) vorzügliche Winke 
für Uebungen von Auge und Ohr. Zu 
nächst möge man an der Landstraße die 
Entfernung von 100 m gut einprägen. 
Man schreitet dann die 100 m ab und 
zählt die Schritte. Jeder merkt sich, 
wie viele Schritte er zum Zurücklegen 
von 100 m machen muß. Ist man beim 
nächsten 100 m-Stein angekommen, so 
zählt man nochmals zurück und schätzt 
dann weitere 100 m nach vorn. Bevor 
man diese abschreitet, sieht man nach der 
Uhr, sodaß man auch die Zeit weiß, die 
für diesen Weg nötig ist. Sind so 100 m 
mit dem Augen-, Schritt- und Zeitmaß 
gut eingeprägt, so werden Strecken von 
100 m Länge über Aecker, Wiesen und 
Baumgelände weg, im Wald, in auf 
steigendem und fallendem Gelände in 
stehender, knieender und sitzender Haltung 
abgeschätzt und mit einer Schnur oder 
Rundschau. 
auf der Karte gemessen. Sodann werden 
Abstände von 200, 300, 400 (Stand 
visier!), 800 und 1200 m sowie von 
1 und 2 km in ähnlicher Weise mit dem 
Auge, dem Schritt- und Zeitmaß ge 
schätzt und gemessen. Die Nachmessungen 
nimmt man bei größeren Entfernungen 
auf der Karte vor, indem man zum 
Schätzen immer auch auf der Karte leicht 
feststellbare Endpunkte, wie Waldränder, 
Wegweiser, Häuser, Hügelkuppen wählt. 
Die Schätzungsfehler werden besprochen, 
die Fehlerquellen gesucht. Bei reiner 
Luft, vor allem nach Gewittern oder 
wenn der Föhn im Anzuge ist, schätzt 
mau meist zu kurz, ebenso auch bei 
hügeligem Gelände, wenn die dazwischen 
liegenden Mulden und Täler nicht sichtbar 
sind. Im Knieen und Liegen sowie bei 
trübem Wetter wird häufig zu weit ge 
schätzt. Ein sicheres und rasches Schätzen 
von Entfernungen ist für jeden Soldaten 
bei Meldungen und vor allem beim 
Schießen von hohem Werte; denn der 
Führer und die Schätzer können im 
Kampfe fallen oder die Angaben über 
das Visier können nicht durchdringen. 
Heute sind Uebungen im Weit- und 
Scharfsehen um so notwendiger, weil sich 
die Arbeit vieler Menschen zum größten 
Teile in geschlossenen Räumen und viel 
fach bei künstlichem Licht abspielt. Es 
ist nötig, die Augen wieder zu schärfen. 
Man läßt bei fernen Dingen wie Häusern, 
Bäumen, Wegweisern, Feldkreuzen, Tele 
graphenstangen usw. Einzelheiten an 
geben, stellt in gewissen Abständen Per 
sonen auf, die ihre Kopfbedeckung wechseln, 
plötzlich sich erheben und wieder hin 
legen, bestimmte Zeichen geben und fordert 
die Beobachter auf, das Gesehene immer 
genau anzugeben.. . 
Außerdem werden Uebungen im Winken 
(Zeichengeben), Spurenlesen und Horchen 
nötig sein („wir müssen stehend oder 
liegend unterscheiden können, ob sich 
Menschen oder Wagen und Pferde uns 
nähern, ob ihre Zahl groß ist usw."). 
O. 
Mitteilungen. 
Die Bewährung unserer Kriegsfreiwilligen. 
In diesem Weltkriege sind Hunderttausende 
von jugendlichen Kriegsfreiwilligen, vielfach 
von der Schulbank weg, ins Feld gezogen. 
Was sie leisten oder nicht leisten, wie sie sich 
bewähren, das gibt uns unter Umständen 
einen Maßstab ab zugleich für die Leistungen 
und Mängel unseres gesamten Erziehungs 
wesens. Mindestens aber wird das Ver 
halten dieser Jugendlichen unter dem Druck
	        
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