Full text: Pharus - 6.1915, Halbjahrband 1 (6)

Bücherschau. 
287 
Jugendpflege. 
Hammer, Walter, Nietzsche als Erzieher. 
(Zwanzig Briefe an einen Wandervogel.) 
Leipzig, Vollrath. 1914.166 S. Geb.Mk.2. 
Der verdienstvolle Verfasser von „General 
anzeigerpresse" und „Dokumente des Vege 
tarismus" entnimmt der Philosophie Nietzsches 
unter Ablehnung von dessen radikalen staats 
feindlichen, atheistischen und antichristlichen 
Grundsätzen eine Reihe von „kulturschöpse 
rischen Gedanken". Er spricht vom Kampf gegen 
„deutsche Biergemütlichkeit und Alkoholge 
sinnung", von heroischer Naturbetrachtung", 
von „sanehhgienisch begründeter Lebenslehre", 
von „prachtvoll geschmeidiger Leiblichkeit", 
von „Herrwerden über Kaufmann und Phi 
lister" und „stolzer Männlichkeit", von „Be 
freiung aus der Sklaverei der öffentlichen 
Meinung" u. a. Die Wandervögel sind ihm 
in erster Linie dazu berufen, diese „neuen" 
Grundsätze ins Leben überzuführen. — Das 
Buch läßt bei aller kernigen und kraftvollen 
Bekämpfung moderner deutschen Kulturwidrig 
keiten eine starke Begeisterung für Nietzsche 
und dessen Radikalismus erkennen. Zur Er 
kenntnis des Wesens der Wandervogelbe 
wegung ist es ein wertvoller Beitrag. 
Dr. I. Schwab, Parkstein. 
Jugend, Die. Vorträge für Jugendvereine. 
Herausgegeben vom Volksverein für das 
katholische Deutschland. 3. Heft: Charak 
terbildung. M.-Gladbach, Volksvereins 
verlag. 1913. 130 S. Mk. 1. 
Die Vorträge (Charakteranlagen-Flegel 
jahre — Verstimmungen im Jugendleben — 
Die gefährlichste Klippe — Die Phantasie — 
Jugendlicher Wankelmut — Willensenergie — 
Menschenfurcht — Oeffentliche Meinung — 
Lektüre — Geld — Wirtshaus — Sonn 
tage — Freundschaft — Anstand — Dank 
barkeit — Gemeinsinn — Eltern — Priester 
— Berufskenntnisse — Religiöse Kenntnisse — 
Menschenkenntnis — Das Mädchen — Un 
glaube — In der Fremde) sind ersichtlich 
aus der Praxis herausgewachsen. Sie bringen 
den Stoff in guter Ordnung und in leicht 
verständlicher, fließender Darstellung. Mit 
kurzen, lebensvollen Beispielen versehen, wer 
den diese Vorträge ihren Eindruck auf die 
Jugend nicht verfehlen. — Das Heft kann 
den Präsides der Jugendvereine bestens emp 
fohlen Werden. Dr. I. Schwab, Parkstein. 
Iugendabende, Darbietungen für unsere 
Jugend im Jugendheim. Herausgegeben 
im Aufträge des Arbeitsausschusses für 
Jugendpflege im Regierungsbezirk Merse 
burg von Karl Hemprich. I.Heft. Langen 
salza, Beltz. 1914. 79 S. Mk. 1,25. 
„Fröhliche, erquickliche, das Herz begei 
sternde, den Willen stärkende Stunden un 
serer lieben Jugend an traulichen Winter 
abenden in ihren Heimen und den Versamm 
lungsräumen zu verschaffen, dazu sollen die 
,Jugendabende' mithelfen." — Das vor 
liegende erste Heft ist für diesen Zweck vor 
züglich geeignet, und wird der ganzen Samm 
lung viele Freunde werben. Erzählungen 
wie „Der Kampf am Kirchhof von Beaune 
la Rolande", „Fliegers Tod", „Wie Johannes 
Ruhn Kaufmann wurde" werden in der Jugend 
begeisterte Zuhörer finden. Mögen die folgen 
den Hefte nicht lange auf sich warten lassen. 
Dr. I. Schwab, Parkstein. 
Iugendpflege-Urbeit. 2. Teil: Der Kieler 
Jugendpfleger-Kursus 1913 in Vorträgen 
und Berichten. Herausgegeben vom Orts 
ausschuß für Jugendpflege in der Stadt 
Kiel. Leipzig. Teubner. 1914. 198 S. 
Mk. 2; kart. Mk. 2.50. 
Die hier gesammelten Vorträge behan 
deln alle wichtigen Fragen der modernen 
Jugendpflege: Rechtsfragen in der Jugend 
pflege, Jugendpflege auf dem Lande, religiöse 
Beeinflussung Jugendlicher, staatsbürgerliche 
Erziehung, Wandern und Geländespiele, 
Jugendheime, Lichtbilder, Kino u. a. Den 
Grundsätzen, die hier ernste und erfahrene 
Jugendpfleger aussprechen, wird man gerne 
zustimmen, wie auch das Buch zur Einfüh 
rung in die moderne Jugendpflege überhaupt 
die besten Dienste leisten wird. Das Literatur 
verzeichnis ist übrigens weder reichhaltig, 
noch mit besonderem Geschick zusammengestellt. 
Dr. I. Schwab, Parkstein. 
Lauterbach, F., Fürs Vaterland. Er 
fahrungen aus der Jugendpflege auf dem 
Lande. Leipzig, Dürr. 1914. 173 S. 
Brosch. Mk. 2,40. 
Die Broschüre ist vor dem Kriege ge 
schrieben worden. Die bange Furcht, eS 
möchte bei dem kommenden Kampfe um unsere 
Existenz auch die Landjugend versagen, hat 
es diktiert. Dem fortschreitenden Nieder 
gang gegenüber ist lokale und persönliche 
Jugendpflegetätigkeit machtlos, ganze Arbeit 
ist nötig: Volksschulpflicht bis zum 16. Lebens 
jahr, daran anschließend Fortbildungsschule 
für beide Geschlechter, mehr Handbetätigung 
auch in der Landschule, Verpflichtung zum 
Anschluß an einen Jugendverein, erhöhter 
und ernster Jugendschutz. Die Mittel hierzu 
müssen aufgebracht werden, wie ein Wehr 
beitrag. Die gehegten Befürchtungen sind, 
Gott sei Dank, nicht eingetroffen. Unsere 
wehrhafte Jugend erweist sich der Väter 
wert. Ob wir aber nach einem Jahrzehnt 
noch dieselbe stattliche und starke und einige 
Wehrmacht hätten aufbieten können? Dieser 
Blick in die Zukunft macht das Buch Lauter 
bachs auch heute noch aktuell. Wehrfähigkeit 
der Landjugend zum Schutze des Volkstums, 
das unser höchstes Gut darstellt: das ist für 
den Verfasser Ziel und Ende der Jugendpflege. 
Religion, freilich eine gefühlsmäßige, imma 
nente, erscheint ihm als notwendig für sie.
	        
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